Pflege: So unterstützt die AOK Niedersachsen  

Die Pflege steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen: Während die Zahl der hochbetagten und pflegebedürftigen Menschen in Niedersachsen jedes Jahr steigt, gibt es parallel einen Mangel an Fachkräften und daraus resultierend auch eine Überlastung des Pflegepersonals. Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen in Niedersachsen werden aktuell im häuslichen Umfeld von Angehörigen betreut. Gleichzeitig steht die Soziale Pflegeversicherung vor einer bundesweiten Finanzlücke von rund einer Milliarde Euro und ist nicht nachhaltig gesichert. Steigende Beiträge und Eigenanteile belasten Versicherte, Pflegebedürftige und ihre Familien. Die AOK Niedersachsen setzt sich mit gezielten Angeboten sowohl für die Belange der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen als auch für gesündere Arbeitsbedingungen der Pflegebeschäftigten ein.

Foto: Ältere Frau unterhält sich mit einem Mann

Zahlen zu Pflegeeinrichtungen in Niedersachsen

Einrichtungsart

Anzahl zugelassene Pflegeeinrichtungen

Platzzahl

Ambulante Pflegedienste

 1.432

 

Betreuungsdienste

nach dem SGB XI

 8

 

Solitäre
Kurzzeitpflegeeinrichtungen

 26

 434

Teilstationäre Pflege
Tages- / Nachtpflegeeinrichtungen

 724

 13.603 Tagespflegeplätze

 44 Nachtpflegeplätze

Vollstationäre
Pflegeeinrichtungen

 1.433

 108.059
 

(Datenstand: 01.04.2024).

In Niedersachsen sind ca. 3.625 Pflegeeinrichtungen zur Versorgung mit Pflegeleistungen nach § 72 SGB XI zugelassen.

Mit einem Versorgungsvertrag werden die Versorgungsmodalitäten mit den Einrichtungen festgelegt. Wenn sich an diesem Vertrag etwas ändert oder eine Pflegeeinrichtung neu auf den Markt treten möchte, unterstützt die AOK Niedersachsen hierbei als kompetenter Berater und stellt den Vertrag zur Zulassung aus.

Die in Niedersachsen zugelassenen Einrichtungen werden regelmäßig vom Medizinischen Dienst (MD) und dem Prüfdienst der privaten Krankenversicherung auf ihre Pflegequalität kontrolliert. Diese prüfen, ob alle gesetzlichen und vertraglichen Anforderungen erfüllt werden. Bei den insgesamt rund 1.430 ambulanten Pflegediensten wird darüber hinaus die Abrechnung von Pflegeleistungen überprüft. Die AOK Niedersachsen begleitet die Qualitätsprüfungen von 44 Prozent aller zugelassenen Einrichtungen in Niedersachsen. Die weiteren 56 Prozent werden von anderen Landesverbänden der Pflegekassen begleitet.

Besteht der Verdacht auf pflegerische Mängel, kann eine sogenannte Anlassprüfung veranlasst werden, bei der der Schwerpunkt auf der Ergebnisqualität liegt. Hier steht die AOK Niedersachsen Pflegebedürftigen, Zugehörigen und anderen Personen gerne zur Seite.

Tarifliche Bezahlung in Pflegeeinrichtungen

Nach den Regelungen des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) dürfen die Landesverbände der Pflegekassen seit 1. September 2022 Versorgungsverträge nur noch mit Pflegeinrichtungen schließen, die ihre Beschäftigten mindestens in Tarifhöhe bezahlen. Die AOK Niedersachsen betreut federführend 3600 Pflegeeinrichtungen in Niedersachsen. Aktuelle Zahlen zeigen:

22 Prozent der Einrichtung haben einen Tarifvertrag vereinbart;

13 Prozent der Einrichtungen orientieren sich bei der Vergütung an einem Tarifvertrag;

65 % der Einrichtungen orientieren sich bei der Vergütung am regional durchschnittlichen Entgeltniveau.

(Stand: April 2024).

Die AOK Niedersachsen begrüßt die Gehaltsentwicklung in der Altenpflege. Darüber hinaus bedarf es selbstverständlich weiterer Maßnahmen zur Entlastung des Pflegepersonals. Die AOK Niedersachsen engagiert sich mit konkreten Vorschlägen in der vom Land initiierten „Konzertierte Aktion Pflege Niedersachsen“ (KAP.Ni), um die Arbeitsbedingungen in der Pflege auch weiter zu verbessern.

Die Konzertierte Aktion Pflege Niedersachsen (KAP.Ni)

Die AOK Niedersachsen ist seit 2019 Partner der Konzertierten Aktion Pflege Niedersachsen (KAP.Ni). Im Rahmen von KAP.Ni arbeiten das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, die Pflegekassen, die niedersächsischen Wohlfahrtsverbände, die Verbände der privaten Anbieter, die Kommunalen Spitzenverbände und die Vertretungen der Pflegekräfte zusammen, um spürbare Verbesserungen in der Pflege zu erreichen.

Im August 2023 wurde ein 10-Punkte-Plan mit folgenden Schwerpunkten beschlossen:

  • Fachkräftegewinnung
  • Unterstützung für pflegende Angehörige
  • sowie Entbürokratisierung und Digitalisierung

Drei Aspekte sind bereits in der Umsetzung:

  • die Verhandlung einer besseren Vergütung für die Kurzzeitpflege
  • die Entwicklung und Testung von attraktiveren Arbeitszeitmodellen und
  • die Entbürokratisierung in der Leistungsabrechnung und bei Kontrollen

Konkrete Ergebnisse:

  • Die Einigung der Rahmenvertragspartner für eine auskömmliche Finanzierung der Kurzzeitpflege ist im Februar zu Stande gekommen. Dadurch wird ein Ausbau des Angebots an Kurzzeitpflegeplätzen in Niedersachsen erwartet – das wird nicht zuletzt pflegende Angehörige entlasten.
  • Bezüglich der Entbürokratisierung wird gerade eine neue Vereinbarung ausgearbeitet, mit der die Kontrollen von Heimaufsichtsbehörden und Medizinischem Dienst besser aufeinander abgestimmt werden – das entlastet die Beschäftigten in der Pflege. Es geht auch um die Digitalisierung der Leistungsabrechnung, eine weitere Entlastung für Beschäftigte.
  • Mit Blick auf attraktivere Arbeitszeitmodelle wird beispielsweise in einer Einrichtung die Vier-Tage-Woche getestet. 

Forschung zur Belastung pflegender Angehöriger – das Projekt GARDA

Von den etwa fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden rund 80 Prozent zu Hause versorgt. Für Angehörige bedeutet die Pflege oft eine große Belastung – sowohl körperlich als auch seelisch. Besonders dann, wenn sie selbst in einem höheren Alter sind, gesundheitlich beeinträchtigt oder die Pflege mit beruflichen bzw. familiären Verpflichtungen vereinbaren müssen. Dennoch zeigen Studien, dass pflegende Angehörige Angebote zur eigenen Entlastung selten oder erst bei Überlastung annehmen.

Das Projekt „Gesundheitsökonomische Auswertung der Belastung pflegender Angehöriger“ (GARDA) untersucht daher die Gesundheits- und Versorgungssituation von pflegenden Angehörigen in Niedersachsen und Bayern. Die Krankheitslast pflegender Angehöriger und deren Bedarf an spezifischen, zielgerichteten Unterstützungsangeboten werden im GARDA-Projekt mit Routinedaten der AOKs Niedersachsen und Bayern durch die Versorgungsforscher ermittelt.

Zusätzlich erfolgt online eine Befragung von insgesamt rund 20.000 pflegenden Angehörigen. So sollen bedarfsgerechte Präventionsmaßnahmen entwickelt und in der Beratung pflegender Angehöriger verankert werden. Projektpartner sind die Leibniz Universität Hannover (Leitung) und die AOKs Niedersachsen und Bayern. Die Untersuchung läuft seit Januar 2023 bis Dezember 2025. Sie wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit ca. 877.000 Euro gefördert.  

Hilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige

So lange wie möglich in häuslicher Umgebung bleiben – das ist der Wunsch der meisten pflegebedürftigen Personen in Niedersachsen. Für pflegende Angehörige ist dies eine große Herausforderung und kann zur Belastung werden. Damit sie den vielfältigen Anforderungen des Pflegealltags besser gewachsen sind, bietet die AOK Niedersachsen spezielle Unterstützung in unterschiedlichen Formen an.

Pflegeberatung der AOK Niedersachsen

Die AOK Niedersachsen legt großen Wert darauf, Ratsuchende umfassend zu unterstützen und diesen bei der Pflege vor Ort zu helfen. Unsere Pflegeberater beraten zu individuellen Pflegesituationen. Dabei unterstützen wir Pflegebedürftige und deren Angehörige bzw. Ratsuchende unter anderem beim Vorbereiten und Einreichen sämtlicher Formalitäten rund um die Pflege, bei der Suche eines ambulanten Dienstleisters oder eines Pflegeheims in der Nähe. Dies kann sowohl telefonisch, online oder vor Ort in den eigenen vier Wänden erfolgen.

Pflegeberatung | AOK

Pflegekurse der AOK Niedersachsen

Spezielle Pflegekurse von eigenen Pflegefachpersonen der AOK Niedersachsen vermitteln Angehörigen nützliches Basiswissen für den Pflegealltag.

Darüber hinaus gibt es u.a. Pflegekurse:

  • zum Thema Gesundheit und Prävention,
  • rund um die Hygiene und Körperpflege,
  • zu Stürzen und Hilfsmitteln,
  • zu Positionierung und Mobilisation und
  • zum Betreuungsrecht.

Neben den allgemeinen Gruppenkursen rund um eine häusliche Pflegesituation, sind genauso individuelle Schulungen als auch Online-Pflegekurse möglich. Sämtliche Angebote können online gebucht werden.

Alles zu den Pflegekursen Angeboten:

Pflegekurse | AOK

Pflege im Alltag

Pflege im Alltag zu organisieren ist eine große Aufgabe. Damit alles reibungslos funktioniert, begleitet die AOK Niedersachsen ihre Versicherten – ob Pflegeberatung, Pflegeversicherung oder Pflegegrade. Im nachfolgenden Link sind die Informationen kompakt zusammengefügt.

Pflege im Alltag | AOK

Pflege und Beruf vereinbaren

Pflegende Angehörige, die berufstätig sind, müssen zeitlich flexibel sein. Mitunter ist auch finanzielle Unterstützung gefragt, um Ausfälle auszugleichen. Auch hier steht die AOK beratend zur Seite. Alle rechtlichen Ansprüche z.B. zum Pflegeunterstützungsgeld oder dem Pflegezeitgesetz sind unter folgendem Link zu finden:

Pflege und Beruf | AOK

Pflegestützpunkte

In den Pflegestützpunkten stehen Pflegeberater für ein persönliches und unabhängiges Beratungsgespräch zur Verfügung. Die Beratung erfolgt kassenübergreifend.

Pflegestützpunkte | AOK

Betriebliches Gesundheitsmanagement – „Pflege.Kräfte.Stärken.“

Seit vielen Jahren zeigen die niedersächsischen AOK-Analysen, dass die Krankenstände in den pflegenden Berufen überdurchschnittlich angestiegen sind. Sie erhöhten sich von 6,9 % (alle Berufe bei 5,2 %) im Jahr 2012 schrittweise auf 7,8 % (alle Berufe 5.6 %) im Jahr 2021, erreichten im Pandemiejahr 2022 einen Höchststand von 9,4 % (alle Berufe 7,1 %) und gingen 2023 leicht zurück auf 9,2 Prozent (alle Berufe 6,8 Prozent).

Im Projekt „Pflege.Kräfte.Stärken.“ berät die AOK Niedersachsen Pflegeeinrichtungen und Kliniken landesweit mit einem 30-köpfigen Fachteam zu betrieblicher Gesundheitsförderung und Bewohnerprävention. Die Beratung findet vor Ort oder auch in digitaler Form statt. Dabei wird der konkrete Bedarf der Betriebe ermittelt und dann aktiv unterstützt – von Stressbewältigung über ergonomisches Arbeiten bis zu Dienstplangestaltung. Mehr Achtsamkeit mit den eigenen Ressourcen und ein gesunder Umgang mit Stress verbessern für Pflegekräfte Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.

Ein wichtiger Teil der AOK-Initiative ist die Pflege-Mediathek, die in Niedersachsen bereits von mehr als 1000 Einrichtungen genutzt wird. Sie bietet Unternehmen multimediale Schulungen rund um die Themen Pflege, Prävention und betriebliche Gesundheitsförderung – aktuelle Informationen und praktische Lerntools. Speziell für stationäre Altenpflegeeinrichtungen informiert die Mediathek umfassend über Möglichkeiten der Bewohnerprävention.

Ziel der Initiative, die Mitte des Jahres als Projekt ausläuft, ist es, auf der Basis einer breit angelegten Interessensermittlung möglichst viele Pflegeeinrichtungen und Kliniken von den Vorteilen einer betrieblichen Gesundheitsförderung zu überzeugen. Dazu gehört die Stärkung der Mitarbeitergesundheit und Resilienz sowie eine Verbesserung der Arbeitgeber-Attraktivität, um Mitarbeitende zu halten oder neu zu gewinnen.

Person: Stefanie Ohlendorf, Pressesprecherin AOK Niedersachsen
Pressesprecherin

Stefanie Ohlendorf

AOK Niedersachsen