Gesundheitsversorgung vor Ort stärken – vulnerable Menschen nicht zurücklassen
Die Initiatoren und Betreiber der Hamburger Gesundheitskioske, Gesundheit für Billstedt/Horn UG, AOK Rheinland/Hamburg und Mobil Krankenkasse äußern sich zur heutigen Fachanhörung im Bundesgesundheitsministerium zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG)
„Die Zukunft der Versorgung ist regional und bedarf einer intelligenten Verknüpfung bestehender Angebote vor Ort. Gesundheitskioske leisten hierzu einen wichtigen Beitrag und sind – anders als häufig in der politischen Diskussion vorgetragen – finanzierbar“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Unsere Erfahrungen mit Einrichtungen in fünf verschiedenen Städten zeigen: Es gibt kein Standardprinzip, das für ganz Deutschland passt. Niedrigschwellige Beratung und Versorgungssteuerung funktionieren nur, wenn regionale Gegebenheiten berücksichtigt werden. Im Zusammenspiel mit Gesundheitsregionen und Primärversorgungszentren kann es gelingen, die Transformation in Richtung einer sektorenübergreifenden, patientenorientierten Versorgung voranzubringen.“
„Sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen stoßen auf erhebliche Hindernisse beim Zugang zu präventiver und medizinischer Versorgung. Die Probleme werden durch die begrenzte Anzahl an niedergelassenen Arztpraxen in sozial benachteiligten Regionen weiter verschärft“, sagt Alexander Fischer, Geschäftsführer der Gesundheit für Billstedt/Horn UG. „Wir haben es in Hamburg geschafft, durch unsere Gesundheitskioske für viele Menschen den Zugang zu Gesundheitsleistungen deutlich zu verbessern. Gelungen ist dies durch eine enge Kooperation unserer multilingualen Pflegefachkräfte mit Ärzten, Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen. Um die Gesundheitsversorgung zukunftsfähig zu machen, brauchen wir solche zukunftsweisenden Modelle und die enge Kooperation aller Beteiligten vor Ort.“
Dr. Gerd Fass, Vorsitzender des Ärztenetz Billstedt-Horn e.V., sagt: „Wir müssen als regionale Ärzteschaft oft extreme Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen, wie beispielsweise eine übermäßige Anzahl an Patient:innen, ein hohes individuelles Arbeitspensum, unregelmäßige Termintreue der Patient:innen. Hinzu kommen die vielen sozialen Nebendiagnosen, denen einzelne Ärzte und Ärztinnen nur schwer gerecht werden können. Hier tragen Gesundheitskioske zu einer spürbaren Entlastung der Arztpraxen bei, indem wir vulnerable Patienten und Patientinnen in das Netzwerk des Gesundheitskiosks überweisen können.“
Mario Heise, Vorstand der Mobil Krankenkasse, ergänzt: „Die Gesundheitskioske schließen eine Gerechtigkeitslücke im deutschen Gesundheitswesen Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten,… , da Menschen – insbesondere in sozialen Brennpunkten – einen barrierefreien Zugang zur gesundheitlichen Versorgung erhalten. Sie sind ein positives Beispiel dafür, dass Innovationen und die Weiterentwicklung von Strukturen im Gesundheitswesen aus der Praxis heraus möglich sind. Nicht ohne Grund hat der Gemeinsame Bundesausschuss daher die Überführung von Gesundheitskiosken in die Regelversorgung empfohlen.“
AOK Rheinland/Hamburg, Mobil Krankenkasse und Gesundheit für Billstedt/Horn appellieren daher gemeinsam an die Regierung, die bundesweite Etablierung von Gesundheitskiosken, den flächendeckenden Aufbau von Gesundheitsregionen und die Errichtung von Primärversorgungszentren wieder in das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz aufzunehmen und damit einer nachhaltigen strukturellen Weiterentwicklung der regionalen Gesundheitsversorgung den Weg zu bereiten.