AOK PLUS und Startups: Partner auf Augenhöhe
Mit dem Startup eCovery testet die AOK PLUS ein hybrides Therapieangebot, das Physiotherapie und App-basiertes Training kombiniert. Zusammenarbeit mit Startups hat einen festen Platz in der Gesundheitskasse. Ich habe Beteiligte gefragt, was den Erfolg der scheinbar ungleichen Partnerschaft ausmacht.
„Was der Patient zu Hause macht, ist eine Blackbox.“ Dieser Satz ist mir im Gedächtnis geblieben, seit ich die Gründer von eCovery erstmals für diesen Blog porträtiert habe. Da war das Team gerade in die Startup-Schmiede SpinLab in der Leipziger Baumwollspinnerei eingezogen, nachdem sie das SpinLab und die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… PLUS bereits in der Frühphase mit ihrer Produktidee für eine digital unterstützte Physiotherapie überzeugt hatten.
Der Plan: Mit einer App Patienten bei Übungen zu Hause anleiten; damit die Lücke schließen, die zwischen den ärztlich verordneten Physiotherapiesitzungen entsteht, und die Nutzer in ihrem Heilungsprozess schneller voranbringen.
Ein Trainer für die Hosentasche
Drei Jahre und Unmengen an Entwicklungsarbeit sowie Tests später, hat eCovery auf dem Gesundheitsmarkt Fuß gefasst. Die App ist als Medizinprodukt gekennzeichnet und richtet sich längst nicht mehr ausschließlich an Menschen mit Knie-, sondern auch Rücken- und Hüftschmerzen. „So können wir inzwischen bei mehr als 33 Millionen gestellten Diagnosen pro Jahr helfen“, sagt Geschäftsführer Benedict Rehbein. Mit mehreren Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… arbeitet das Startup jetzt zusammen, so auch mit seinem ehemaligen Mentor aus dem Accelerator, der AOK PLUS. In einem Pilotprojekt testen beide zusammen mit Physiotherapeuten und Versicherten der Gesundheitskasse die Kombination von Physiotherapie und digitalem, App-basiertem Training.
Therapeuten, die an dem Projekt teilnehmen, können ihren Patienten zusätzlich zur physiotherapeutischen Behandlung die Therapie-App von eCovery anbieten. Die App wird den Patienten für bis zu sechs Monate zur Verfügung gestellt, die Kosten trägt die AOK PLUS. Im ersten Abschnitt werden sie parallel in sieben Sitzungen in der Physiotherapiepraxis behandelt – einer mehr als den üblicherweise verordneten sechs Krankengymnastikeinheiten – und üben dazwischen selbstständig nach Anleitung der eCovery-App. Die Therapeuten stimmen dabei die physiotherapeutischen Behandlungen eng mit den App-Übungen ab. Im zweiten Abschnitt setzen die Patienten die Therapie mit der App eigenständig fort.
Tanker und Schnellboote
„Für uns stand früh fest, dass eine optimale digitale Therapie nicht auf der grünen Wiese entstehen kann. Die Zusammenarbeit mit Krankenkassen ist deshalb ein zentraler Bestandteil unserer Produktentwicklung“, sagt Benedict Rehbein. Was nicht heißt, dass diese Zusammenarbeit ohne Herausforderungen ist: Startup meets gesetzliche Krankenversicherung In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind grundsätzlich alle Arbeiter und Angestellten… – „da treffen meistens Speedboats auf Tanker“, sagt David Blazek, Coach der E-Health-Startups im SpinLab. „Startups und Krankenkassen haben unterschiedliche Kulturen und Prozesse. Was für den einen schnell ist, mag für die anderen langsam sein“, ergänzt SpinLab-Geschäftsführer Eric Weber.
Erfahrungen aus 5 Jahren Partnerschaft
Für die AOK PLUS ist es gerade die Kombination aus der eigenen langjährigen Erfahrung im Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… und der innovativen Geschäftsideen von Startups, in der großes Potenzial steckt. Seit 2017 ist sie strategischer Partner des Leipziger Accelerators, in dem unter anderem Gründer aus dem Bereich E-Health ein sechsmonatiges Förderprogram durchlaufen können. „Seitdem haben wir praktische Einblicke in die Herausforderungen von jungen Unternehmen gewonnen und ein Gespür für die gegenseitigen Bedürfnisse entwickelt“, sagt Lisa Feiler, E-Health-Expertin bei der AOK PLUS. Gemeinsam intelligente Lösungen für die Gesundheitsversorgung zu entwickeln heißt in der Praxis, zwischen dem gesetzlichem Rahmen, der „Imperfektion und kreativem Chaos“ (Zitat Benedict Rehbein) der jungen Unternehmen und den oft längeren Entscheidungswegen in der gesetzlichen Krankenkasse zu navigieren.
Geduld ist gefragt
Was hilft? „Geduld und Verständnis füreinander“, findet Benedict Rehbein. „Gegenseitige Erwartungen klar artikulieren“, sagt Lisa Feiler. Für das Pilotprojekt hat die AOK PLUS erstmals einen Selektivvertrag Im Gegensatz zum Kollektivvertrag handelt es sich bei einem Selektivvertrag um Versorgungsverträge,… mit Heilmittelleistungserbringern (sprich: Physiotherapeuten) und einem App-Anbieter – hier eCovery – geschlossen. Einen solchen Vertrag zu entwickeln kann Monate dauern, doch es lohnt sich. Die Therapie-App von eCovery ist bereits das dritte Produkt, das über den Accelerator in Leipzig bei den Versicherten der AOK PLUS ankommt: Die App Stresscoach ist über das Gesundheitskursportal erhältlich und die Keleya-App inklusive digitalen Geburtsvorbereitungskurs ist im Leistungspaket für Schwangere enthalten. In beiden Fällen übernimmt die AOK PLUS die Kosten für die Kunden.
Ausblick
„Startups spielen im Gesundheitswesen inzwischen eine essentielle Rolle“, sagt Lisa Feiler. „Durch Fokus und konsequente Kundenzentrierung können sie dringend notwendige Innovationen auf den Weg bringen.“ Auch eCovery-Geschäftsführer Benedict Rehbein sieht die Tür zum Gesundheitsmarkt für Startups offen. Auch wenn die Akteure noch nach der Balance zwischen Patientensicherheit, Datenschutzfragen, einer besseren Versorgung und reinem Selbstzweck suchten. Unterm Strich sehe er einen Gewinn für die Patienten: „Ich bin davon überzeugt, dass etwas sehr Gutes dabei herauskommen kann, wenn Krankenkassen, Startups und Verbände kritisch, aber konstruktiv zusammen an neuen Versorgungsinnovationen arbeiten.“
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