E-Rezept: In Brandenburg sind Senioren digitale Vorreiter
Zwischenbilanz zur E-Rezeptpflicht
In Brandenburg nutzen Seniorinnen und Senioren das E-Rezept am häufigsten. Das geht aus einer Datenanalyse der AOK Nordost hervor. Demnach erhielten die „Silver Surfer“ im Mai dieses Jahres 81 Prozent aller Arzneimittelpackungen per elektronischem Rezept. Bezogen auf alle Altersgruppen lag die E-Rezeptquote in Brandenburg bei 79 Prozent.
Zu Beginn dieses Jahres wurde das rosafarbene Papier-Rezept offiziell durch das E-Rezept abgelöst. Seitdem sind alle Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, die meisten verschreibungspflichtigen Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… nur noch auf elektronischem Wege zu verordnen. Im Zuge der E-Rezept-Einführung hatte es allerdings mehrfach Meldungen über technische Probleme und Bedenken von Ärztinnen und Ärzten gegeben.
Geringste Nutzungsquote haben die jungen Versicherten
Die Analyse der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost zeigt nun: 79 Prozent aller Arzneimittelpackungen bezogen die Brandenburger AOK-Versicherten im Mai über E-Rezepte. Die AOK Nordost ist die größte Krankenkasse in Brandenburg. Die Ergebnisse der Datenanalyse haben daher eine hohe Relevanz.
Je nach Altersgruppe gibt es aber auch Unterschiede: Bei den 0- bis 18-Jährigen lag die E-Rezept-Quote demnach nur bei rund 66 Prozent. Am höchsten lag die Quote mit 81 Prozent bei den 66- bis 75-Jährigen. Das liegt auch daran, dass ältere Menschen sehr viel häufiger Arzneimittel zur Dauermedikation verordnet bekommen als jüngere Menschen. Bei solchen Arzneimitteln, die in regelmäßigen Abständen verschrieben werden, ist die E-Rezept-Quote besonders hoch.
Die Analyse zeigt: Mit dem E-Rezept kommen die meisten Seniorinnen und Senioren offenbar gut zurecht. Seit Januar haben sogar rund 90 Prozent aller Seniorinnen und Senioren, die ein Arzneimittel erhalten haben, mindestens ein E-Rezept eingelöst.
Teichert: Digitalisierung funktioniert, wenn sie einfach und praxisnah ist
„Angesichts einiger Startschwierigkeiten bei diesem Großprojekt sind diese Zahlen aus unserer Sicht sehr erfreulich. Das E-Rezept ist in Brandenburg in der Breite der Bevölkerung angekommen. Besonders freut uns, dass auch ältere Brandenburgerinnen und Brandenburger sich schnell mit dem E-Rezept angefreundet haben. Digitalisierung im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… funktioniert also auch für Seniorinnen und Senioren – wenn sie einfach und praxisnah umgesetzt wird “, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.
Die meisten Versicherten nutzen in der Apotheke Den Apotheken als Gewerbebetrieben für die Zubereitung und den Verkauf von Arzneimitteln ist durch… ihre elektronische Gesundheitskarte (eGK) Die elektronische Gesundheitskarte – kurz eGK – ist der Versicherungsnachweis, um Leistungen der… , um E-Rezepte einzulösen. Die E-Rezepte werden zuvor von den ausstellenden Arztpraxen an den sogenannten E-Rezeptfachdienst gesendet. Von dort aus sind E-Rezepte dann elektronisch abrufbar. Ein Vorteil: Um Folgerezepte zu erhalten, müssen die Versicherten nicht mehr unbedingt extra in die Arztpraxis gehen. In vielen Fällen können sie einfach in der Arztpraxis anrufen und um ein neues E-Rezept bitten. Es reicht, die eGK anschließend in der Apotheke vorzuzeigen. Auch die Arztpraxen sparen Zeit, weil weniger Patientinnen und Patienten für die Rezeptabholung in die Praxis kommen müssen.
Die Brandenburger Power-User beim E-Rezept sind Ü60
Ältere Menschen in Brandenburg lösen Vier-Fünftel aller E-Rezepte ein
Die E-Rezept-Analyse der AOK-Nordost erlaubt noch weitere Einblicke. Menschen über 60 erhielten in Brandenburg zuletzt rund Vier-Fünftel aller per E-Rezept verordneten Arzneimittelpackungen. Sie sind also „Power-User“ beim E-Rezept.
Hausärztinnen und -ärzte verordnen die meisten E-Rezepte
Auf Seiten der Ärzteschaft haben die Brandenburger Hausärztinnen und -ärzte am häufigsten mit E-Rezepten zu tun. Sie verordnen knapp 80 Prozent der per E-Rezept eingelösten Arzneimittelpackungen – und haben die Umstellung auf die E-Rezeptpflicht im Schnitt erfolgreicher gemeistert als andere Arztgruppen. In den Praxen der Brandenburger Hausärztinnen und –ärzte betrug die E-Rezeptquote im Mai 82 Prozent – drei Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt aller Arztgruppen.
Bei den Brandenburger Kinderärztinnen und –ärzten war die E-Rezeptquote mit 64 Prozent deutlich niedriger. Ein Grund: Kinder und Jugendlichen bekommen viel seltener dauerhaft Arzneimittel verordnet. Bei Arzneimitteln zur Akutversorgung - zum Beispiel bei Antibiotika - ist die E-Rezeptquote niedriger als bei Dauermedikation.
Hohe E-Rezeptquote bei Hausärtzinnen und -ärzten, niedrigere bei Kinderärztinnen und -ärzten
Teichert: E-Rezept möglichst für alle Arzneimittel anwenden
Aus Sicht der AOK Nordost sollte die E-Rezeptquote noch weiter gesteigert werden. „Die Vorteile des E-Rezepts liegen auf der Hand. Nach dem guten Start möchten wir deshalb alle Beteiligten ermutigen, das E-Rezept für möglichst alle Arzneimittel anzuwenden. Dort, wo es noch bei der technischen Umsetzung hakt, müssen dringend Lösungen gefunden werden – denn das ist eine Voraussetzung für den Erfolg der weiteren Digitalisierung des Gesundheitswesens“, fordert Daniela Teichert.
Das E-Rezept ist nach der 2023 eingeführten elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU Mit dem dritten Bürokratieentlastungsgesetz hat der Gesetzgeber 2019 die Einführung einer… ) das zweite große Digitalisierungsvorhaben im deutschen Gesundheitswesen. Im kommenden Jahr startet dann die elektronische Patientenakte Mit der ePA können Patientinnen und Patienten sowie die an Ihrer Behandlung beteiligten Ärztinnen… für alle Versicherten.
Weitere Hintergrund-Informationen zum E-Rezept
Was ist noch zu tun, um das letzte Viertel Papierrezepte abzuschaffen? Und wie kann das E-Rezept künftig dazu beitragen, die Arzneimittelsicherheit Zielsetzung der Arzneimittelsicherheit ist, die Arzneimittelanwendung so zu gestalten, dass nach dem… zu verbessern? Diese und weitere Fragen beantwortet E-Rezept-Experte Ulrich Henning in diesem Interview in unserem AOK Nordost Forum.
Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:
Für die Analyse wertete die AOK Nordost die Abrechnungsdaten von rund 2,6 Millionen Fertigarzneimittelpackungen aus, die Brandenburger Ärztinnen und Ärzte mit vertragsärztlicher Zulassung von Januar bis Mai 2024 AOK-Versicherten Patientinnen und Patienten ausstellten. Dabei wurden nur jene Verordnungen berücksichtigt, die bis Mai 2024 in Apotheken eingelöst wurden.
Ein Teil der im Mai 2024 verordneten Arzneimittel wird erst später eingelöst und abgerechnet. Für die Berechnung der E-Rezeptquoten sind entsprechende Korrekturfaktoren berücksichtig. Für den Monat Juni liegen noch keine vollständigen Abrechnungsdaten vor, daher wurde er in dieser Analyse nicht berücksichtigt.
Um eine „faire“ E-Rezeptquote zu errechnen, wurden nur jene apothekenpflichtigen Arzneimittelpackungen berücksichtigt, die auch per E-Rezept verordnet werden können. Ausgenommen von der E-Rezeptpflicht sind unter anderem Verbandsmittel, Hilfsmittel wie zum Beispiel Rollstühle oder Hörgeräte, Verordnungen von Sprechstundenbedarf und Betäubungsmittelrezepte.
In Brandenburg ist die AOK Nordost die größte Krankenkasse, rund jede und jeder Vierte ist dort versichert.