Hintergrund

"Prävention ist der Schlüssel zur langfristigen Rückengesundheit"

Ein Großteil der Menschen plagt sich mit Rückenschmerzen. Doch im Alltag halten der innere Schweinhund oder knappe Zeit die meisten davon ab, den Schmerzen aktiv vorzubeugen. Das zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Nordost. Warum Prävention so wichtig ist und was der neue AOK Rückentrainer dabei leisten kann, erläutert der Orthopäde Azad Amedi im Interview.

Herr Amedi, in der Theorie wissen die meisten Menschen gut Bescheid, wie man Rückenschmerzen vorbeugt. Dennoch geht nur rund jeder Zweite der befragten Berlinerinnen und Berliner bewusst regelmäßiger Bewegung oder Sport nach, um Rückenschmerzen vorzubeugen. Wie viel Training braucht es denn im Alltag, um den Rücken gesund zu halten?

Vielen Menschen gelingt es nicht, ihr Wissen in die Tat umzusetzen. Dabei ist es gerade für Menschen, die eine sitzende Tätigkeit ausüben, essenziell, einen Ausgleich zu schaffen.

Schon leichte bis mittlere sportliche Aktivitäten wie Schwimmen, Fahrradfahren et cetera haben als Ausgleich im Alltag eine immense Bedeutung für die Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… . Dabei fängt diese Lebensweise früh in der kindlichen Erziehung an, nämlich wenn Sport und Aktivität Bestandteil des Alltags sind. Wer den Weg zur Schule, zur Arbeit oder zum Einkauf zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegt, hat schon viel für sich getan und ist Vorbild für den eigenen Nachwuchs.

Azad Amedi ist Facharzt für Orthopädie, Chirurgie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin am Centrum für Gesundheit in Berlin. (Foto: privat & KI)

Wer ist eigentlich…? Azad Amedi ist Facharzt für Orthopädie, Chirurgie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin am Centrum für Gesundheit in Berlin.

Rund ein Viertel der Befragten gibt an, aktuell nicht an Rückenschmerzen zu leiden und deshalb auch keine Maßnahmen ergreifen zu müssen. Ein noch größerer Teil würde nur dann mehr für den Rücken tun, wenn sie regelmäßig unter Rückenschmerzen leiden würden. Was sagen Sie als Arzt dazu?

Prävention ist der Schlüssel zur langfristigen Rückengesundheit. Anstatt erst bei akuten Schmerzen zu handeln, sollten regelmäßiges Rückentraining, ein ergonomischer Arbeitsplatz und allgemeine Bewegung fester Bestandteil des Alltags sein. Der neue „AOK-Rückentrainer“ kann Menschen dazu motivieren, frühzeitig und regelmäßig etwas für ihren Rücken zu tun. Indem wir Rückenschmerzen vorbeugen, schützen wir nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Lebensqualität.

Ein großer Teil der Befragten hat angegeben, dass der innere Schweinehund oder knappe Zeit sie davon abhält, sich ausreichend um ihre Rückengesundheit zu kümmern. Wie kann man ohne große Überwindung dem Rücken etwas Gutes tun, trotz wenig Zeit und vielleicht sogar mit Sofort-Effekt?

Ich kann teilweise verstehen, dass der innere Schweinehund und Zeitmangel Hindernisse sind. Es gibt jedoch viele einfache und zeitsparende Methoden, die dem Rücken zugutekommen: Kurze Dehnübungen, dynamisches Sitzen, Mini-Workouts oder einfach eine ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes können sofort spürbare Effekte haben. Das Gefühl, sich besser zu fühlen und Rückenschmerzen zu vermeiden, motiviert oft zusätzlich, diese kleinen Gewohnheiten in den Alltag zu integrieren. Auch wenn man vielleicht keine Zeit für ein vollständiges Rückentraining hat, können diese Maßnahmen langfristig eine große Wirkung entfalten.

Teilweise halten sich vor allem in der etwas älteren Bevölkerung Mythen darüber, was dem Rücken angeblich gut tut - wie zum Beispiel, dass Sitzbälle als Ersatz für Bürostühle taugen. Wie sehen Sie das?

Viele solcher Mythen zur Rückengesundheit stammen aus Zeiten, in denen das Wissen über den Rücken und seine Belastung limitiert war. Menschen können dieses veraltete Wissen verinnerlicht haben, da es lange Zeit als "allgemein gültig" betrachtet wurde. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Wissen durch Forschung und moderne Ergonomie stark weiterentwickelt. Sitzbälle fördern zwar die Aktivierung der Muskulatur, wenn sie kurzzeitig verwendet werden, sind jedoch keine geeignete dauerhafte Alternative zu ergonomischen Bürostühlen. Langfristiges Sitzen auf einem Ball kann instabil sein und zu Muskelverspannungen oder einer schlechten Haltung führen. Dies kann das Risiko für Überlastung und Fehlhaltungen erhöhen, da die Muskulatur ermüdet, wenn sie über längere Zeit keine adäquate Unterstützung hat.

81 Prozent der Brandenburgerinnen und Brandenburger hatten im vergangenen Jahr zumindest ab und zu Rückenschmerzen. Das zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Nordost. Theoretisch wissen die meisten Befragten, was sie tun müssten, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Nur mit der Umsetzung hapert es.
14.10.2024AOK Nordost4 Min
82 Prozent der Berlinerinnen und Berliner hatten im vergangenen Jahr zumindest ab und zu Rückenschmerzen. Das zeigt eine aktuelle repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Nordost. Theoretisch wissen die meisten Befragten, was sie tun müssten, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Nur mit der Umsetzung hapert es.
14.10.2024AOK Nordost4 Min