Anlaufpunkt am Rennsteig: Neue Krebsberatungsstelle für Südthüringen
Im Süden Thüringens finden Menschen mit der Diagnose Krebs sowie ihre Angehörigen und Mitmenschen eine neue, feste Anlaufstelle in der ambulanten Beratungsstelle des SRH-Klinikums. Ein Gespräch mit dem Team macht deutlich: Ein dichtes Netz an Beratungs- und Unterstützungsangeboten darf nicht auf urbane Zentren begrenzt sein.
Suhl, eine 36.000-Einwohner-Stadt, liegt in unmittelbarer Nähe zum Rennsteig und umgeben von Bergen am Südhang des Thüringer Waldes. Von der Landeshauptstadt Erfurt im Zentrum des Bundeslandes führt der Weg dorthin entweder über kurvige Landstraßen oder durch einen acht Kilometer langen Autobahntunnel. Mit seinen 650 Betten ist das in der Stadt gelegene SRH-Klinikum der umfassendste Versorger in der Region. Mit dem Behandeln von Krebserkrankungen haben sie hier Erfahrung: Das Haus ist zertifiziertes Brustzentrum und Darmzentrum der Deutschen Krebsgesellschaft. Doch die psycho-onkologische Begleitung und Sozialberatung war lange auf den stationären Aufenthalt beschränkt. Das hat sich geändert: Im September 2021 hat das Klinikum in unmittelbarer Nachbarschaft eine ambulante Krebsberatungsstelle gegründet. „Krebs ist eine der am weitesten verbreiteten Erkrankungen. Die Betroffenen brauchen auch abseits der großen Städte niederschwellige Angebote“, sagt Christian Jacob, Leiter der Kommunikationsabteilung des Klinikums. „Wir sind wirklich froh und auch ein bisschen stolz, dass uns das im ländlichen Suhl gelungen ist.“
Ein weißer Fleck
Vorher sei Südthüringen „auf der Karte der fest etablierten Krebsberatungsstellen wirklich ein weißer Fleck“ gewesen, sagt Jacob, der das Projekt mit vorangetrieben hat. Die nächsten Anlaufpunkte lagen jeweils eine halbe bis Dreiviertelstunde Autofahrt entfernt und boten sehr eingeschränkte Öffnungszeiten. Die Idee, dass das Zentralklinikum angesichts seines onkologischen Schwerpunkts und der vielen Patientinnen und Patienten eine eigene Beratungsstelle etabliert, schien da eine logische Konsequenz.
Zwei Dinge fielen bei der Entscheidung, das Projekt tatsächlich in Angriff zu nehmen, besonders ins Gewicht: Erstens, dass der Träger bereits seit Jahren eine Krebsberatungsstelle am Standort Gera betreibt. „Vom Input der Kolleginnen und Kollegen dort konnten wir enorm profitieren“, sagt Christian Jacob. Und zweitens wurde die Finanzierung der Beratungsstellen im vergangenen Jahr neu geregelt und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… sowie die privaten Krankenversicherungen haben die gesetzliche Förderung ambulanter psychosozialer Krebsberatungsstellen signifikant erhöht. Die Kassen tragen nun 80 Prozent der Kosten, während die Beratungsstelle selbst 5 Prozent einwerben soll – vorausgesetzt, der Freistaat Thüringen kommt seiner Finanzierungszusage über die restlichen 15 Prozent nach.
Offenes Ohr und fachliche Beratung
Das Team der Beratungsstelle besteht aus Sozialpädagogin Sabine Berschneider (Foto oben links), den beiden Psychologinnen Laura Schacht (Foto rechts) und Susann Weiner, sowie Koordinatorin Nicole Bauersachs (Foto Mitte). Bereits zwei Tage nach dem Start habe die erste Patientin den Weg zu ihnen gefunden, seitdem wachse die Zahl der Ratsuchenden ständig, erzählt das Team. Mittlerweile sind es ca. 50 Menschen. Daneben vernetzen sich die Mitarbeiterinnen ins Klinikum, aber vor allem auch in der Region: in andere Krankenhäuser, onkologische Schwerpunktpraxen versorgen Patientengruppen mit bestimmten Krankheitsbildern (zum Beispiel diabetologische oder… , Selbsthilfegruppen Viele Kranke und ihre Angehörigen engagieren sich in Selbsthilfegruppen, um Unterstützung bei der… , Kreisverwaltungen und Kommunen. Im Ergebnis gibt es nun bereits in einer gynäkologischen Praxis im 45 Autominuten südlich gelegenen Hildburghausen alle zwei Wochen eine Außensprechstunde mit der Sozialarbeiterin und einer Psychologin. „Dieses wirklich niedrigschwellige Angebot wollen wir im Dialog mit den Landkreisen der Umgebung weiter ausbauen“, sagt Christian Jacob.
Die Beratungsstelle ist sowohl für Patientinnen und Patienten, aber auch für Angehörige, Hinterbliebene und andere nahestehende, Rat suchende Menschen da. Die Beratung ist kostenlos und die Bedürfnisse ganz unterschiedlich. Manche Patientinnen oder Patienten müssen ihre Diagnose erst begreifen und lernen, damit umzugehen. Müssen verstehen, dass Dinge, die sie immer tun konnten, nicht mehr gehen. Andere beschäftigen sich mit organisatorischen Hürden. „Da ändern sich auch ganze Familiensysteme und jahrzehntelang eingeübte Balancen wackeln“, so Christian Jacob. Als nächstes folgen Fragen nach der finanziellen Absicherung: Lohnfortzahlung, Krankengeld Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten Krankengeld als Entgeltersatz. Es soll den… , Reha, Berufswiedereinstieg. „Bei uns gilt der Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Sozialpädagogin Sabine Berschneider. „Das heißt: Wir wollen Menschen immer in die Lage versetzen, eigenständig zu handeln.“
Suhler Team schlägt Brücken
Manche Gespräche drehen sich auch um Tod und Sterben. Dann breite sich oftmals ein bedrückendes Schweigen aus, weiß Sozialpädagogin Sabine Berschneider. „Wenn der vielleicht nahende Tod aber erstmals zur Sprache kam, ist es ein unheimlich befreiender Moment, der den Weg ebnet, den manchmal unvermeidlichen Umstand anzunehmen und damit zu planen.“
Psychologin Laura Schacht sagt: „Es ist eine sehr intensive Arbeit. Natürlich berühren mich die Geschichten unserer Klienten. Was mich immer wieder bestärkt, ist zu sehen, wie gut die Klienten und Familien mit der Erkrankung und ihren Belastungen umgehen und Wege für sich finden.“ Wer in die Beratungsstelle kommt, wird begleitet, so lange er oder sie es möchte. Das Suhler Team schlägt, wenn möglich, auch Brücken zu Hilfsangeboten noch näher am Wohnort der Betroffenen.
Apropos Brücken: Schränkt die Pandemie das Team in seinen Möglichkeiten ein? „Wir kennen es ja nicht anders“, sagen sie. Hausbesuche hätten einen hohen Stellenwert bekommen. „Sie sind zwar zeitaufwändig, manchmal aber der beste Weg, Ratsuchenden wirklich Hilfe zu leisten.“ Zum anderen sei die neu eingerichtete Beratungsstelle groß genug, um Gespräche mit einem gebotenen Abstand zu führen. Die Zukunftspläne schließen jedoch ausdrücklich Veranstaltungen mit ein, sagt Christian Jacob. „Wir möchten gerne noch mehr zum Thema Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… von Tumorerkrankungen anbieten, etwa zu gesunder Ernährung, zu krebserregenden Stoffen, zu Impfungen Aufgrund des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes sind Leistungen für bestimmte Schutzimpfungen seit dem… gegen Krebs. Das zählt für uns neben der Beratung und Begleitung bei einer konkreten Krebserkrankung zu den zentralen Aufgaben einer Beratungsstelle.“
Kontakt
SRH Krebsberatungsstelle Südthüringen
Albert-Schweitzer-Str. 19
98527 Suhl
Termine Montag bis Freitag unter Tel. 03681 35-6530 oder Krebsberatung.zs(at)srh.de
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