Hintergrund

ePA für alle? Dr. Dashti sagt: Ja, bitte!

Viele Ärztinnen und Ärzte haben Vorbehalte gegen die „ePA für alle“. Nicht so Dr. Hiwa Dashti. In seiner Eberswalder Praxis zeigt er auf, wie die digitale Patientenakte die Versorgung konkret verbessern wird.

Viele Ärztinnen und Ärzte haben Vorbehalte gegen die „ePA für alle“. Nicht so Dr. Hiwa Dashti. In seiner Eberswalder Praxis zeigt er auf, wie die digitale Patientenakte die Versorgung konkret verbessern wird. 

Ein leiser Piepton. Patient Nummer 12 steht auf und verlässt das „Wald-Wartezimmer“ – eine Holzterrasse zwischen Robinien, am Rande des Naturparks Barnim. Kein Ruf durchs Haus, keine Wartezimmeransage. Ein Funkpieper signalisiert: Sie sind dran.

Drinnen sitzt Hausarzt Dr. Hiwa Dashti in seinem Behandlungszimmer, spricht mit dem Patienten – während im Hintergrund eine KI, die er aktuell testet, zuhört, mitschreibt und Zusammenfassung, Dokumentation und Abrechnung vorbereitet. Dr. Dashti verabschiedet den Patienten, muss nur noch kurz nachkontrollieren, was die KI vorbereitet hat. „Ich bin fertig, bevor der Patient geht“, sagt er, lehnt sich zurück und wirkt kein bisschen gestresst.

In einem System, das viele seiner Kolleginnen und Kollegen als überreguliert, ineffizient und überlastet empfinden, wirkt das wie ein Wunder. Doch bei Dr. Dashti ist es Alltag. Seit Jahren testen er und sein Praxisteam digitale Tools – Sprachassistenten, Entscheidungshilfen, Fehlerreportingsysteme. Mehr als ein Dutzend Innovationsprojekte listet seine Praxis-Website. Was nicht funktioniert, wird wieder verworfen. Was funktioniert und Vorteile bringt bleibt.

Dr. Hiwa Dashti, Facharzt für Innere Medizin

„ePA für alle“ – endlich digitaler Durchblick?

Jetzt also die „elektronische Patientenakte für alle“ – das bislang größte Digitalvorhaben im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… . Nach der Testphase startet die ePA am 29. April nun auch in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

„Ich freue mich darauf“, sagt Dr. Dashti. Er hat klare Vorstellungen, wie sich dadurch sein Berufsalltag verändern wird. Denn obwohl in seiner Praxis schon vieles digital läuft, kämpft er noch immer mit den Schwächen eines fragmentierten Systems.

Ein Fall vor wenigen Wochen zeigt das eindrücklich: Ein junger Mann kommt zur Nachsorge nach einem Verkehrsunfall. Ihm ist schwindelig, er klagt über Schmerzen am Kopf und in der Brust. Doch der Patient weiß nicht mehr, welche Untersuchungen im Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… gemacht wurden. Einen Arztbrief hat er nicht dabei.

Dr. Dashti ruft in der Rettungsstelle an. Die Schwester will die Befunde faxen – doch das Fax kommt nie an. Also schickt er den Patienten zum Röntgen. Später telefoniert er sich bis zur Chefärztin durch, erfährt schließlich: Es wurde bereits alles gemacht – inklusive CT des Schädels. Befund: unauffällig.

„Zwei Stunden Aufwand, unnötige Doppeluntersuchung, vermeidbare Strahlenbelastung“, sagt Dashti. „Mit der ePA hätte ich alles in wenigen Klicks gesehen.“

Digitale Medizin ist seine gelebte Biografie

Warum ist Dr. Dashti so offen für Neues? Der Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… zögert kurz, der Blick geht in die Ferne. Dann beginnt er zu erzählen: Seine Technikbegeisterung wurzelt in der eigenen Geschichte. Ende der 1980er floh seine kurdische Familie aus dem Irak nach Deutschland. Als Teenager, kaum Deutsch sprechend, wurde er in Berlin eingeschult – und übte stundenlang Schreiben auf der elektrischen Schreibmaschine. Später im Medizinstudium waren digitale Hilfsmittel Verordnungsfähige Hilfsmittel im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind Seh- und… selbstverständlich.

Heute ist Dashti dreifacher Facharzt Will ein Arzt nach erfolgter Approbation eine Fachgebietsbezeichnung (zum Beispiel Arzt für… mit eigener Praxis – und nutzt die Technik immer noch, um voranzukommen und Zeit zu gewinnen: für Gespräche, Diagnosen, Entscheidungen.

Team - Hausarztpraxis Dr. Dashti

Papier kostet nicht nur Zeit und Ressourcen– manchmal ist es problematisch

Ein weiterer Fall: Eine ältere Patientin zieht nach Eberswalde, sucht einen neuen Hausarzt. „Was nehmen sie für Medikamente?“, fragt Dr. Dashi. „Rote, gelbe und grüne“, antwortet sie. Der alte Hausarzt? Im Ruhestand. Die Akten? Nicht auffindbar.

Dr. Dashti verschreibt Medikamente gegen Diabetes und Bluthochdruck. Wenig später ruft ihn die Apothekerin an, bei der die Patientin die Medikamente abholen wollte: Die Patientin nimmt auch ein Mittel gegen Herzschwäche. Die Kombination hätte zu Herzrhythmusstörungen führen und somit lebensbedrohlich sein können. Nur der Zufall – dieselbe Apothekerin, dieselbe Filiale – verhindert Schlimmeres.

Auch dieser Fall wäre mit der ePA vermeidbar gewesen. Ein digitaler Medikationsplan Patientinnen und Patieten, die drei oder mehr Arzneimittel anwenden, haben seit 2016 einen Anspruch… hätte die Wechselwirkung sichtbar gemacht – und eine fundiertere Entscheidung ermöglicht.

Weniger reden, mehr ausprobieren

Dr. Dashti weiß, dass neue Technik nicht reibungslos startet. In den ersten Testregionen der „ePA für alle” in Hamburg, Franken und NRW lief noch nicht alles rund. Aber er erinnert an das E-Rezept – auch dort holperte es anfangs, heute ist es Alltag.

„Wir müssen den Mut haben, neue Prozesse einzuüben“, sagt er. „Und nicht nur darüber reden, was alles schieflaufen könnte – sondern mehr darüber, was wir gewinnen.“ Dann setzt er sein Headset auf. Der nächste Termin steht an – ein Call mit dem Softwareanbieter. Es geht um das neue ePA-Modul.

Draußen auf der Terrasse vibriert ein weiterer Pieper. Patient Nummer 13 ist an der Reihe. Wenn es nach Dr. Dashti geht, ist das digitale Wartezimmer erst der Anfang.

Von Robin Avram

Aktuelle Presseinformationen zum Thema

Symbolbild einer Frau, die mit einem Kaffeebecher in der Hand in einer großen offenen Küche steht und auf das Smartphone in ihrer anderen Hand blickt.
16.04.2025AOK Nordost2:30 Min
Symbolbild eines Mannes, der gemütlich auf einem Sofa sitzt und auf einem Smartphone tippt.
16.04.2025AOK Nordost2:30 Min
Symbolbild einer älteren Frau, die auf einem Sofa sitzt und ihr Smartphone antippt.
16.04.2025AOK Nordost2:30 Min