Pressemitteilung

Wieder mehr Magensäureblocker in Schleswig-Holstein verordnet

19.10.2023 AOK NordWest 4 Min. Lesedauer

In der Langzeitanwendung können auch Gefahren lauern

Männlicher Patient liegt auf Liege im Untersuchungszimmer und wird von Ärztin körperlich im Bauchbereich untersucht.
In Schleswig-Holstein sind die Verordnungen von Magensäureblockern im vergangenen Jahr wieder leicht angestiegen. Sie schützen die Magenschleimhaut und lindern Sodbrennen, aber in der Langzeitanwendung können auch Gefahren lauern.

Kiel. Sie lindern Sodbrennen und schützen die Magenschleimhaut: Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol. Diese sogenannten Magensäureblocker werden in Schleswig-Holstein wieder häufiger verordnet. Das ergab eine aktuelle Auswertung der AOK NordWest. Danach stellten die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im nördlichsten Bundesland im vergangenen Jahr insgesamt 992.364 Verordnungen über Protonenpumpenhemmer aus. Das sind fast 8.500 Verordnungen mehr als ein Jahr zuvor (983.944 Verordnungen). Damit kommt es erstmalig wieder zu einem leichten Anstieg nach einer mehrjährigen rückläufigen Entwicklung. Wichtig: In der Langzeitanwendung können auch Gefahren lauern. „Immer mehr Studien zeigen bei einer Langzeitanwendung von Protonenpumpenblockern Zusammenhänge mit Infektionen, erhöhtem Frakturrisiko, Schlaganfällen, Demenz und weiteren Risiken. Deshalb ist es wichtig, dass diese Medikamente nur dann eingenommen werden, wenn die Magensäureproduktion gehemmt werden soll“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest. Insgesamt gab die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr fast 20 Millionen Euro für diese Medikamentengruppe aus.

Protonenpumpenhemmer – sinnvoller ‚Magenschutz‘

Protonenpumpenhemmer hemmen die Produktion von Magensäure und gelten als Mittel der Wahl bei Sodbrennen (Reflux) und Magen-Darm-Geschwüren (Ulcera). Sie schützen auch die Magenschleimhaut bei Einnahme von magenschädigenden Medikamenten und werden daher auch als ‚Magenschutz‘ bezeichnet. Magensäureblocker gehören mit zu den am häufigsten verordneten Wirkstoffen. Im Ranking stehen sie auf Platz drei nach Blutdrucksenkern und Schmerzmitteln.

Sicherer Umgang mit Magensäureblockern

Ob auf Rezept oder in der Selbstmedikation, Pantoprazol und Co gelten als wirksame, gut verträgliche und unbedenkliche Wirkstoffe. Daher werden sie auch gerne einfach weiter verordnet oder eingenommen. Häufig erhalten sie Einzug in die Dauertherapie eines Patienten, wenn eine Behandlung nach einem Krankenhausaufenthalt ambulant weitergeführt wird. Aber gerade in der Langzeitanwendung könnten ernsthafte Gefahren lauern. „Magensäureblocker sind sinnvoll, wenn sie medizinisch angezeigt sind. Sie sollten aber nicht in die Dauermedikation gelangen, sondern abgesetzt werden, wenn die Indikation wegfällt“, betont Ackermann.

 

Denn bei zu langer Hemmung der Magensäureproduktion werden Nährstoffe nicht mehr so gut aufgenommen und Erreger durch die Magensäure nicht mehr abgetötet. Als Folge können Magen-Darm-Infektionen und Nährstoffdefizite auftreten. Da auch die Calciumaufnahme betroffen ist, kann auch das Osteoporose- und Frakturrisiko ansteigen. Ein Zusammenhang mit Nierenerkrankungen, Schlaganfällen und Demenz wurde auch gezeigt – hier sind die genauen Mechanismen aber noch nicht geklärt. Daher gilt, die Dosis von Magensäure-blockern so niedrig und die Therapiezeit so kurz wie möglich zu halten.

„Wichtig ist, Magensäureblocker immer auszuschleichen und nicht abrupt abzusetzen.“

Tom Ackermann

Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest

Vorsicht beim Absetzen

Allerdings ist es schwer, einen Protonenpumpenhemmer wieder abzusetzen. Denn häufig kommt es zu einem Rebound-Effekt mit zunächst überschießender Säureproduktion. Da dadurch die Schmerzen wieder größer werden, nimmt der Patient wieder seine Medikamente, da er meint, das Problem sei noch nicht gelöst. „Wichtig ist, Magensäureblocker immer auszuschleichen und nicht abrupt abzusetzen. Es dauert einige Zeit, bis sich die Magensäureproduktion wieder normalisiert hat“, so Ackermann.

Sodbrennen vorbeugen

Um gelegentliches Sodbrennen und saures Aufstoßen zu vermeiden, lässt sich mit einer Umstellung der Ernährung viel erreichen: Betroffene sollten auf üppige Mahlzeiten verzichten und stattdessen mehrere kleine über den Tag verteilt zu sich nehmen. Das entlastet den Magen und führt auf natürliche Weise dazu, dass sich die Menge an Magensäure reduziert. Meist hilft es auch, auf spätes Abendessen und auf Lebensmittel zu verzichten, die die Säureproduktion erhöhen. Dazu gehören Kaffee, schwarzer Tee, kohlensäurehaltige Getränke, Fruchtsäfte sowie Süßes und Fettiges. Besonders starke "Magensäure-treiber" sind auch Alkohol, Nikotin und zu viel Stress.

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  • Pressemitteilung vom 19.10.2023

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  • Foto: Einnahme von Magensäureblockern

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Pressesprecher

Jens Kuschel

AOK NordWest