Pflegebedürftigkeit in Sachsen überdurchschnittlich gestiegen
AOK-Report unterstreicht: Routinedaten unterstützen kommunale Pflegestrukturplanung
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Sachsen ist zwischen 2017 und 2023 weit stärker gestiegen als demografisch zu erwarten gewesen wäre. Das geht aus dem aktuellen Pflege-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Er legt zudem erhebliche regionale Unterschiede offen – sowohl hinsichtlich der Zahl pflegebedürftiger Menschen als auch der in Anspruch genommenen Pflegeleistungen.
Im Landkreis Görlitz waren im Jahr 2023 zehn Prozent der Menschen in der Sozialen Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… vom Medizinischen Dienst als pflegebedürftig eingestuft. In Leipzig waren es 5,8 Prozent. Diese beiden Werte bilden die Ober- und Untergrenze der sogenannten Pflegeprävalenz im Freistaat, und sie sind höher, als noch vor einigen Jahren erwartet worden war. Laut dem Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… -Report 2024 des WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… stieg die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in den sächsischen Landkreisen von 2017 bis 2023 um durchschnittlich 73,3 Prozent.
Stärkster Anstieg der Pflegebedürftigkeit im Kreis Mittelsachsen
Die Entwicklung im Freistaat liegt zwar hinter dem bundesweiten Spitzenwert von Leverkusen (+ 143 Prozent), aber doch deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 57 Prozent. Zu erwarten waren 2023 – mit Blick auf die alternde Gesellschaft - laut dem WIdO lediglich 21 Prozent mehr Pflegebedürftige im Vergleich zu 2017. Die größten Steigerungen verzeichneten der Landkreis Mittelsachsen (+ 84,4 Prozent), der Erzgebirgskreis (+ 83,3 Prozent) und der Landkreis Meißen (+ 83 Prozent). Am geringster fiel der Anstieg in der Stadt Leipzig aus (+ 56,8 Prozent). Für die Berechnungen hat das WIdO Abrechnungsdaten aller AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Kranken- und Pflegekassen analysiert. Allein für 2023 wurden die anonymisierten Informationen von 2,2 Millionen AOK-versicherten Pflegebedürftigen einbezogen. Das sind rund 43 Prozent aller Pflegebedürftigen in der Sozialen Pflegeversicherung.
Mehrere Faktoren begründen Anstieg
Dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen die Prognosen weit übersteigt, führt das WIdO auch auf die veränderten Anspruchsvoraussetzungen durch den neu gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriff zurück. Seit dem 1. Januar 2017 gelten die fünf Pflegegrade. Die Disparitäten zwischen den Landkreisen und Regionen seien zudem vor allem mit dem durchschnittlichen Alter, dem Demenzanteil und dem Vorhandensein einer Pflegeperson zu erklären. So steige etwa die Inanspruchnahme von Sach- und Kombinationsleistungen bei höherem Durchschnittsalter, mehr Demenzerkrankten und im ländlichen Raum.
Sachsen nehmen häufiger Sach- und Kombileistungen in Anspruch
Bei der Inanspruchnahme von Pflegeleistungen zeigen sich große Unterschiede zwischen den Regionen in Deutschland. So werden in Sachsen Geldleistungen seltener in Anspruch genommen als in anderen Bundesländern. Im Vogtlandkreis beziehen nur 39,4 Prozent der Pflegebedürftigen Geldleistungen. Das ist - gemeinsam mit Cottbus - der geringste Anteil bundesweit. Dresden hat mit 58,7 Prozent den größten Anteil von Pflegebedürftigen in Sachsen, die Geldleistungen beziehen.
Im Gegensatz dazu ist der Anteil an Pflegebedürftigen, die Sach- oder Kombileistungen (Sachleistungen und anteiliges Pflegegeld) in Anspruch nehmen, in den neuen Bundesländern hoch. In Sachsen reichen die Anteile in den Kreisen und Städten von 19,9 Prozent in Dresden bis zu 33,1 Prozent im Vogtlandkreis. Bei der Inanspruchnahme der vollstationären Pflege ergibt die bundesweite Analyse des WIdO kein klares Bild. Doch auch in diesem Bereich ist die Inanspruchnahme im Vogtlandkreis sachsenweit am höchsten: 27,5 Prozent der pflegebedürftigen Menschen leben dort im Pflegeheim.
Pflegestrukturplanung muss auf kommunaler Ebene erfolgen
Die Ergebnisse des Pflege-Reports unterstreichen die Notwendigkeit, aufgrund der verschiedenen demografischen Herausforderungen regionale Lösungen für die Pflegestrukturplanung zu entwickeln. Er stützt damit das Bestreben der Landesverbände der Pflegekassen in Sachsen – darunter die AOK PLUS -, der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen sowie privater Leistungserbringerverbände in der Pflege, die Pflege im Freistaat zukunftsfest zu gestalten. Am 2. Dezember hatten sie ihr „Zielbild Pflege 2030“ vorgestellt. Das Impulspapier gibt der neuen Landesregierung und den Abgeordneten des Sächsischen Landtags Handlungsempfehlungen, um die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft mit schwindenden Pflegekapazitäten nachhaltig zu bewältigen. Es hat das Ziel, eine qualitativ hochwertige Pflegeversorgung zu gestalten, die wirtschaftlich tragfähig, vernetzt und bürgerorientiert ist.
Die Partner sind sich einig: Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Akteure und eine gezielte Unterstützung durch den Freistaat Sachsen kann eine zukunftsfähige Pflege gewährleistet werden. „Gemeinsam arbeiten die Akteure in der Pflege an der zukunftsfähigen Pflegeversorgung in Sachsen. Wir unterstützen die sektorenübergreifende Zusammenarbeit und digitale Innovationen, um eine qualitativ hochwertige, am Menschen und Bedarf orientierte Pflege in Sachsen sicherzustellen. Dabei werden wir uns weiterhin als Brückenbauer und Partner aktiv in den Prozess der Weiterentwicklung einbringen“, sagt Rainer Striebel, Vorstand der AOK PLUS.
Pflegeleistungen steigen zum 1. Januar 2025
Zum Beginn des neuen Jahres werden bundesweit die Pflegeleistungen um 4,5 Prozent steigen. So erhöht sich beispielsweise im Pflegegrad Mit dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz (PSG II) sind zum 1. Januar 2017 in der Pflegeversicherung die… 2 das Pflegegeld von 332 auf 347 Euro und die Sachleistung von 761 auf 796 Euro. Im Pflegegrad 5 steigt das Pflegegeld von 947 auf 990 Euro und die Sachleistung von 2200 auf 2299 Euro. Der Entlastungsbetrag Pflegebedürftige in häuslicher Pflege haben Anspruch auf einen Betrag in Höhe von 125 Euro pro… steigt von 125 auf 131 Euro. Die für alle Pflegegrade gültige Pauschale für Pflegehilfsmittel erhöht sich von 40 auf 42 Euro. Das Budget für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen steigt von 4.000 auf 4.180 Euro.
AOK PLUS – die Gesundheitskasse
Die AOK PLUS versichert mit rund 3,5 Mio. Personen über 57 Prozent aller gesetzlich Krankenversicherten in Sachsen und Thüringen. Aktuell kümmern sich 6.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitskasse um die Anliegen der Kundinnen und Kunden, um insgesamt rund 184.000 Arbeitgeber in beiden Freistaaten und überregional sowie um rund 40.000 Vertragspartner. Das Haushaltsvolumen 2024 für die AOK PLUS beträgt insgesamt 20,33 Mrd. Euro. Davon entfallen auf die Krankenversicherung 15,80 Mrd. Euro, die Pflegeversicherung 3,89 Mrd. Euro und auf den Ausgleich der Arbeitgeberaufwendungen nach dem Aufwendungsausgleichsgesetz 650 Mio. Euro.