Überblick: Mit positiver Psychologie die Zufriedenheit im Team steigern

Führungskräfte haben einen großen Einfluss auf die Motivation von Beschäftigten. Wer gesund führt, stärkt das eigene Team. Dabei können die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse und Methoden der Positiven Psychologie helfen, das Wohlbefinden des gesamten Teams nachhaltig zu steigern.

Auf positive Ressourcen fokussieren

Der Begriff Positive Psychologie wurde 1954 von dem US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow eingeführt und in den 1990er Jahren von dem US-amerikanischen Psychologen Prof. Dr. Martin Seligmann wieder aufgegriffen. Im Gegensatz zur traditionellen defizitorientierten Psychologie befasst sich die Positive Psychologie mit den positiven Aspekten des Menschseins.

Die Grundpfeiler der Positiven Psychologie

Dr. Martin Seligman erarbeitete zusammen mit Prof. Dr. Christopher Peterson, ebenfalls Psychologe, ein Konzept, das sie als positives „Gegenstück“ zum Diagnosehandbuch geistiger Störungen (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders – DSM) entwarfen. Während dieses sich auf Probleme bei der mentalen Entwicklung konzentrierte, suchten Seligmann und Peterson nach allgemeingültigen „Charakterstärken und Tugenden“. Dazu untersuchten sie unterschiedliche Kulturen und Zeitabschnitte menschlicher Entwicklung, um solche Tugenden („virtues“) herauszukristallisieren. Schließlich definierten sie sechs Charakterstärken: Weisheit/Wissen, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Besonnenheit und Transzendenz.

Das PERMA-Modell

Seligmann definierte in einer Theorie des Wohlbefindens fünf Faktoren für ein gutes Leben: die „Glücksformel“ PERMA, deren Buchstaben für fünf zentrale Aspekte des Glückerlebens stehen:

  • PPositive Emotions: das regelmäßige Erleben und Herstellen von Glücksmomenten.
  • EEngagement: das Nutzen der eigenen Stärken im beruflichen wie privaten Alltag und das Erleben von „Flow“, wenn die Arbeit gut von der Hand geht.
  • R – Relationship: das Pflegen guter, vertrauensvoller und belastbarer Beziehungen.
  • M – Meaning: den eigenen Lebenssinn zu kennen und zu realisieren.
  • AAccomplishment: die eigenen gesteckten Ziele erreichen zu können und das Erleben von persönlichem Erfolg.

Auf jeden Aspekt gehen wir mit weiteren Informationen ein und bieten ein Online-Seminar beziehungsweise eine Aufzeichnung des Online-Seminars als Video dazu an.

Es lohnt sich. Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie zeigen: Führungskräfte, denen es gelingt, den Blick stärker auf engagierte Beschäftigte oder ihre Erfolge zu richten und diese wertzuschätzen, empfinden bei der Mitarbeitendenführung mehr Freude, erhöhen ihre Produktivität und psychische Widerstandsfähigkeit. Und es zahlt sich für das Unternehmen aus: In Unternehmen, in den Erkenntnisse der Positiven Psychologie umgesetzt werden, sind die Mitarbeitenden zu 31 Prozent produktiver, erzielen bis zu 37 Prozent höhere Verkaufsraten und sind dreimal kreativer. Das wirkt sich auch auf die Arbeitskultur aus und zeigt sich in zufriedenen Mitarbeitenden und geringen Fehltagen.

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Broschüre „Starke Unternehmen“

Wie Ideen aus der Positiven Psychologie und anderen Konzepten der Gesunderhaltung von Beschäftigten in der Betrieblichen Gesundheitsförderung genutzt werden können, erläutert diese AOK-Broschüre. Sie stellt verschiedene Modelle der Ressourcenstärkung vor.

Positive Psychologie im Betrieb etablieren

Was können Arbeitgeber tun, um zunächst abstrakt-theoretisch klingende Begriffe in die Praxis umzusetzen? Holen Sie sich Inspiration in unserem Online-Seminar:

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Online-Seminar als Video: Positive Psychologie

Welchen Einfluss die Positive Psychologie auf Ihr Unternehmen haben kann, zeigen Ihnen in der Aufzeichnung des Online-Seminars die Experten der AOK und der Psychologe Nico Rose.

Mit Sicherheit emotional

Die Positive Psychologie befasst sich mit den positiven Aspekten des Menschseins. Was sie uns über den Umgang mit Emotionen am Arbeitsplatz lehrt, fragen wir Bianca Wagner, Trainerin für Personalentwicklung bei der AOK PLUS.

Frau Wagner, welche Rolle spielen Emotionen in der Positiven Psychologie?

Ein zentraler Bestandteil der Positiven Psychologie ist das sogenannte PERMA-Modell. Dieses beschreibt fünf Faktoren, die unser individuelles Wohlbefinden steigern. Dazu gehören etwa das richtige Level an Herausforderung im Job, starke zwischenmenschliche Beziehungen, ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und persönliche Erfolgswahrnehmung.

Gleich das P in PERMA steht dabei für „Positive Emotionen“. Dabei kommt es nicht darauf an, regelmäßig Euphorie zu empfinden. Gemeint sind kleine Momente des Glücks, von denen wir im Alltag möglichst viele sammeln sollten: ein schöner sozialer Moment hier, ein Augenblick der Dankbarkeit dort und so weiter. Was dabei oft vergessen wird: Wir können diese Momente ganz bewusst herbeiführen – für uns selbst und für andere. Für Führungskräfte heißt das: Sie haben großen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden, etwa, indem sie Teamerfolge feiern oder einfach fragen: Wofür sind wir heute dankbar?

Wie gehe ich als Führungskraft mit meinen Emotionen um – und denen meiner Mitarbeitenden?

Zuerst einmal sollte sich die Führungskraft bewusst machen, dass Gefühle von Person zu Person unterschiedlich sind. Wenn ich zum Beispiel eine Entscheidung treffe, löst diese in einem Mitarbeitenden vielleicht Wut aus, im anderen aber beispielsweise Freude. Die Gründe für diese Emotionen sind jeweils andere – und haben in den allermeisten Fällen nichts mit der Führungskraft selbst zu tun.

Wenn ich mit dieser Grundeinstellung auf meine Mitarbeitenden zugehe, kann ich auf einmal viel besser mit ihnen umgehen. Ich kann ganz neutral herausfinden, welche Bedürfnisse sich hinter ihren Emotionen verbergen. Und ich kann versuchen, die Rahmenbedingung dafür zu schaffen, dass diese Bedürfnisse befriedigt werden.

„Es lohnt sich also für Unternehmen, in eine gute Kultur zu investieren.“
Bianca Wagner 

Dazu muss ich natürlich zunächst wissen, wie sich meine Mitarbeitenden fühlen.

Stimmt. Dass Mitarbeitende das zeigen, ist nicht selbstverständlich. Umso mehr muss die Führungskraft dafür sorgen, dass im Team psychologische Sicherheit entsteht, also ein Vertrauen darauf, dass offen gesprochen werden kann, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Eine solche offene und wertschätzende Umgebung ist nicht zuletzt förderlich für die Gesundheit – und senkt damit auch den Krankenstand im Betrieb. Es lohnt sich also für Unternehmen, in eine gute Kultur zu investieren.

Und wie mache ich das?

Das Wichtigste ist, dass Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen: Freude zeigen, wenn sie Freude empfinden, aber auch mal negative Emotionen teilen.

Ein Beispiel aus der Praxis: In einem mir bekannten Betrieb musste die Führungskraft neulich ankündigen, dass es in der Abteilung zu Umstrukturierungen kommen würde. Sie wusste natürlich, dass dies zu Anspannung führen könnte. Um darauf einzugehen, hat sie also ihre eigenen Gefühle gleich mitkommuniziert: „Ganz ehrlich, mich macht das nervös. Und ich kann verstehen, wenn ihr auch nervös werdet. Ihr könnt immer zu mir kommen, wenn ihr über etwas sprechen wollt. Und ich teile euch immer sofort mit, wenn ich etwas Neues erfahre.“ Sie hat ihre Mitarbeitenden also nicht mit ihren Emotionen allein gelassen, sondern gezeigt, dass eine negative Reaktion völlig normal ist – und wie sie positiv damit umgeht.

Genau so sollte es sein. Wichtig ist jedoch, immer darauf zu achten, authentisch zu bleiben. Denn wenn die Führungskraft der Belegschaft etwas vorspielt, wird das gleich durchschaut. Dafür sind Menschen zu schlau.

Buchtipps zum Thema

Wer tiefer in die Positive Psychologie eintauchen möchte, findet viel Wissenswertes in diesen Büchern:

  • Markus Ebner: Positive Leadership: Erfolgreich führen mit dem PERMA-Lead (2024)
  • Nico Rose: Führen mit Sinn (2. Auflage 2024)
  • Christian Thiele: Praxisbuch Positive Leadership: Impulse für den Führungsalltag (2021)
  • Ricarda Rehwaldt: Glück im Unternehmen (2017)
  • Daniela Blickhan: Positive Psychologie: Ein Handbuch für die Praxis. (2015)

Stand

Erstellt am: 16.01.2025

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