Pressemitteilung

Schwangere in Mecklenburg-Vorpommern erkranken häufiger an Diabetes

18.07.2023 AOK Nordost 2 Min. Lesedauer

Schwerin | Rund jede siebte Schwangere in Mecklenburg-Vorpommern erhielt im Jahr 2021 die Diagnose „Schwangerschaftsdiabetes“. Der Anteil der Frauen mit dieser Diagnose stieg seit 2016 deutlich um rund 70 Prozent. Das zeigt eine Auswertung der AOK Nordost.  Bei den Wochenbettdepressionen ist die Dunkelziffer hoch.

Datenanalyse zu Erkrankungen bei Schwangeren und jungen Müttern

2016 erhielten rund acht Prozent der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -versicherten Schwangeren in Mecklenburg-Vorpommern (MV) die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes. Im Jahr 2021 lag die Quote dann bei deutlich höheren rund 14 Prozent. Die Ergebnisse haben eine hohe Relevanz, denn die AOK Nordost ist in MV die größte Krankenkasse. Rund jede und jeder Vierte ist dort bei der AOK Nordost versichert.

Diese regionale Auswertung deckt sich mit den Ergebnissen einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach der sogenannte Gestationsdiabetes auch bundesweit im Zeitraum von 2013 bis 2018 stark zunahm. 

„Diese Entwicklung besorgt mich sehr. Denn ein Gestationsdiabetes bedeutet ein Risiko für den Verlauf der Schwangerschaft. Ich sehe immer mehr schwangere Patientinnen, die ein Risiko dafür mitbringen, zum Beispiel, weil sie übergewichtig beziehungsweise adipös sind oder, weil sie sich zu wenig bewegen“, sagt Kerstin Runiewicz, Gynäkologin am AOK-Ärztehaus Centrum für Gesundheit in Berlin.

Schwangerschaftsdiabetes: Je älter schwangere Frauen sind, desto häufiger sind sie betroffen

Eine weitere Ursache: Mit steigendem Alter der schwangeren Frauen erhöht sich auch das Risiko, an Gestationsdiabetes zu erkranken. Das Alter der AOK-versicherten Mütter aus MV bei der Geburt ihres Kindes ist seit dem Jahr 2016 um rund ein halbes Jahr angestiegen. Damals waren die Frauen bei der Geburt durchschnittlich 29,4 Jahre alt, 2021 lag die Zahl bei 30 Jahren.

Die AOK-Analyse zeigt: Von den Frauen aus MV, die im Alter von 20 bis 29 Jahren ein Kind bekamen, erhielten nur 3,5 Prozent die Diagnose Gestationsdiabetes. Bei den 30- bis 39-Jährigen waren es schon rund 14 Prozent, bei den über 40-Jährigen sogar rund 24 Prozent.

Ein weiterer Grund für die Zunahme der Diagnosen ist, dass laut RKI Das Robert Koch-Institut (RKI) ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für… -Studie inzwischen mehr Frauen auf Gestationsdiabetes getestet werden als früher. Nach einer Änderung der Mutterschafts-Richtlinien Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) konkretisiert in Richtlinien mit Bindungswirkung für… stieg die Screening-Quote demnach von 84 Prozent im Jahr 2013 auf 90 Prozent im Jahr 2018. Dieser Anstieg hat positive Effekte. Denn wenn die Krankheit wird in der Medizin als Abweichung von Gesundheit oder Wohlbefinden verstanden. Allerdings stößt die… frühzeitig erkannt wird, lassen sich Spätfolgen wie Frühgeburten verhindern.

Die Mutterschafts-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses sehen vor, dass Frauen im sechsten oder siebten Monat der Schwangerschaft ein Test auf Gestationsdiabetes angeboten werden muss. Das Vorsorgeprogramm „Baby on time“ ermöglicht AOK-Versicherten Schwangeren mit einem Risikoprofil direkt nach dem Feststellen der Schwangerschaft einen kostenfreien Test auf Gestationsdiabetes. Eine externe Evaluation im Jahr 2018 zeigte: Bei den Programmteilnehmerinnen konnte die Frühgeburtenrate um rund ein Drittel gesenkt werden. Derzeit nehmen rund 17 Prozent der AOK-versicherten Schwangeren in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern am „Baby on time“-Programm teil.

„Wenn der Befund Gestationsdiabetes vorliegt, berate ich die Schwangere über die Erkrankung und wie sie mit einer Änderung ihres Lebensstils eine Verbesserung erreichen kann. Gleichzeitig erfolgt eine Überweisung an eine Diabetologie-Praxis. Auf diesem Wege kann der Zuckerwert der Mutter reguliert und der Stoffwechsel richtig eingestellt werden. Komplikationen können somit im besten Fall verhindert werden, zum Beispiel ein sehr hohes Geburtsgewicht des Kindes oder Anpassungsstörungen des Neugeborenen“, sagt AOK-Ärztin und Gynäkologin Kerstin Runiewicz aus Berlin. 

Ein nicht behandelter Gestationsdiabetes bewirkt, dass das Risiko für eine andere Schwangerschafts-Erkrankung steigt: Die Präeklampsie, umgangssprachlich als Schwangerschaftsvergiftung bekannt.

Von einer Präeklampsie waren im Jahr 2021 laut der AOK-Analyse 5,1 Prozent der schwangeren Frauen in MV betroffen. Im Jahr 2016 lag diese Quote bei 4,3 Prozent. Es ist also ebenfalls ein leichter Anstieg zu verzeichnen, er fällt aber weitaus geringer aus als beim Gestationsdiabetes. Auch bei der Präeklampsie ist ein Zusammenhang mit dem gestiegenen Durchschnittsalter der Schwangeren wahrscheinlich: Bei den 20-bis 29-Jährigen in MV war jede 24. Frau von einer Präeklampsie betroffen. Bei den über 40-Jährigen war es hingegen jede 16. Frau.

Die Analyse der AOK Nordost zeigt auch, dass sich im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2021 rund 2,5 Prozent aller AOK-versicherten Frauen in MV wegen einer Wochenbettdepression ärztliche Hilfe holten. Dabei ist im Jahr 2021 ein ganz leichter Anstieg auf 2,9 Prozent im Vergleich zu 2016 zu erkennen (2,1 Prozent). Ein eindeutiger Trend ist über diese Zeitspanne hinweg allerdings nicht zu erkennen.

Charakteristische Symptome einer Wochenbettdepression sind unter anderem Gefühllosigkeit, ambivalente Muttergefühle, Antriebslosigkeit und Schuldgefühle bis hin zu Suizidgedanken.

Laut mehreren Studien, die auf Umfragen unter Müttern in den ersten Wochen nach der Geburt beruhen, sind zehn bis 15 Prozent der Frauen davon betroffen. Viele von ihnen holen sich jedoch keine ärztliche Hilfe.

„Das Thema kommt zwar langsam aus der Tabuzone heraus. Denn es wird in der Gesellschaft zum Glück auch offener über allgemeine Depressionen gesprochen und aufgeklärt. Dies trifft aber noch zu wenig auf das Wochenbett zu. Hier gehen wir von einer hohen Dunkelziffer betroffener Frauen aus“, sagt Dr. Kerstin Runiewicz.

Ein Angebot für betroffene Frauen ist die Webanwendung Smart Moms. Mit der Anwendung können Frauen mit einem kostenlosen Selbsttest herausfinden, ob sie unter einer Wochenbettdepression leiden und erfahren, wie sie Hilfe bekommen können. Die Anwendung wurde von erfahrenen Psychologinnen der FU Berlin und der Uniklinik Hamburg Eppendorf entwickelt.

Das Team entwickelt derzeit zudem eine niedrigschwellige Smartphone-basierte Intervention, die therapeutisch geleitet wird. Die Wirksamkeit wird derzeit im Rahmen des Innovationsfondsprojekts Smart e Moms getestet. Die AOK Nordost ist als Konsortialpartner an diesem Projekt beteiligt.

 

Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:

Für die Datenanalyse hat die AOK Nordost die Anzahl der abgerechneten Fälle von Gestationsdiabetes, Präeklampsie und Wochenbettdepressionen AOK-versicherter Frauen mit Wohnsitz in MV in den Jahren 2016 bis 2021 ausgewertet. Dabei wurden folgende IDC-Codes ausgewertet: Gestationsdiabetes - ICD O24.4. Präeklampsie - ICD O14.0 bis 2, O14.9, O11 O15.0 bis 2, O15.9. Wochenbettdepression: - O99.3, F53.0 bis 1, F53.8 bis 9.

Die Anzahl dieser Diagnosen wurde ins Verhältnis gesetzt zur Anzahl aller stationären Geburten von AOK-versicherten Frauen mit Wohnsitz in MV in den Jahren 2016 bis 2021.

Ambulante Geburten, bei denen Frauen ihre Kinder in Geburtshäusern oder zu Hause entbunden haben, fehlen in der Analyse. Das führt zu einer leichten Überschätzung der von den Krankheiten betroffenen Frauen. Laut Schätzungen der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe fanden 2021 rund 2 Prozent aller Geburten außerhalb von Kliniken statt.

Pressesprecher

Dirk Becker

AOK Nordost