Hintergrund

Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit 

Die Berichte des Weltklimarates zeigen eindeutig: Weltweit werden Starkregen stärker, Hitzewellen tödlicher, Böden trockener, Wirbelstürme und Sturmfluten richten mehr Verluste und Schäden an. Das gefährdet unsere Gesundheit auf vielfältige Weise.

Foto: Schwitzender Mann wischt sich mit Taschentuch die Stirn ab.

Hitze belastet Körper und Geist

Ob Hitzeausschlag, Hitzekrämpfe oder Hitzschlag,– bei einer zu langen Exposition in großer Hitze versagt die Thermoregulierung des Körpers. Die Folgen sind immer häufiger tödlich. Aktuelle Studien zeigen, dass die hohen Temperaturen in den vergangenen Sommern in Europa zu hunderttausenden hitzebedingten Sterbefällen geführt haben – allein in Deutschland sind es Schätzungen zufolge jährlich bis zu 20.000 Menschen, die an den Folgen der Hitze sterben. Somit fallen hierzulande mittlerweile deutlich mehr Menschen dem Klimawandel zum Opfer als dem Straßenverkehr. Als besonders gefährdet gelten Säuglinge und Kleinkinder, deren Kühlmechanismen noch nicht ausgereift sind, vor allem aber auch ältere Menschen. Nach Berechnungen der Bundesärztekammer hat ein Viertel der rund 18 Millionen Menschen über 65 Jahre in Deutschland ein erhöhtes Risiko, hitzebedingt ins Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… zu müssen. Abhängig von der Klimapolitik könnte sich die Zahl bis zum Jahr 2050 bereits auf 85 Prozent erhöhen – das ist das Ergebnis einer Studie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC basierend auf Abrechnungsdaten der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… .

Eine weitere Risikogruppe sind Menschen mit Vorerkrankungen. So steigt etwa bei Hitze das Risiko für eine Unterzuckerung, weshalb Diabetikerinnen und Diabetiker besonders gefährdet sind. Menschen mit Diabetes haben zudem oft eine beeinträchtigte physiologische Hitzeanpassung, etwa durch eine geringere Aktivität bestimmter Nervenbahnen, die die Schweißdrüsen und Blutgefäße regulieren. Steigende Lufttemperaturen sind auch mit einem erhöhten Risiko für Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen verbunden.

Zu den körperlichen Belastungen kommen die psychischen: Extreme Hitze kann vor allem bei bereits Geschwächten Stress, Ängste und Depressionen verstärken und erhöht das Suizidrisiko. Der Weltklimarat zeigt auf, dass die Klimakrise ein immer größeres Risiko für die psychische Gesundheit darstellt und suizidales Verhalten verstärken kann. Ereignisse wie die Flutkatastrophe 2021 in Westdeutschland haben auch langfristige Folgen für die Psyche der Betroffenen und stellen die Gesundheitssysteme Der Zugang aller Bürger zu einer umfassenden gesundheitlichen Versorgung unabhängig von ihrem… regional vor große Herausforderungen. Hitze beeinträchtigt nicht zuletzt den Schlaf – und wer zu wenig schläft, ist nicht nur gereizt und müde, auch die Stressresistenz und die allgemeine Leistungsfähigkeit nehmen ab.

Mehr Allergien, schwerere Verläufe

Neben der Hitze und den damit einhergehenden körperlichen Belastungen hat der Klimawandel aber auch indirekte gesundheitliche Auswirkungen. So hat sich in den vergangenen Jahrzehnten beispielsweise die Allergiesaison deutlich verlängert. Die Pflanzen produzieren ihre Pollen bereits deutlich früher und auch deutlich länger. Durch das mildere Klima konnten zudem neue hochallergene Pflanzen wie Ambrosia hier heimisch werden.

Einige Studien zeigen auch, dass die Pollen selbst aggressiver werden, möglicherweise als Reaktion auf Umweltschadstoffe. Das legen unter anderem Untersuchungen mit Birkenpollen nahe: Unter dem Einfluss von Luftschadstoffen bilden sie mehr Allergie auslösende Proteine und neue Allergene aus, Luftschadstoffe verändern auch das Mikrobiom auf der Pollenoberfläche zum Nachteil. So kommt es immer häufiger bei Allergien zum sogenannten Etagenwechsel – dabei gehen die Allergiesymptome auf die Lunge über und es entwickelt sich ein allergisches Asthma.

Neue Infektionskrankheiten

Der Klimawandel begünstigt auch die Verbreitung von neuen Infektionskrankheiten. Heißere Sommer und mildere Winter verbessern die Lebensbedingungen für Insekten, Nagetiere, Vögel und andere Lebewesen, die Infektionskrankheiten verbreiten. Ein Beispiel hierfür sind Zecken als Überträger von Borreliose, Fraühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und neuerdings auch Krim-Kongo-Fieber.

Infektionskrankheiten, die bislang auf tropische und subtropische Regionen beschränkt waren, breiten sich durch den Temperaturanstieg auch in Deutschland aus. Exotische Stechmückenarten wie die Asiatische Tigermücke tragen nach Angaben des Umweltbundesamtes zu einer Ausbreitung neuer, bisher in Deutschland nicht heimischer Infektionskrankheiten bei. So treten Infektionen wie Dengue, Chicungunya, Zika und Gelbfieber seit einigen Jahren immer öfter auch in Deutschland auf.

In der Klimakrise können aber auch unsere bislang harmlosen heimischen Mücken zur Bedrohung werden: Es ist davon auszugehen, dass zum Beispiel das West-Nil-Virus aufgrund der steigenden Temperaturen in Deutschland in einheimischen Stechmücken hierzulande überwintert. Im Sommer 2022 warnte der damalige Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sogar vor der Rückkehr der Malaria. Mehr als die Hälfte der bekannten Krankheiten, die auch den Menschen befallen, können durch den Klimawandel verschlimmert werden.