Zu wenig Organspender
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) hat aktuelle Zahlen zur Organspendebereitschaft in Deutschland veröffentlicht. Demnach spendeten in den ersten neun Monaten 2024 nur 714 Menschen ihre Organe. Damit verharren die Zahlen weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Auch das zu Beginn des Jahres gestartete Online-Organspenderegister sei kein Game-Changer, so die DSO.
In Deutschland warten rund 8.200 Menschen auf ein neues Herz, eine neue Lunge, Niere oder Leber. Hoffen müssen sie weiterhin vor allem auf eine Organspende aus dem Ausland. Denn nach den neuesten Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) gab es im Inland von Januar bis September 2024 gerade einmal 714 Organspenderinnen und -spender.
Zahlen bleiben auf Zehn-Jahres-Durchschnitt
Während in Umfragen rund 70 Prozent der Bevölkerung die Organspende positiv bewerten, dokumentieren laut DSO weiter nur etwa 15 Prozent tatsächlich ihre Bereitschaft dazu. In zwei Drittel der Fälle entscheiden Angehörige von Verstorbenen – aus Unsicherheit über den Willen des Verstorbenen lehnen viele daher die Organspende ab. Von Januar bis September wurden in Deutschland 2.314 Organe Verstorbener transplantiert. Dies entspricht in etwa dem Zehn-Jahres-Mittel. Somit habe sich auch das neue Online-Organspenderegister bisher nicht als „Game-Changer“ erwiesen, so die DSO.
Geringe Chancen auf ein Spenderorgan
Der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, erklärt dazu: „Nach wie vor stagnieren die Organspendezahlen in Deutschland auf einem zu niedrigen Niveau. Derzeit stehen mehr als 8.200 Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten, für die eine Organtransplantation oft die letzte Hoffnung ist. Wir hätten die medizinischen Möglichkeiten zu helfen, uns fehlen aber die Organe.“
Aktuell warten allein 6.400 registrierte Nierenpatienten auf eine Transplantation. Rahmel weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass beispielsweise von den knapp 100.000 Dialysepatienten in Deutschland etwa ein Drittel laut Expertenschätzungen ebenfalls von einer Transplantation profitieren könnte. „Viele Patienten schaffen es aufgrund der geringen Chancen auf ein Spenderorgan gar nicht erst auf die Warteliste“, kritisiert der Mediziner und ergänzt: „Die derzeitige Warteliste mit 6.400 registrierten Nierenpatienten ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Für diese Patienten steht die Ersatztherapie der Dialyse zur Verfügung, während Menschen, die vergeblich beispielsweise auf ein Herz oder eine Lunge warten, versterben. Im letzten Jahr waren das in Deutschland insgesamt 667 Patientinnen und Patienten.“
Immer mehr chronische Nierenerkrankungen
Der im Oktober 2024 veröffentlichte Versorgungsreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) macht deutlich, dass in den vergangenen zehn Jahren chronische Nierenkrankheiten einen kontinuierlichen Anstieg um 60 Prozent verzeichnen. Insgesamt waren im Jahr 2022 fast 2,94 Millionen Patientinnen und Patienten von einer diagnostizierten chronischen Nierenkrankheit betroffen. Dabei zeigen die regional aufbereiteten Daten im Versorgungsatlas deutlich, dass vor allem im Osten Deutschlands die Zahl chronischer Nierenerkrankungen überdurchschnittlich zugenommen hat. So verzeichnete etwa Sachsen 2022 mit einem Plus von 91 Prozent gegenüber dem Jahr 2013 den höchsten Anstieg von chronischen Nierenerkrankungen.