Rund 170.000 in MV von Depression betroffen
Neuer Gesundheitatlas in MV
Rund jeder neunte Mensch in Mecklenburg-Vorpommern hat im Jahr 2022 die Diagnose „Depression“ erhalten. Das geht aus dem heute veröffentlichten „Gesundheitsatlas Mecklenburg-Vorpommern Depression“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Dabei gibt es regionale Unterschiede: In Vorpommern-Rügen sind mit 12,1 Prozent prozentual die meisten Menschen von Depressionen betroffen. In Rostock mit 10,2 Prozent die wenigsten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Depressionsdiagnosen mit steigendem Lebensalter stark zunehmen. Bei den 30- bis 34-Jährigen hat nur jeder 17. Mensch aus MV eine Depressions-Diagnose erhalten, bei den 80- bis 84-Jährigen mehr als jeder Sechste. Über alle Altersgruppen hinweg zeigt sich ein starkes Gefälle zwischen den Geschlechtern: Insgesamt hat in MV im Jahr 2022 rund jede siebte Frau (14,3 Prozent) eine Depressions-Diagnose erhalten - aber nur jeder zwölfte Mann (8,1 %).
Frauen erkranken häufiger – suchen sich aber auch häufiger Hilfe
„Frauen erkranken häufiger und zum Teil stärker an Depressionen. Aber sie suchen sich auch eher professionelle Hilfe und tauschen sich zu Symptomen aus. Und: Sie haben ein deutlich geringeres Suizidrisiko als Männer“, sagt Dr. Sylvia Böhme, Psychologin und Psychotherapeutin bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mehr Aufklärung zu psychischer Gesundheit sowie den Risikofaktoren und Symptomen psychischer Erkrankungen zu betreiben. Dadurch könnten psychische Erkrankungen frühzeitiger erkannt - und bestenfalls verhindert werden.“
In diesem Hintergrund-Interview erläutert Dr. Böhme, warum die Menschen in MV seltener von einer Depressionsdiagnose betroffen sind als in Berlin.
Die AOK Nordost unterstützt Kitas und Schulen mit gezielten Angeboten dabei, die psychische Gesundheit zu fördern. Zudem bietet die Krankenkasse Präventionsmaßnahmen zur Stressregulation und Entspannung für Betroffene und deren Angehörige. Erkrankte AOK-Versicherte haben die Möglichkeit, das prämierte Online-Selbsthilfe-Tool Moodgym zu nutzen. Zudem bietet ihnen das AOK-Ärztehaus „Centrum für Gesundheit“ in Berlin-Wedding eine Sprechstunde für depressive Erkrankungen an.
Soziale Benachteiligung ist ein Risikofaktor für Depressionen
Beim Blick auf die Landkreise in MV zeigt sich, dass Depressionen am häufigsten in den Landkreisen Vorpommern-Rügen (12,1 Prozent Häufigkeit) und Nordwestmecklenburg (11,9 %) sowie Mecklenburgische Seenplatte (11,7 %) ärztlich diagnostiziert werden. Am wenigsten von Depressionen betroffen sind die Bewohnerinnen und Bewohner in der Stadt Rostock (10,2%) und im Landkreis Vorpommern-Greifswald (10,7%). Auch die Menschen, die in der Landeshauptstadt Schwerin leben (10,7%), sind etwas seltener betroffen als im landesweiten Durchschnitt, der bei 11,2 Prozent liegt.
„Studien haben gezeigt, dass sozial benachteiligte Menschen deutlich häufiger von Depressionen betroffen sind. Aber auch Einsamkeit, traumatische Lebensereignisse und chronischer Stress sind Risikofaktoren für das Entstehen einer Depression“, erläutert Dr. Sylva Böhme.
Beschäftigte in Pflegeberufen besonders häufig betroffen
Der Gesundheitsatlas verdeutlicht auch, dass Depressionen hohe gesellschaftliche Folgekosten nach sich ziehen. So fielen AOK-Versicherte Beschäftigte aus MV, die sich im Jahr 2022 wegen einer Depression arbeitsunfähig melden mussten, im Schnitt für 43 Tage aus – also mehr als sechs Wochen am Stück. Im Vergleich zu anderen Krankheiten sind das überdurchschnittlich lange Fehlzeiten.
Am häufigsten meldeten sich in MV dabei Fachkrankenpflegerinnen und Fachkrankenpfleger wegen einer Depression krank. Auf 100 Pflegekräfte kamen im Jahr 2022 dabei rund 19 Krankmeldungen wegen einer Depression - vier Mal häufiger als im Durchschnitt aller Beschäftigten in MV. Auch Beschäftigte in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik sowie im Dialogmarketing waren überdurchschnittlich häufig von Depressionen betroffen.
Die AOK Nordost berät und unterstützt Unternehmen in der Region mit spezifischen Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Beschäftigten – auch zur Erhaltung der psychischen Gesundheit.
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern. Wer davon betroffen ist, ist oft nicht mehr in der Lage, den alltäglichen Aktivitäten nachzugehen – und muss sich zudem nicht selten mit Vorurteilen auseinandersetzen. Der rund 120-seitige „Gesundheitsatlas Mecklenburg-Vorpommern Depression“ (hier als PDF im Download verfügbar) möchte deshalb Wissenslücken über die Krankheit schließen. Er liefert umfassende Informationen zur Entstehung, Verbreitung und Prävention der Krankheit bis auf Ebene der Landkreise in MV.
Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:
Der Gesundheitsatlas Depression beruht auf den Abrechnungsdaten von rund 370.000 AOK-Nordost-Versicherten in MV. Der Atlas trifft Aussagen über ärztlich diagnostizierte Diagnosen, nicht über tatsächliche Prävalenzen psychischer Erkrankungen.
Verlässliche Aussagen zur Häufigkeit der Depressions-Diagnosen für die rund 1,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in MV werden möglich durch ein Hochrechnungsverfahren, das für diesen Zweck vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt wurde. Mit dieser Methodik werden Unterschiede zwischen den AOK-Versicherten und der Gesamtbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Krankheitshäufigkeit durch ein statistisches Verfahren herausgerechnet.