Pressemitteilung

Kinder aus Brandenburg essen sehr häufig Fleisch

15.06.2023 AOK Nordost 4 Min. Lesedauer

Potsdam | Kinder aus Brandenburg ernähren sich im bundesweiten Vergleich seltener flexitarisch und vegetarisch. Das geht aus der repräsentativen AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Familienstudie hervor. Demnach essen 26 Prozent der Brandenburger Kinder nach Angaben ihrer Eltern selten oder gar kein Fleisch. Im bundesweiten Durchschnitt ernähren sich 33 Prozent der Kinder fleischreduziert. 

Die Frage an die Eltern im Rahmen der AOK-Familienstudie lautet: Wie ernähren Sie ihr Kind?

Für die Studie hat das IGES-Institut im Auftrag der AOK bundesweit 8.500 repräsentativ ausgewählte Eltern von 4- bis 14-jährigen Kindern befragt. Laut den Ergebnissen steht bei den Brandenburger Kids fleischarme Ernährung nicht besonders hoch im Kurs. So gaben nur sieben Prozent der Eltern in Brandenburg an, sie würden ihr Kind vegetarisch ernähren. Bundesweit liegt der Schnitt bei zehn Prozent, in Berlin sind es sogar 18 Prozent.

In Brandenburg isst jedes vierte Kind selten oder gar kein Fleisch. In Berlin fasst jedes zweite Kind.

Eine flexitarische Ernährung, bei der selten und wenig Fleisch auf den Tisch kommt, ist bei 19 Prozent der Brandenburger Familien Alltag. Bundesweit ernähren 23 Prozent der Eltern ihre Kinder fleischreduziert.

Vegane Ernährung ist bei den Eltern in Brandenburg dagegen überhaupt nicht angesagt. Weniger als 0,5 Prozent der Kinder in Brandenburg werden von ihren Eltern vegan ernährt, bundesweit sind es ein Prozent der Kinder, in Berlin drei Prozent.

Bundesweit ist eine fleischreduzierte Ernährung laut der AOK-Familienstudie besonders in den Stadtstaaten Berlin (47 Prozent aller Kinder), Bremen (41 %) und Hamburg (39 %) sowie in Baden-Württemberg (42 %) angesagt. Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern ist der Trend hin zur fleischarmen Ernährung hingegen deutlich schwächer ausgeprägt. In Brandenburg werden 26 Prozent der Kinder fleischreduziert oder vegetarisch ernährt. Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern, wo die Quote nur bei 21 Prozent liegt.

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren um rund 13 Prozent gesunken. Dennoch verzehrte jede und jeder Deutsche im vergangenen Jahr im Schnitt immer noch rund 1000 Gramm Fleisch pro Woche. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt jedoch, wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst zu essen. Damit nehmen die Deutschen also im Schnitt doppelt so viel Fleisch zu sich, wie es gesund wäre.

Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost

Darüber hinaus zeigt die AOK-Familienstudie, dass 40 Prozent der befragten Brandenburger Eltern eine inadäquate oder problematische Ernährungskompetenz aufweisen, weil sie zum Beispiel nicht auf die Nährwertangaben von Lebensmitteln achten oder zu viele zuckerhaltige Getränke im Haushalt haben. Dabei ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Ernährungskompetenz der Eltern und dem Bildungsgrad erkennbar. Erfreulich: Im bundesweiten Vergleich haben Brandenburger Eltern eine leicht überdurchschnittliche Ernährungskompetenz.

„Die Ergebnisse der Familienstudie zeigen, dass viele Brandenburger Eltern auf eine gesunde Ernährung ihrer Kinder achten. Sie zeigen aber auch, dass wir insbesondere bildungsferne Eltern bei diesem Thema besser unterstützen müssen. In der Schule werden entscheidende Weichen gestellt. Deshalb gehört Wissensvermittlung zur gesunden Ernährung verpflichtend in die Lehrpläne der Schulen – und zwar fächerübergreifend“, fordert Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.

Die AOK Nordost engagiert sich mit vielfältigen Projekten für eine gute und gesunde Ernährung an Schulen. So ermöglicht die Gesundheitskasse derzeit 37 Schulen in Brandenburg durch eine finanzielle Förderung die Teilnahme an der GemüseAckerdemie. Das Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler der dritten bis zur achten Klasse. Ein Jahr lang bauen sie auf einem Acker direkt an ihrer Schule bis zu 30 verschiedene Gemüsearten an. Sie säen, jäten, gießen, ernten und probieren das Gemüse und vermarkten es auch - zum Beispiel an die Schulküche oder an die eigenen Eltern.

„Wir unterstützen gemeinsam mit unserem Kooperationspartner die Lehrkräfte durch Lehrmaterialien, Fortbildungen und persönliche Betreuung. Der Aufwand lohnt sich, denn Wirkungsanalysen zeigen: Zwei von drei Schülerinnen und Schülern, die bei der GemüseAckerdemie mitmachen, essen hinterher Gemüse, das Ihnen vorher nicht geschmeckt hat,“ sagt Nicole Müller, die bei der AOK Nordost Ernährungsprojekte an Schulen koordiniert.

Im Juni startet zudem das dritte Modul des AOK-Gesundheitsprogramms wildGreen mit einem Schwerpunkt zum Thema Ernährung. Es richtet sich vor allem an Lehrkräfte und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Sie erfahren Hintergründe zu Trends wie veganer und vegetarischer Ernährung sowie zur Planetary Health Diet, die eine klimafreundliche und vollwertige Ernährung fördert. Aber auch der kritische Blick auf Energy Drinks und Proteinriegel spielt dabei eine zentrale Rolle. Rechercheaufgaben und Rätsel stärken zudem die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler.

Mehr als 40 Lehrerinnen und Lehrer haben bereits Interesse an den ersten beiden Modulen gezeigt und Schulungen absolviert, von denen mehr als 2000 Schülerinnen und Schüler profitierten. Mit dem neuen Modul soll eine Vielzahl an Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Zudem erläutert AOK-Ernährungsexperte Andreas Bös auf unserem Blog, wie Theaterstücke den Schulkindern mehr Bewusstsein für gesunde Ernährung vermitteln.

Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:

Die AOK-Familienstudie 2022 wurde vom IGES-Institut im Auftrag des AOK-Bundesverbandes durchgeführt. Insgesamt wurden bundesweit rund 8.500 Eltern von Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren befragt. In Brandenburg wurden 539 Eltern befragt. Die Befragung ist in Bezug auf Alter der Kinder und den Bildungsabschluss der Eltern repräsentativ. Die Befragung erfolgte von Mitte August bis Oktober 2022 über ein bevölkerungsrepräsentatives Online-Panel.

Den Fragebogen zur gesunden Ernährung und zur Ernährungskompetenz entwickelte das IGES-Institut mit Unterstützung von PhD Kristine Sørensen von der Global Health Literacy Academy und Prof. Dr. med. Kai Kolpatzik, Leiter der Abteilung Prävention im AOK-Bundesverband.

Seit dem Jahr 2007 untersucht die AOK in bislang fünf Studien die Zusammenhänge relevanter Faktoren des Familienlebens zur Gesundheit der Familien. Der wissenschaftliche Studienbericht zur AOK-Familienstudie 2022 ist hier abrufbar.

Pressesprecher

Dirk Becker

AOK Nordost