Mehr ADHS-Medikamente für Kinder in Schleswig-Holstein verordnet
Auffällig: Deutlich mehr Jungen betroffen
Kiel. In Schleswig-Holstein werden für Kinder immer mehr Medikamente gegen ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, verordnet. Das hat eine aktuelle Auswertung der AOK NordWest auf Basis von Statistiken des GKV-Spitzenverbandes ergeben. Danach stellten allein im vergangenen Jahr die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im nördlichsten Bundesland Kindern und Jugendlichen im Alter bis 19 Jahre 48.654 Verordnungen über ADHS-Medikamente aus. Das sind 12,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (43.345 Verordnungen) und sogar über 32 Prozent mehr im Vergleich zu vor fünf Jahren (2018: 36.811 Verordnungen). „Immer mehr Kinder in Schleswig-Holstein werden mit ADHS-Medikamenten behandelt. Das zeigt sich in der deutlichen Zunahme der Verordnungen. Die Diagnose ist besonders bei Kindern nicht leicht zu stellen. Ist die Krankheit aber erkannt, ist sie meist gut zu behandeln“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.
Mehr Jungen als Mädchen betroffen
In Schleswig-Holstein waren von der Diagnose ADHS im vergangenen Jahr deutlich mehr (AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -versicherte) Jungen wie Mädchen betroffen. Insgesamt wurden vier Mal so viele Arzneirezepte für Jungen wie für Mädchen ausgestellt. Dabei liegt der größte Anteil bei den zehn bis 19-jährigen Jungen. Auffällig ist, dass die Verordnungshäufigkeit mit neun Jahren deutlich ansteigt.
Symptome von ADHS
Gestörte Konzentrationsfähigkeit, ausgeprägte Unruhe, übersteigerter Bewegungsdrang und impulsives Handeln können unter anderem Symptome der ADHS sein. „Da es im Kindesalter meist völlig normal ist, dass Jungen oder Mädchen manchmal unruhig oder leicht ablenkbar sind, ist es insbesondere bei jüngeren Kindern schwierig, normales Verhalten von unruhigem oder grenzüberschreitendem zu unterscheiden und eine ADHS-Diagnose zu stellen“; so Ackermann. Häufig vermindern sich solche Probleme auch wieder im Laufe kurzer Zeit. Hält das Verhalten allerdings deutlich länger an, stellt sich die Frage, ob eine ADHS vorliegt. Vor allem, wenn aggressive Verhaltensauffälligkeiten, Wutausbrüche, Reizbarkeit bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen anhalten, ist Rat gefragt.
Ursachen unklar
Was die ADHS verursacht, ist unter den Experten noch nicht abschließend geklärt. Nach neuesten Studien spielen erbliche Faktoren scheinbar die bedeutendste Rolle. Bei der ADHS liegt wahrscheinlich eine Stoffwechsel- und Funktionsstörung im Gehirn vor. Vermutlich wird zum Beispiel der Botenstoff Dopamin zu schnell abgebaut, der für die Steuerung von Aktivität und Antrieb zuständig ist. Die Folge: Signale werden nicht mehr richtig übertragen, Reize unzureichend gefiltert. Bei Menschen mit ADHS funktioniert somit die Informationsverarbeitung zwischen bestimmten Hirnabschnitten nicht reibungslos.
Hilfe bei ADHS
Ist die Krankheit wird in der Medizin als Abweichung von Gesundheit oder Wohlbefinden verstanden. Allerdings stößt die… erkannt, ist sie meist gut zu behandeln. Oft helfen besondere Strategien, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Durch klare Strukturen zur räumlichen und zeitlichen Orientierung, den Aufbau einer positiven Beziehung zum Kind können Eltern ihre Kinder unterstützen. Außerdem helfen verhaltenstherapeutische Maßnahmen, wie Förderungen in Kindergarten, Schule oder in Selbsthilfegruppen Viele Kranke und ihre Angehörigen engagieren sich in Selbsthilfegruppen, um Unterstützung bei der… , aber auch Ergo- und Psychotherapien.
„Manche Kinder benötigen aber mehr Unterstützung, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Für sie kann eine Behandlung mit Medikamenten in Kombination mit einer Verhaltenstherapie sinnvoll sein“, so Ackermann. Bestimmte Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat, der die Nervenbotenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn erhöht, können die Aufmerksamkeit verbessern und die Hyperaktivität und Impulsivität mildern. Allerdings sollten Chancen und Risiken einer medikamentösen Behandlung sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Eine medikamentöse Therapie ist oft hilfreich, aber nicht immer notwendig. „Eine medikamentöse Behandlung sollte nur erfolgen, wenn die ADHS-Symptomatik sehr deutlich bis sehr stark ausgeprägt ist oder wenn andere Therapieformen nicht ausreichend geholfen haben“, so Ackermann und rät Eltern, sich umfassend zu informieren, um die für das Kind richtige Entscheidung fällen zu können. Dabei hilft auch der ADHS-Elterntrainer, der online unter aok.de, Leistungen & Services zu finden ist.
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