Gesundheitsreport 2024: Bei chronischen Erkrankungen gibt es große Versorgungsunterschiede
Diabetes, Asthma oder Herzprobleme – Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg zeigen, dass das Risiko für Folgeerkrankungen in einigen Regionen höher ist als in anderen.
Düsseldorf/Hamburg, 09.04.2024
Wie gelingt es, unerwünschte Folgen einer chronischen Erkrankung zu vermeiden? Wie ist die Versorgungssituation in den Städten und Gemeinden des Rheinlands und in Hamburg? Antworten darauf gibt der Gesundheitsreport 2024 der AOK Rheinland/Hamburg. Neben dem Schwerpunktthema chronische Erkrankungen widmet sich der Report auch der ambulanten Notfallversorgung, der Krankenhausplanung und der Polypharmazie.
Kernanliegen des jährlich erscheinenden Gesundheitsreports ist es, Auffälligkeiten in der Versorgung zu erfassen. „Mit unseren kleinräumigen Ergebnissen möchten wir einen Beitrag zur Diskussion um die Versorgung in den Regionen leisten. Denn Gesundheitsversorgung passiert vor Ort. Hier werden die Weichen für gesunde Lebensbedingungen gestellt“, sagt Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Rheinland/Hamburg.
Der Gesundheitsreport 2024 untersucht in seinem Schwerpunktthema die Situation bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, koronarer Herzkrankheit, Vorhofflimmern oder Asthma.
„Mit unseren kleinräumigen Ergebnissen möchten wir einen Beitrag zur Diskussion um die Versorgung in den Regionen leisten. Denn Gesundheitsversorgung passiert vor Ort. Hier werden die Weichen für gesunde Lebensbedingungen gestellt.“
Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg
Diabetes: Oft wären Folgeerkrankungen vermeidbar
Jeder zehnte Erwachsene ist an Typ-2-Diabetes erkrankt. Ein hoher Blutzuckerspiegel schädigt auf Dauer Blutgefäße und Nerven. Drei Viertel aller Versicherten mit Diabetes nehmen an einem strukturierten Behandlungsprogramm (Disease-Management-Programm, DMP) teil. Das Programm hat das Ziel, die Behandlung in der hausärztlichen Versorgung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft auszurichten.
Es zeigt sich, dass nur etwa die Hälfte der Betroffenen im Jahr 2022 Diabetes-Medikamente in ausreichender Menge erhalten hat. Bei jeder dritten Person mit Typ-2-Diabetes hat die Erkrankung bereits Gefäße oder Nerven dauerhaft geschädigt. In vielen Fällen wären diese Folgeerkrankungen durch einen gut eingestellten Blutzucker und Blutdruck vermeidbar.
Gelingt es nicht, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, kommt es zu einer Unter- bzw. Überzuckerung – der Diabetes wird als entgleist bezeichnet. In diesen Fällen treten Symptome wie Übelkeit, Schweißausbruch, Verwirrtheit, starker Durst oder Müdigkeit auf. Im schlimmsten Fall kann es zu schweren Bewusstseinsstörungen und zum Koma kommen. Innerhalb von sechs Jahren wurde fast jede fünfte Person mit Typ-2-Diabetes stationär mit entgleistem Diabetes behandelt. In Duisburg und Krefeld lag der Anteil 25 Prozent über dem Durchschnitt des Versorgungsgebiets, im Kreis Heinsberg hingegen 30 Prozent niedriger. Diese Zahlen sind risikoadjustiert, das heißt, sie berücksichtigen die Unterschiede in der Versichertenstruktur und können Hinweise auf Defizite in der Versorgung geben.
Koronare Herzkrankheit: Nur rund die Hälfte nimmt am strukturierten Behandlungsprogramm teil
8,6 Prozent der Bevölkerung ab 30 Jahren im Rheinland und in Hamburg leiden an einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Die Herzkranzgefäße sind verengt. Beschwerden wie Atemnot sowie ein Druckgefühl bzw. Schmerzen im Brustbereich können auftreten. Das Herzinfarktrisiko ist deutlich erhöht. Nur rund die Hälfte der Versicherten mit einer KHK nimmt am strukturierten Behandlungsprogramm teil. Die Teilnahme daran soll gewährleisten, dass auch in der hausärztlichen Praxis eine Behandlung gemäß aktuellen Therapiestandards erfolgt. 57 Prozent der KHK-Patientinnen und -Patienten erhielten im Jahr 2022 ausreichend Cholesterinsenker. Die Medikamente beseitigen zwar nicht die Einengung an den Herzkranzgefäßen, verhindern aber, dass es zu weiteren Ablagerungen kommt. Dadurch lässt sich das Risiko für Folgeerkrankungen und Sterblichkeit signifikant verringern.
Nicht selten kommt es bei koronarer Herzkrankheit zu einem Infarkt
7,7 Prozent der Versicherten mit einer koronaren Herzkrankheit haben innerhalb von sechs Jahren einen Herzinfarkt erlitten. Unter Berücksichtigung der Risikostruktur der Patientinnen und Patienten kam es in Remscheid zu 28 Prozent mehr Infarkten, in Mülheim an der Ruhr und im Kreis Euskirchen hingegen zu 17 Prozent weniger Infarkten als im Rheinland/Hamburg-Durchschnitt.
Vorhofflimmern bleibt bei einem Drittel unentdeckt
8,6 Prozent der AOK-Versicherten ab 50 Jahren leiden an Vorhofflimmern (VHF). Bei dieser Herzrhythmusstörung schlägt das Herz unregelmäßig und häufig zu schnell. In der Folge können vermehrt Blutgerinnsel entstehen, die Gefahr für Schlaganfälle ist erhöht. Studien zeigen, dass Vorhofflimmern nur bei zwei Dritteln der Betroffenen entdeckt wird. Bei 6,8 Prozent der an VHF-Erkrankten ist innerhalb von sechs Jahren ein Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel ausgelöst worden. Im Kreis Kleve waren 23 Prozent mehr Versicherte als im Durchschnitt betroffen, im Kreis Heinsberg 28 Prozent weniger.
4,7 Prozent der Bevölkerung im Rheinland und in Hamburg haben Asthma, eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege. Nur jede fünfte Person mit Asthma ist aber in ein strukturiertes Behandlungsprogramm eingeschrieben.
Sozioökonomischer Status hat Einfluss auf den Verlauf einer Erkrankung
Grundsätzlich gilt: Der sozioökonomische Status hat maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf chronischer Erkrankungen. Bei Bürgergeldbeziehenden kommt es häufiger zu schweren Krankheitsverläufen als bei Berufstätigen. So ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, bei chronischer Nierenkrankheit dialysepflichtig zu werden, um 76 Prozent erhöht. Eine Krankenhausbehandlung Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben Anspruch auf vollstationäre… mit einem entgleisten Typ-2-Diabetes ist um 51 Prozent wahrscheinlicher. Auch das Risiko für Akutereignisse wie Schlaganfall (+45 Prozent) und Herzinfarkt (+38 Prozent) ist deutlich höher.
Weitere Schwerpunkte des diesjährigen Gesundheitsreports der AOK Rheinland/Hamburg sind die Ambulante Notfallversorgung, die Krankenhausplanung Die Planung von Krankenhäusern steht in der Verantwortung der Bundesländer, die damit die… sowie die Themen Arzneimittelversorgung und Polypharmazie.
Zum Gesundheitsreport
Für den Gesundheitsreport werden überwiegend Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… von Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg ausgewertet. Rechnen Leistungserbringer Unter diesem Sammelbegriff werden alle Personengruppen zusammengefasst, mit denen die Krankenkassen… ihre Leistungen mit der Krankenkasse ab, übermitteln sie eine Vielzahl an abrechnungsrelevanten Informationen, z.B. behandelte Krankheiten und erbrachte Leistungen. Diese Angaben können in Hinblick auf die gesundheitliche Lage und Gesundheitsversorgung analysiert werden. Die AOK Rheinland/Hamburg ist mit über drei Millionen Versicherten die größte Krankenversicherung in NRW und die zweitgrößte in Hamburg.
Den Gesundheitsreport 2024 finden Sie hier.