Statement

Im Dialog die Pflege weiter verbessern

22.01.2024 AOK Rheinland-Pfalz/Saarland
Sonja Koch, Geschäftsbereichsleiterin Pflege, Demografie und Hilfsmittel

Statement von Sonja Koch, Geschäftsbereichsleiterin für Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… , Demografie und Hilfsmittelversorgung bei der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Rheinland-Pfalz/Saarland

Lassen Sie uns über Pflege und insbesondere Qualität in der Pflege sprechen. Dazu hat die AOK kürzlich einen Pflege-Report herausgegeben. Was ist dessen Intention?

Der Pflege-Report als eine jährlich erscheinende Veröffentlichung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) ermöglicht Expertinnen und Experten die Analyse der wesentlichen Herausforderungen in der Pflege anhand von Zahlen und Fakten. Die Auswertung der AOK-Abrechnungsdaten von Pflege und Krankenkasse für den Pflege-Report 2023 macht nun erstmals regionale Unterschiede in der Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… der medizinischen und pflegerischen Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen in Rheinland-Pfalz und im Saarland – auch an den Schnittstellen zur Gesundheitsversorgung – transparent. Die Daten sind im Qualitätsatlas Pflege zusammengefasst und bieten den verschiedenen Akteuren die Draufsicht, Analyse und – ganz wichtig – die Möglichkeit zum gemeinsamen lösungsorientierten Austauschen und Handeln. Denn die Versorgung von Pflegebedürftigen zählt zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Schon heute sind große Teile der Bevölkerung unmittelbar betroffen – ob als Pflegebedürftige, als Angehörige oder als Pflegende. Zudem wird die Zahl der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren weiter deutlich wachsen.

Insgesamt sind in den Qualitätsatlas Pflege die Daten von rund 350.000 Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern ab 60 Jahren eingeflossen, darunter rund 35.000 aus Rheinland-Pfalz und gut 11.000 aus dem Saarland. Im Online-Portal „Qualitätsatlas Pflege“ des WIdO sind die Ergebnisse für die einzelnen Bundesländer und für die rund 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland im regionalen Vergleich dargestellt.

Gerade in Bezug auf Rheinland-Pfalz und das Saarland – wie schneiden beide Bundesländer bei der Auswertung ab und was sind Ihre Erwartungen?

Zum einen ist es uns als Gesundheitskasse wichtig, die Menschen zu informieren. Dazu machen wir die AOK-Auswertungsergebnisse unter qualitaetsatlas-pflege.de transparent. Zum anderen geht es uns darum, die Ergebnisse zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Versorgungsqualität in unseren beiden Bundesländern insgesamt zu nutzen. Wir möchten dazu den Dialog, den engen Austausch mit den Einrichtungen, aber auch allen anderen Beteiligten im Sinne der zu Pflegenden kontinuierlich fortsetzen. 

Der Qualitätsatlas Pflege macht erstmals Informationen zu insgesamt zehn Versorgungsthemen an der Schnittstelle zwischen Pflege und Gesundheitsversorgung sichtbar. Wir stellen fest, dass das Saarland insgesamt leider unter dem Bundesschnitt liegt und auch in Rheinland-Pfalz Verbesserungspotenziale bestehen. Die Gründe hierfür gilt es gemeinsam zu analysieren. Das neue Portal bietet den Verantwortlichen in den Regionen ab sofort die Chance, aus den regionalen Unterschieden gemeinsam neue Wege für die medizinische und pflegerische Versorgung von Pflegebedürftigen zu entwickeln.

Ein wichtiger Punkt ist die Verordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln:

Auffällig viel wurde im Saarland verordnet.

Richtig. Unsere Auswertung zeigt, dass der Anteil der Pflegebedürftigen im Heim, die 2021 eine Dauerverordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln erhielten, im Saarland mit 14,9 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt von 7,6 Prozent liegt. Rheinland-Pfalz liegt genau auf dem Bundesschnitt. Die dauerhafte Einnahme dieser Medikamente durch die älteren Menschen im Heim birgt erhebliche Risiken und kann zu einer deutlichen Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes führen. Viele Studien zeigen, dass beispielsweise die Sturzgefahr deutlich steigt und dass die Schlaf- und Lebensqualität negativ beeinflusst werden.

Gibt es positive Entwicklungen?

Ja, durchaus. Zum Beispiel bei den Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… -Aufenthalten von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern am Lebensende. So sank der Anteil der Menschen, die in ihren letzten 30 Lebenstagen einen Krankenhausaufenthalt hatten, in Rheinland-Pfalz von 50,3 Prozent im Jahr 2017 auf 45,8 Prozent im Jahr 2021, im Saarland von 55 Prozent im Jahr 2017 auf 49 Prozent im Jahr 2021. Abzuwarten bleibt, ob der Rückgang nur ein vorübergehender Trend infolge der gesunkenen Fallzahlen in der Pandemie ist.

Wie werden die Daten jetzt für bessere Versorgung genutzt?

Aus unserer Sicht können Auswertungen von Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… die bisherigen Aktivitäten zur Verbesserung der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen sinnvoll ergänzen. Diese Auswertungen haben den Vorteil, dass sich damit auch Schnittstellen zur Gesundheitsversorgung beleuchten lassen, zu denen es bisher keine systematischen und regelmäßigen Auswertungen gibt. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Pflegeeinrichtungen, den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie Kliniken ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Versorgung. Es ist absolut sinnvoll, das Potenzial dieser Daten zu nutzen, um die Versorgungsangebote vor Ort weiterzuentwickeln. Der Qualitätsatlas Pflege richtet sich daher im ersten Schritt vor allem an die Akteure vor Ort. Die AOK steht zur Weiterentwicklung der Versorgung sowie zur weiteren Ausrichtung der regionalen Strukturen und Rahmenbedingungen mit allen Beteiligten aktiv im Austausch.

Wie geht es nun konkret weiter?

Die Ergebnisse aus dem Qualitätsatlas Pflege liegen nun auf dem Tisch. Diese wollen wir zum Anlass nehmen, nicht nur mit Pflegeeinrichtungen, sondern auch mit Vertragsärztinnen und -ärzten, Krankenhäusern, Apotheken, Kommunen und natürlich auch mit der Politik Gespräche zu führen, um die Ergebnisse gemeinsam zu bewerten und Verbesserungspotenziale auszuloten. Hierdurch wird nicht nur die Versorgung der Betroffenen verbessert, auch die beteiligte Ärzteschaft und die Pflegepersonen werden entlastet, wenn die Prozesse verbessert werden. In beiden Bundesländern sind die Landespolitik sowie die Gesundheitsministerien für Gespräche und die Bildung runder Tische – mit allen Beteiligten – direkt auf uns zugekommen. Das sehen wir als gutes Zeichen des Dialogs und spiegelt das Interesse und den gesamtgesellschaftlichen Stellenwert des Themas wider.

Qualitätsatlas Pflege

Porträt: Jan Rößler, Pressesprecher AOK Rheinland-Pfalz/Saarland
Pressesprecher

Jan Rößler

AOK Rheinland-Pfalz/Saarland