Pressemitteilung

NAVIGATION kümmert sich um die Gesundheit der Schwächsten  

09.04.2025 AOK Nordost 4 Min. Lesedauer

In Neukölln werden die Effekte einer interprofessionellen Primärversorgung getestet

Viele Gesundheits- und Vorsorgeangebote kommen leider oft nicht dort an, wo sie am dringendsten benötigt würden: bei den besonders vulnerablen Gruppen. Im Innovationsfondsprojekt NAVIGATION - „Nachhaltig versorgt im gemeindenahen Gesundheitszentrum – Gesundheit im Zentrum“ testet die AOK Nordost gemeinsam mit dem „GeKo-Stadtteilzentrum Neukölln“, wie diese Menschen besser versorgt werden können. Anfang April wurden die ersten Patientinnen und Patienten in das Projekt eingeschrieben.

Das Projekt NAVIGATION setzt dabei auf die Primärversorgung Unter Primärversorgung wird die gesundheitliche Grundversorgung und Beratung verstanden, in der auch… durch ein interprofessionelles Team, wie sie auch im aktuellen AOK-Positionspapier gefordert wird. Zu den besonders vulnerablen Gruppen zählenMenschen, bei denen körperliche und psychische Beschwerden mit schwierigen sozialen Umständen einhergehen. Ein Teil von ihnen verfügt oft nur über eine geringe Gesundheitskompetenz. Im Rollbergkiez in Neukölln, wo das GeKo – Stadtteilzentrum Neukölln seinen Standort hat, leben viele solcher Menschen. Mehr als die Hälfte der Bewohner im Kiez sind bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost versichert. Ein größerer Teil von ihnen ist entweder pflegebedürftig oder sozial benachteiligt oder beides. Zudem leiden überdurchschnittlich viele bei der AOK Nordost versicherte Rollbergkiez-Bewohner an chronischen Erkrankungen wie Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen, Atemwegserkrankungen und Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems.

Primärversorgung sollte unterschiedlich organisiert werden können

Speziell ausgebildete Pflegefachkräfte, sogenannte Community Health Nurses, sind in dem Projekt nicht nur Teil des interprofessionellen Teams: Sie haben die klinische Leitung und zentrale Steuerungsfunktion. „Darin unterscheidet sich das Innovationsfondsprojekt von anderen Primärversorgungsansätzen, wo diese Rolle beispielsweise von Hausärztinnen und -ärzten übernommen wird.“ Daniela Teichert spricht sich für eine Trägervielfalt aus, die unterschiedliche Organisationsformen ermöglicht – je nach regionalem Bedarf und vorhandenen Ressourcen. „Gerade in einem Viertel wie dem Rollbergkiez mit seiner speziellen Bewohnerstruktur benötigen wir die Art der interprofessionellen Primärversorgung, die das GeKo-Stadtteilzentrum Neukölln mit den Community Health Nurses verfolgt“, betont Daniela Teichert. Diese suchen die Menschen in deren Lebensumfeld auf – ob zu Hause oder in den Straßen ihres Kiezes. Kombiniert wird das mit einer hausärztlichen und psychologischen Versorgung sowie der Beratung durch Sozialarbeiterinnen und -arbeiter.  

Zu wenig Geld für die Versorgung der Schwächsten

Die Gesundheitskasse engagiert sich aktuell insbesondere in Innovationsfondsprojekten, die darauf abzielen, ärztliche und pflegerische Ressourcen so einzusetzen, dass möglichst viele Patientinnen und Patienten trotz aller Herausforderungen weiterhin die bestmögliche Versorgung erhalten. „Innovationsfondsprojekte geben uns den notwendigen gestalterischen, aber auch finanziellen Spielraum, Versorgungsmodelle auszuprobieren, deren Umsetzung unter den gegebenen Rahmenbedingungen sonst äußerst schwierig oder gar unmöglich wäre“, sagt Daniela Teichert. Denn die ungerechte Verteilung der Versichertenbeiträge aus dem großen GKV-Finanztopf[1] führe erwiesenermaßen dazu, dass für die Versorgung von Pflegebedürftigen und anderen vulnerablen Gruppen viel zu wenig Geld zur Verfügung steht.

 

Die Projektinhalte in Kürze:

  1. Interprofessionelle Versorgung: Patientinnen und Patienten werden im Primärversorgungszentrum von einem Team aus Community Health Nurses, Hausärztinnen und -ärzten, Psychologen und Psychologinnen sowie Sozialarbeiterinnen und -arbeitern versorgt. Gemeinsam entwickeln die Fachkräfte einen individuell abgestimmten Versorgungspfad, der auch soziale Faktoren berücksichtigt.
  2. Intensive Betreuung: Die klinische Leitung übernimmt die Community Health Nurse. Sie ist feste Ansprechperson, begleitet die Patientinnen und Patienten über den gesamten Versorgungsprozess hinweg und gewährleistet damit eine kontinuierliche und persönliche Betreuung.
  3. Bessere Zugänglichkeit: Die individuelle Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten wird durchgehend berücksichtigt und gestärkt. Durch den barrierefreien Zugang zu Versorgungsleistungen – sei es durch Unterstützung bei bürokratischen Hürden, Sprachmittlung oder Hausbesuchen – wird eine breitere Patientengruppe erreicht, deren Versorgung bislang nicht ausreichend sichergestellt ist.
  4. Empowerment: Patientinnen und Patienten werden aktiv darin unterstützt, ihre Rechte geltend zu machen – nicht nur in Bezug auf Gesundheitsleistungen, sondern auch auf andere gesundheitsrelevante Lebensbereiche.

[1] Versichertenbeiträge fließen nicht direkt an die Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… , sondern in einen großen Topf (den Gesundheitsfonds Der Gesundheitsfonds wurde durch das 2007 verabschiedete GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz eingeführt.… ). Von dort werden sie über den Verteilungsmechanismus des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (RSA) den einzelnen Krankenkassen zugewiesen. Dieser wurde entwickelt, um eine bedarfsgerechtere Verteilung der Versichertenbeiträge zu gewährleisten, indem das Alter, das Geschlecht und die unterschiedliche Krankheitslast der Versicherten berücksichtigt wird. Damit soll auch vermieden werden, dass Krankenkassen bevorzugt junge und gesunde Versicherte werben. Durch einen Systemfehler im Mechanismus werden aktuell die Versorgungsbedarfe von Menschen, die aufgrund ihres sozio-ökonomischen Status ein hohes Erkrankungsrisiko haben, nicht ausreichend beachtet.

Gemeinsame Pressemitteilung vom 01.04.2025

Innovationsfondsprojekt NAVIGATION testet interprofessionelles Versorgungsmodell für Primärversorgungszentren

Format: PDF | 881 KB

Monitor Versorgungsforschung | Ausgabe 1/2025

Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost: „Wir müssen den Nutzen und die Qualität messbar machen“

Über die besonderen Herausforderungen einer regionalen Versorgerkasse sprach Peter Stegmaier, Chefredakteur von Monitor Versorgungsforschung, mit unserer Vorstandsvorsitzenden Daniela Teichert.
Symbolbild für Stress einer Alleinerziehenden: Eine gestresste Mutter hält ein kleines Kind im Arm und diskutiert mit einem Jugendlichen, während weitere jüngere Kinder am Bildrand zu sehen sind.
Familien in Deutschland ging es 2022 schlechter als vor vier Jahren. Das ist das zentrale Ergebnis der AOK-Familienstudie 2022, für die 8.500 Mütter und Väter befragt wurden. Besonders Alleinerziehende und Eltern mit einem niedrigen sozioökonomischen Status schätzen ihre Gesundheit in allen Bereichen schlechter und ihre Belastungen höher ein.…
Veröffentlicht am 14.07.2023
Pressesprecher

Dirk Becker

AOK Nordost