FAKTOR 3/2024> Elektronische Patientenakte: Mehr Chancen als Risiken
Ab Januar 2025 wird die elektronische Patientenakte für alle gesetzlich Versicherten eingeführt. Sie verspricht eine effizientere Gesundheitsversorgung durch ein einfaches Abrufen der Daten.
Ab Januar 2025 tritt mit der flächendeckenden Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ein weiterer Meilenstein der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens in Kraft. Alle gesetzlich Versicherten erhalten eine digitale Akte, in welcher Diagnosen, Befunde und Medikationspläne zentral gespeichert werden. Das Ziel: Eine effizientere Gesundheitsversorgung durch verbesserte Kommunikation zwischen Ärzten, Krankenhäusern, Apotheken und Patienten. Die AOK NordWest verbindet mit der Einführung der ePA vor allen Dingen Chancen bei der Optimierung der Behandlungsprozesse durch einen digitalen Zugang zu den Gesundheitsdaten. "Besonders für chronisch erkrankte Personen sowie Patientinnen und Patienten, die regelmäßig mehrere Fachärztinnen und -ärzte aufsuchen, könnte dies erhebliche Erleichterungen bedeuten", meint Nils Labusch, Unternehmensbereichsleiter IT, Digitalisierung & Prozesse bei der AOK NordWest. "Das manuelle Austauschen von Dokumenten entfällt, wodurch bei der Behandlung Zeit gespart wird und potenzielle Fehlerquellen minimiert werden. Auch Rettungsdienste könnten im Notfall via ePA auf lebensrettende Informationen wie Allergien und Vorerkrankungen zugreifen."
Die AOK-Gemeinschaft, mit über 20 Millionen Versicherten die größte Krankenkasse Deutschlands, spielt bei der Implementierung eine zentrale Rolle. "Durch ein weit verzweigtes Netzwerk an Geschäftsstellen und Gesundheitsdienstleistern wird der Zugang zur ePA flächendeckend gewährleistet - auch in ländlichen Regionen. Zudem bieten wir eine App an, die unseren Versicherten die Möglichkeit gibt, ihre Gesundheitsdaten eigenständig zu verwalten", erklärt Labusch.
Chancen ohne Risiken? Mitnichten! Es gibt viel Kritik an der zentralen Speicherung von Gesundheitsdaten. Skeptiker warnen vor potenziellen Risiken und möglichen Datenschutzverletzungen.
„Wir nehmen die Bedenken sehr ernst und arbeiten täglich daran, diese durch strenge Sicherheitsstandards zu entkräften.“
Unternehmensbereichsleiter IT, Digitalisierung & Prozesse der AOK NordWest
"Wir nehmen diese Bedenken sehr ernst und arbeiten täglich daran, diese durch strenge Sicherheitsstandards zu entkräften", verspricht Labusch. Alle sensiblen Daten werden verschlüsselt gespeichert und dürfen nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Patientinnen und Patienten eingesehen werden. Die Einführung der ePA erfolgt im Opt-Out-Verfahren. Das bedeutet, dass Versicherte automatisch eine elektronische Akte erhalten, sofern sie dieser nicht widersprechen. Ziel dieser Regelung ist es, eine möglichst hohe Nutzungsquote zu erreichen, ohne dabei die Kontrolle über persönliche Daten aus der Hand zu geben. Neben den datenschutzrechtlichen Fragen stellt sich auch die Herausforderung der Akzeptanz bei den Nutzerinnen und Nutzern. So ist die Einführung der ePA auch unter den Ärzten nicht unumstritten. "Wir als AOK setzen daher auf umfassende Aufklärungskampagnen, um über die Funktionsweise der ePA und den Schutz der Daten zu informieren. So soll die Akzeptanz der Bevölkerung und der Ärzteschaft gesteigert werden", ergänzt Labusch.
Aus Sicht der AOK NordWest bewegt sich Deutschland mit der Einführung der elektronischen Patientenakte auf eine zeitgemäße und effizientere Gesundheitsversorgung zu. Die zentrale Speicherung und der schnelle Zugriff auf relevante Gesundheitsdaten sollen Behandlungsabläufe verbessern und Fehlbehandlungen verhindern. In diesem Transformationsprozess übernimmt die AOK nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine beratende Funktion, um ihre Versicherten bestmöglich zu begleiten. Die ePA markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem modernen Gesundheitssystem.