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Gesundheitsmagazin

Schwangerschaft

Das geschieht bei einem Dammriss während und nach der Geburt

Veröffentlicht am:24.01.2024

5 Minuten Lesedauer

Ein Dammriss kann während einer Geburt vorkommen. Wie kann man einem Dammriss vorbeugen, wie wird er nach der Entbindung behandelt und wie lange braucht ein Dammriss, um zu verheilen?

Schwangere Frau streichelt ihren Babybauch, ihr Partner legt den Arm um sie.

© iStock / SanyaSM

Was ist ein Dammriss?

Als Damm bezeichnen Fachleute die verletzliche Region zwischen dem hinteren Ende der äußeren Schamlippen und dem After. Der Damm besteht aus Haut und darunter liegender Muskulatur, die zur Beckenbodenmuskulatur gehört. Während unter der Geburt das Köpfchen des Kindes durch den Geburtskanal nach außen tritt, gerät der Damm unter Spannung. Wirken die Kräfte zu stark auf das Gewebe kann es zu einem Dammriss kommen. Dies passiert bei natürlichen Geburten häufiger: Ein Dammriss tritt bei fast jeder dritten Geburt auf. Das Ausmaß der Verletzung kann dabei unterschiedlich stark sein.

Wie fühlt sich ein Dammriss an?

Ist ein Dammriss schmerzhaft? Weil die Wehenschmerzen während der Geburt sehr stark sind, spüren Gebärende oberflächliche Risse in diesem Moment oft gar nicht. Nach der Geburt tritt meist ein Wundgefühl auf oder ein Brennen beim Wasserlassen. Bei einem größeren Dammriss treten Schmerzen vor allem in den ersten Tagen nach der Entbindung beim Sitzen, Gehen oder beim Stuhlgang auf.

Was begünstigt einen Dammriss?

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gewebe reißt, ist höher, wenn der Kopf des Babys besonders groß ist, die Austreibungsphase sehr schnell verläuft und das Gewebe sich nicht ausreichend vorgedehnt hat oder auch, wenn bei einer früheren Geburt bereits ein tieferer Dammriss auftrat.

Mutter im Krankenhaus hält ihr Neugeborenes im Arm.

© iStock / FatCamera

Bei einer natürlichen Geburt kann es zu einem Dammriss kommen. Wer sich schont und viel Ruhe gönnt, fördert den Heilungsprozess.

Welche Grade gibt es bei einem Dammriss?

Je nach Tiefe der Verletzung im Dammbereich werden Dammrisse in verschiedene Grade unterteilt:

  • Dammriss Grad 1 ist ein Hautriss des Damms – und am Eingang der Scheide. Nur die Haut ist oberflächlich verletzt, die Muskulatur nicht. Der Riss verheilt meist ohne Komplikationen.
  • Dammriss Grad 2: Haut und Dammmuskeln sind gerissen, der Afterschließmuskel ist intakt. Der Damm wird unter lokaler Betäubung im Kreißsaal genäht.
  • Dammriss Grad 3: Der Riss zieht sich durch Haut und Dammmuskeln bis in den äußeren Afterschließmuskel. Der Enddarm ist unverletzt. Alle Risse werden schichtweise unter Betäubung häufig im Operationssaal genäht.
  • Dammriss Grad 4: Zusätzlich zu den Verletzungen bei einem Dammriss dritten Grades ist auch die Schleimhaut des Rektums gerissen. Das Nähen erfolgt wie Grad 3 im Operationssaal und womöglich unter Vollnarkose.

Hochgradige Dammrisse wie Grad 3 und Grad 4 kommen allerdings sehr selten vor. In seltenen Fällen kann sich die Wunde im Nachhinein infizieren oder unkontrolliert Stuhl oder Harn abgehen. Gelegentlich wird eine antibiotische Therapie als Prophylaxe verordnet. Eine regelmäßige Wundkontrolle ist sinnvoll. Die Hebammen können weiterhelfen.

Der Heilungsprozess hängt vom Schweregrad ab

Kleine Verletzungen heilen innerhalb von 14 Tagen, Dammrisse zweiten Grades nach drei bis vier Wochen ab. Bei größeren Verletzungen variiert die Heilungszeit.

Damit ein Dammriss unkompliziert abheilt, sollten sich die Betroffenen schonen. Wer auf langes Sitzen oder Stehen verzichtet und sich viel Ruhe gönnt, hilft dem Heilungsprozess.

Was ist ein Dammschnitt?

Ein Dammschnitt ist ein geburtshilflicher Eingriff. Er wird vorbeugend vorgenommen, wenn ein unkontrolliertes Reißen an Damm, Schamlippen oder Klitoris droht. Bei etwa einem Viertel aller vaginalen Geburten wird ein Dammschnitt durchgeführt, und zwar in der sogenannten Austreibungsphase – also kurz bevor das Kind zur Welt kommt. Wenn der Kopf des Babys tief ins Becken rutscht, löst das bei der Gebärenden das Signal zum Pressen aus. Auf dem Höhepunkt einer Wehe wird der Dammschnitt gesetzt. Das geschieht in der Regel ohne Betäubung mit einer speziellen Schere oder einem Skalpell. In dem Moment empfinden Frauen den Schnitt deshalb meist nicht als schmerzhaft. Er kann auch notwendig werden, wenn das Baby Stresssignale zeigt und das Risiko besteht, dass es zu wenig Sauerstoff bekommt. Auch wenn bei Schwangeren während einer sehr langen Geburt die Kraft zum Pressen schwindet und eine Zange oder Saugglocke zur Unterstützung verwendet werden muss

Nach der Geburt näht ein Arzt den Schnitt unter örtlicher Betäubung. Die Fäden lösen sich später von selbst auf. Die Wunde muss genau wie bei einem tiefen Dammriss heilen. Das erfordert Schonung und Ruhe, zumindest in den ersten Tagen des Wochenbetts.

Dammriss vorbeugen: So können Sie das Dammriss-Risiko verringern

Eine regelmäßige Dammmassage macht das Gewebe weicher und elastischer. Sinnvoll ist das ab der 35. Schwangerschaftswoche. Schwangere können sie zum Beispiel mit einem hochwertigen Massageöl selbst durchführen.

Diese Techniken bei der Geburt sind hilfreich, um den Damm vor einem Dammriss zu schützen:

  • Geburtspositionen, die die Schwerkraft ausnutzen, entlasten den Damm: Im Stehen, kniend im Vierfüßlerstand oder auf einem Gebärhocker gelangt das Baby leichter durch das Becken nach unten. Auch im Wasser ist das Gewicht besser verteilt. Es ist aber noch nicht ausreichend erforscht, ob eine Wassergeburt ratsam ist oder nicht. Weniger empfehlenswert ist die Rückenlage, denn dabei lastet das gesamte Gewicht des Kindes auf dem Damm.
  • Warme Kompressen oder Öle können das Gewebe während des Geburtsvorgangs entspannen.
  • Durch intuitives und reflexgesteuertes Herausschieben des Babys steht der Damm weniger unter Druck als durch starkes Pressen.

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Heilung: Das hilft nach einem Dammriss

Schmerzmittel können in den ersten Tagen nach der Geburt bei einem Dammriss helfen, viele Wirkstoffe gehen aber in kleinen Mengen in die Muttermilch über. Fragen Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin nach geeigneten Präparaten. Auch der Stuhlgang nach einem Dammriss kann schmerzhaft sein. Vermeiden Sie starkes Pressen. Abführmittel machen den Stuhl weicher. Achten Sie aus dem gleichen Grund darauf, genügend zu trinken und ausreichend Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Außerdem kann es helfen, die Naht nach dem Dammriss zum Beispiel mit Gel-Pads oder Binden, die Sie vorher in den Kühlschrank legen, zu kühlen. Das lindert Schwellungen und Schmerzen.

Aber auch spezielle Sitzkissen, die den Druck besser verteilen. können schmerzlindernd sein.

Reinigen Sie den Genitalbereich täglich mit fließendem lauwarmem Wasser. Spülungen eignen sich besser als Sitzbäder. Die Naht nach einem Dammschnitt spülen Sie am besten nach jedem Toilettengang mit lauwarmem Wasser und tupfen sie anschließend trocken. Wechseln Sie die Wochenflusseinlagen häufig, damit sich die Wunde des Dammrisses nicht entzündet.

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