Pressemitteilung

Neuer ‚Qualitätsatlas Pflege‘ misst mit Routinedaten die Versorgungsqualität in Pflegeheimen

20.09.2023 AOK Nordost 3 Min. Lesedauer

Berlin | Der neue „Qualitätsatlas Pflege“ zeigt erstmals regionale Unterschiede bei der Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… der Versorgung in Pflegeheimen. Das Wissenschaftliche Institut der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) hat für das neue Portal anonymisierte Abrechnungsdaten der Kranken- und Pflegekassen ausgewertet. Bis auf Kreisebene werden Probleme und regionale Unterschiede in der Versorgungsqualität von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern sichtbar gemacht. Solche Auswertungen von Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… könnten aus Sicht der AOK Nordost zukünftig eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung der medizinischen und pflegerischen Versorgung spielen. Das Bundesland Berlin schneidet in fast allen untersuchten Kategorien besser ab als der bundesweite Durchschnitt. 

So verzeichnet Berlin mit 5,13 Prozent beispielsweise im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (7,55 Prozent) einen wesentlich niedrigeren Anteil an Pflegebedürftigen, die 2021 eine problematische Dauerverordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln erhielten. Bei den Auswertungen der Anzahl der Klinikeinweisungen von Demenzerkrankten aufgrund von unzureichender Flüssigkeitszufuhr schneidet Berlin mit einem Anteil von 1,84 Prozent sogar bundesweit am besten ab. Die Daten lassen sich auch als Zeitreihe darstellen, um die Entwicklung seit 2017 auszuwerten. So wurden beispielsweise 2017 noch 49,53 Prozent in den letzten 30 Tagen ihres Lebens in ein Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… eingewiesen – 

und damit mehr als der damalige Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2021 ging diese Zahl zurück und liegt mit 44,64 Prozent allerdings weiterhin über dem Bundesdurchschnitt.

Der Qualitätsatlas Pflege beleuchtet erstmalig insbesondere auch die Schnittstellen zwischen Pflegeheim, Arztpraxis und Krankenhaus. „Im Gespräch mit Verantwortlichen und Mitarbeitenden in der Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… haben wir immer wieder festgestellt, dass genau diese Daten über die Versorgungsqualität an den Schnittstellen bislang fehlen“, sagt Hans-Joachim Fritzen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost.

Untersucht wurden zehn Qualitätsindikatoren in den drei Kategorien „fehlende Prophylaxe und Prävention“, „kritische Arzneimittelversorgung“ und „vermeidbare Krankenhausaufenthalte“. Perspektivisch sollen diese anhand von Routinedaten messbaren Indikatoren sukzessive erweitert werden. Der Qualitätsatlas macht damit die pflegerische und gesundheitliche Versorgungsqualität in der stationären Pflege vergleichbar und ermöglicht den Kranken- und Pflegekassen, aber auch den Verantwortlichen in den Regionen – von den niedergelassenen Ärzten bis hin zu Kreistagsabgeordneten – regionale Auffälligkeiten zu erkennen und gezielt anzugehen.  Auch für die Weiterentwicklung des internen Qualitätsmanagements der Pflegeeinrichtungen und der gesetzlichen Qualitätssicherung a) Qualitätssicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung: Vertragsärzte, Krankenhäuser und… in der Pflege können diese Auswertungen genutzt werden. Großer Vorteil: Die Auswertung von Routinedaten ist bürokratiearm, das heißt in den Pflegeeinrichtungen entsteht kein zusätzlicher Aufwand, Daten zu erfassen.

„Der Qualitätsatlas Pflege bietet jetzt die Chance, dort genauer hinzusehen, wo die Auswertung der Daten Probleme sichtbar macht, und nach Ursachen zu forschen. Auf dieser Grundlage können gemeinsam passende Lösungen entwickelt werden. Dabei unterstützen wir gern als Brückenbauer mit unserer Expertise. Denn als Gesundheits- und Pflegekasse sind wir gut vernetzt in alle Bereiche der pflegerischen und medizinischen Versorgung“, erläutert Fritzen.

„Mit dem neuen Qualitätsatlas bekommen wir ein wertvolles Analyse-Tool an die Hand, das es uns ermöglicht, ohne zusätzlichen Dokumentationsaufwand, uns auch mit anderen Regionen zu vergleichen, wo einige Dinge vielleicht besser und andere schlechter laufen. Insofern regt der Atlas zu einem Austausch mit allen Beteiligten an den Schnittstellen der medizinischen und pflegerischen Versorgung an“, sagt Dr. René Herrmann Geschäftsführer Vivantes – Forum für Senioren GmbH.  

Die AOK Nordost fordert deshalb, Auswertungen von Abrechnungsdaten der Kranken- und Pflegekassen künftig zur Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung der medizinischen und pflegerischen Versorgung zu nutzen. Eine Ausweitung der Datenauswertungen auf die Arbeit von ambulanten Pflegediensten ist ebenfalls möglich.

Hinweise für die Redaktionen:
Die WIdO-Analysen für den Pflege-Report beruhen auf den Abrechnungsdaten der elf AOKs, die rund ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland versichern. Dabei wurden die Daten aus der Kranken- und aus der Pflegeversicherung einbezogen und miteinander verknüpft. Insgesamt sind die Daten von rund 350.000 Pflegeheim-Bewohnerinnen und -Bewohnern ab 60 Jahren eingeflossen, darunter etwa 12 025 aus Berlin. Im Online-Portal „Qualitätsatlas Pflege“ des WIdO sind die Ergebnisse für die einzelnen Bundesländer und für die rund 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland im regionalen Vergleich dargestellt. Die Ergebnisse zu den zehn betrachteten Themen können auch als Zeitreihen für die Datenjahre 2017 bis 2021 betrachtet werden.

Neben der Dauermedikation mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln, den Krankenhauseinweisungen von Demenzkranken aufgrund von Flüssigkeitsmangel und den vermeidbaren Krankenhausaufenthalten am Lebensende werden im Qualitätsatlas sieben weitere Themen betrachtet. Dies sind die fehlende augenärztliche Vorsorge bei Diabetes, das Auftreten von Dekubitus, die Dauerverordnung von Antipsychotika bei Demenz, die gleichzeitige Verordnung von neun oder mehr Wirkstoffen, der Einsatz von für ältere Menschen ungeeigneter Medikation, die Häufigkeit besonders kurzer Krankenhausaufenthalte von bis zu drei Tagen sowie vermeidbare Krankenhausaufenthalte aufgrund von Stürzen.

Pressesprecher

Dirk Becker

AOK Nordost