Wenn Uhren Sicherheit geben
Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Formen von Herzrhythmusstörungen. Auch Olaf K. aus Dresden und Frank E. aus Pirna leiden darunter, beide haben schon operative Eingriffe hinter sich. In ihrem Alltag setzen sie nun auf die digitale Nachsorge ergänzend zur kardiologischen Betreuung.
Kontrolle per EKG-Smartwatch
Es ist vor allem das Gefühl von Sicherheit und Selbstbestimmung, was Olaf K. und Frank E. hervorheben. Beide Männer nehmen am Gesundheitsprogramm „Vorhofflimmern“ teil und erfassen nunmehr täglich mindestens ein Mal über eine Smartwatch ein Elektrokardiogramm (EKG). Dieses wird in einer App festgehalten. Bei Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten bekommen sie direkt über die Anwendung einen Hinweis und können einen Termin mit einem Telearzt oder ihrem behandelnden Kardiologen vereinbaren. Diese Mediziner können das tägliche EKG jederzeit über ein digitales Ärzte-Cockpit, eine Online-Anwendung zu den Vitaldaten, einsehen. „Ein Termin außerhalb der Routineuntersuchungen war bisher zum Glück nicht notwendig. Ich messe jeden Morgen und Abend. Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, wie so eine Uhr ein EKG aufzeichnen kann“, erzählt Frank E., bei dem bereits zwei Mal eine Ablation, also eine Verödung von überzähligen und krankhaften Leitungsbahnen, durchgeführt wurde. Olaf K. ergänzt: „Ich kann selbst kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Und mich zu meinen Daten kurzfristig mit Fachleuten austauschen. Das beruhigt.“ Einzig, dass er am Arbeitsplatz keine Uhr tragen dürfe, erschwere die permanente Kontrolle. Beiden Männern kommt zu Gute, dass sie technikaffin und dem Digitalen aufgeschlossen sind, da mit der Teilnahme am Programm auch eine telemedizinische Begleitung sowie weitere digitale Möglichkeiten verbunden sind.
Digitale Tipps und Hinweise
Neben den regelmäßigen EKG-Aufzeichnungen können in der App wichtige Vitaldaten wie Blutdruck, Gewicht, Blutzucker und Aktivitäten oder die Einnahme von Medikamenten inklusive Erinnerungsfunktion erfasst werden. Dazu finden sich digitale Lerninhalte zu verschiedenen Themen wie zum Krankheitsbild, zu Ernährung und Bewegung. Denn ein gesunder Lebensstil mit gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung können dazu beitragen, dass Vorhofflimmern seltener oder erst gar nicht auftritt. Die Betroffenen sollen mögliche Risikofaktoren quasi selbst einstellen. Olaf K. ist grundsätzlich Verhaltensänderungen gegenüber aufgeschlossen: „Mein Schichtdienst erschwert mir, jeden Tipp zu befolgen. Aber die Hinweise geben einen Anstoß und ich setze sie um, wo es für mich Sinn macht und passt.“ Auch Frank E. schaut sich die Lerninhalte an: „Vieles ist bekannt, einiges ist neu für mich. Ich bewege mich schon immer viel und versuche gerade bei der Ernährung auf das Maß zu achten. Das klappt mal mehr, mal weniger.“
Innovatives Pilotprojekt
Ob die digital angebotenen Lerninhalte weitere Effekte auf die Patientengesundheit, zum Beispiel das Gewicht oder den Blutdruck, haben, wird sich frühestens nach einem Jahr zeigen. Im August 2022 startete des Gesundheitsprogramm „Vorhofflimmern“ – ein zweijähriges Pilotprojekt der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… PLUS gemeinsam mit dem MVZ Praxisklinik Herz und Gefäße Dresden und iATROS, dem ersten digitalen Herzzentrum. Dabei wird die ärztliche Behandlung Die Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung haben Anspruch auf ärztliche und zahnärztliche… von Versicherten der Gesundheitskasse, die durch das MVZ betreut werden, durch eine digitale App-basierte Nachsorge und eine telemedizinische Begleitung ergänzt. Ziel ist es, akute kardiologische Ereignisse frühzeitig zu erkennen und damit Folgeerkrankungen vorzubeugen. Zugleich soll einer Verschlimmerung des Vorhofflimmerns entgegengewirkt werden. Teilnehmen können Versicherte mit Vorhofflimmern, bei denen bereits eine Ablation oder eine Kardioversion durchgeführt wurde. Bei der elektrischen Kardioversion wird mit Hilfe des Defibrillators ein Stromimpuls an das Herz abgegeben, wodurch das Flimmern unterbrochen werden soll. Nach den zwei Testjahren erfolgt die Evaluation und die Entscheidung, ob das Programm fortgesetzt und flächendeckend angeboten wird.
Telemedizin ergänzt Nachsorge
„Wir erleben sehr aufgeschlossene Patientinnen und Patienten. Nur wenige haben gar kein Interesse an dem Projekt oder es fehlt das technische Verständnis bzw. die technischen Voraussetzungen wie ein Smartphone oder eine E-Mail-Adresse für die Teilnahme“, erzählt Prof. Dr. Stefan G. Spitzer, Ärztlicher Leiter des MVZ Praxisklinik Herz und Gefäße Dresden. Bisher beteiligen sich 89 Versicherte aus Dresden und Umgebung an dem Programm. „Die Patientinnen und Patienten kommen mit der Uhr und der App gut zurecht. Sie schätzen die enge Überwachung“, zeigen sich Professor Spitzer und sein Team zufrieden. Grundsätzlich hat die Praxisklinik nach drei Monaten im Rahmen eines regulären Kontrolltermins erstmals wieder Kontakt mit den Teilnehmenden. Bei Bedarf können sie sich zuvor auch mit einem Telearzt von iATROS per Videokonsultation oder telefonisch in Verbindung setzen. „Die begleitende Telemedizin und die digitale Patientenaufklärung zur Erkrankung und Vorbeugung in Form kurzer Lerneinheiten und Hinweise erleichtern und ergänzen die Nachsorge“, fasst Professor Spitzer zusammen.
Gefahr Vorhofflimmern
Im Jahr 2021 wurden 9.516 AOK PLUS-Versicherte mit Vorhofflimmern stationär behandelt. Ohne die Behandlung drohen gravierende Folgen, wie zum Beispiel ein Schlaganfall. Die Herzrhythmusstörung kann spontan anlagebedingt auftreten, wird aber zugleich durch eine Reihe von Risikofaktoren begünstigt, wie Bluthochdruck, eine Herzkrankheit, Schilddrüsenüberfunktion, Übergewicht oder der Konsum von Alkohol. Darüber hinaus nimmt die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, mit hohem Lebensalter zu.
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