Pressemitteilung

Adipositas nimmt in Berlin um 35 Prozent zu

02.08.2023 AOK Nordost 4 Min. Lesedauer

AOK Nordost veröffentlicht regionalen Gesundheitsatlas

Berlin | Jeder neunte AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Versicherte in Berlin hat eine Adipositas-Diagnose, ist also stark übergewichtig. Das sind 35 Prozent mehr Menschen als noch vor zehn Jahren. Das geht aus dem neuen AOK Nordost Gesundheitsatlas hervor. Der Atlas zeigt zudem detailliert, in welchen Berliner Kiezen die Fettleibigkeit besonders verbreitet ist.

Im Kiez rund um die Immanuelkirchstraße im Prenzlauer Berg sind nur rund sechs Prozent der AOK-Versicherten adipös – ein berlinweiter Tiefstwert. Der Ortsteil Oberspree in Treptow-Köpenick liegt am anderen Ende der Skala: Rund 19 Prozent sind hier stark übergewichtig. Also mehr als drei Mal so viele.

Berlinweit hat das Problem mit starkem Übergewicht zugenommen. Im Jahr 2011 erhielten rund acht Prozent der AOK-versicherten Berlinerinnen und Berliner die ärztliche Diagnose Adipositas. 2021 waren es dann schon rund 11 Prozent. Hochgerechnet etwa 380.000 Berlinerinnen und Berliner leiden laut AOK-Analyse an Adipositas. Und das sind nur die ärztlich diagnostizierten Fälle, die Dunkelziffer liegt weit höher. Das Robert-Koch-Institut ermittelte 2012 in einer repräsentativen Stichprobe, dass 23 Prozent der Deutschen adipös sind. Neuere repräsentative Zahlen des RKI Das Robert Koch-Institut (RKI) ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für… liegen nicht vor. Die AOK-Zahlen sind annähernd repräsentativ, denn die AOK Nordost ist eine der größten Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… in Berlin.

„Es ist besorgniserregend, dass die Adipositas-Häufigkeit in Berlin stark zugenommen hat. Unser Gesundheitsatlas zeigt eindrücklich, dass Adipositas der wichtigste Risikofaktor für die meisten anderen chronischen Krankheiten ist. Die Bundesregierung ist aufgerufen, gegenzusteuern – und verbindliche Reduktionsziele für den Fett- und Zuckergehalt von Lebensmitteln zu verabschieden. Aber auch Betriebe, Kitas, Schulen und die Berliner Bezirke sind gefordert, mehr zu tun, um Adipositas wirksam vorzubeugen. Wir unterstützen gerne dabei“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.

 

Der heute auf dieser Website veröffentlichte interaktive AOK Nordost Gesundheitsatlas gibt detaillierte Einblicke, wie weit verbreitet die zehn häufigsten chronischen Erkrankungen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind. Und zwar nicht nur auf Ebene der Landkreise oder Bezirke. Sondern für Berlin für jeden der über 542 Ortsteile oder genauer gesagt Planungsräume der Hauptstadt. Ob Adipositas, Depressionen oder Rückenschmerzen: Der Atlas zeigt mit animierten Karten auf, wo und wie sehr diese Volkskrankheiten seit 2010 zugenommen haben. Und er gibt detaillierte Prognosen für das Jahr 2040.

Der Gesundheitsatlas zeigt konkret, dass AOK-Versicherte mit Adipositas ein rund doppelt so hohes Risiko haben, an Rückenschmerzen, Depressionen, Asthma und der Lungenkrankheit COPD zu erkranken.

Von einer koronaren Herzkrankheit sind adipöse Menschen rund 120 Prozent häufiger betroffen, von Diabetes rund 450 Prozent häufiger und von Bluthochdruck sogar rund 620 Prozent häufiger. Aber auch für Dickdarmkrebs (36 Prozent) und bösartige Krebs-Neubildungen (46 Prozent) haben adipöse AOK-Versicherte ein höheres Risiko.

Besonders von Adipositas betroffen sind die Bewohnerinnen und Bewohner sozial benachteiligter Kieze. Sie haben ein 13 Prozent höheres Risiko für Adipositas als die Bewohnerinnen und Bewohner der reichsten Berliner Kieze. Arbeitslose AOK-Versicherte haben sogar ein 22 Prozent höheres Risiko, an Adipositas zu erkranken.

Entsprechend zeigt die kleinräumige Karte des Gesundheitsatlas einen hohen Adipositas-Anteil in den sozial schwächeren Wohnlagen in Kreuzberg, Neukölln, Marzahn-Hellersdorf und Spandau, während die meisten Ortsteile in Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf weitaus weniger betroffen sind.

Die sehr feine Auflösung des AOK Nordost Gesundheitsatlas zeigt: Oft lohnt ein genauerer Blick auf die Bezirke, denn mitunter liegen zwischen Gebieten mit geringer und hoher Krankheitslast nur ein paar hundert Meter. So sind im Planungsraum Arkonaplatz in Berlin-Mitte 7,5 Prozent der AOK-Versicherten von Adipositas betroffen – der Planungsraum erhält ein helles Gelb. Im direkt angrenzenden Planungsraum Brunnenstraße haben dagegen 11,5 Prozent der Menschen die Diagnose Adipositas – dunkleres türkis. Der Planungsraum Heidestraße liegt nur drei Kilometer weiter westlich, er ist dunkelblau gefärbt. Hier haben 16,2 Prozent der AOK-Versicherten eine Adipositas-Diagnose.

„Je kleinräumiger wir die Abrechnungsdaten zu chronischen Krankheiten auflösen können, desto besser können wir gezielt entgegensteuern. Der Atlas hilft, die Hotspots mit hoher Erkrankungslast innerhalb der Bezirke zu identifizieren. Dieses Wissen hilft, ärztliche Versorgung und Präventionsangebote viel gezielter zu planen“, sagt der Geodatenanalyst Dr. Boris Kauhl, der maßgeblich daran beteiligt war, den Gesundheitsatlas zu erstellen.

Konkret hilft der Gesundheitsatlas den Zulassungsausschüssen dabei, festzulegen, wo genau innerhalb eines Bezirks neue Facharztsitze vergeben werden sollten. Und an welchen Berliner Kitas und Schulen Präventionsangebote für gesunde Ernährung besonders dringend benötigt werden, um der Entstehung von Adipositas schon im Kindesalter vorzubeugen.

Die AOK Nordost engagiert sich mit vielfältigen Projekten für eine gute und gesunde Ernährung an Schulen. So ermöglicht die Gesundheitskasse derzeit 23 Berliner Schulen durch eine finanzielle Förderung die Teilnahme an der GemüseAckerdemie. Das Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler der dritten bis zur achten Klasse.

Im Juni startete zudem das dritte Modul des AOK-Gesundheitsprogramms wildGreen mit einem Schwerpunkt zum Thema Ernährung. Es richtet sich vor allem an Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren und an Lehrkräfte. Sie erfahren hier Hintergründe zu Ernährungstrends wie veganer und vegetarischer Ernährung sowie zur Planetary Health Diet, die eine klimafreundliche und vollwertige Ernährung fördert.

Zudem bietet die AOK Nordost ihren Versicherten mit ärztlich diagnostiziertem Adipositas auf Wunsch eine kostenfreie Ernährungsberatung an.  Weitere Informationen dazu finden Versicherte hier.

Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:

Für den AOK Nordost Gesundheitsatlas wurden die Abrechnungsdaten der Jahre 2010 bis 2021 von rund 1,7 Millionen AOK-Versicherten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ausgewertet. Für die dargestellten Erkrankungen wurde dabei das M2Q-Kriterium verwendet. Demnach gilt ein Versicherter oder eine Versicherte als erkrankt, wenn mindestens zwei gesicherte Diagnosen aus dem ambulanten Bereich oder eine gesicherte Diagnose aus dem stationären Bereich für das jeweilige Jahr vorlagen. Auf Versichertenebene wurden zudem die Merkmale Alter, Geschlecht, arbeitslos oder nicht arbeitslos und deutsche oder ausländische Staatsbürgerschaft betrachtet.

Für die kleinräumige Darstellung der sogenannten Erkrankungsprävalenz wurden die Versicherten anhand ihrer Wohnadresse Gemeinden und Ortsteilen zugeordnet. Um Aussagen zum Grad der sozialen Benachteiligung und zur Facharztdichte der Ortsteile tätigen zu können, wurde auf einen kommerziellen Datensatz, die sogenannten Geomarkets der Firma WIGeoGIS, zurückgegriffen. Ein Geomarket besteht aus rund 440 Einwohnerinnen und Einwohnern und bietet eine Vielzahl an demographischen und sozioökonomischen Kennziffern, die durch die Aggregation wesentlich differenzierter sind als Daten der amtlichen Statistik.

Um noch differenzierter analysieren zu können, welche Rolle die Sozialstruktur für die Erkrankungslast spielt, wurde zudem auf Ebene der rund 16.400 Geomarkets in Nordostdeutschland ein eigener Deprivationsindex konstruiert. Der Index besteht aus den Domänen Arbeitslosigkeit, Beschäftigtenquote, Anteil Einwohnerinnen und Einwohner ohne Bildungsabschluss, Anteil Einwohnerinnen und Einwohner mit Hoch- und Fachhochschulabschluss sowie durchschnittlicher Kaufkraft.

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Pressesprecher

Dirk Becker

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