FDP widerspricht Lauterbachs Warnung vor Ärztemangel
In der Ampelkoalition zeichnet sich ein neuer Streit ab. Die FDP trat Warnungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor einem eklatanten Ärztemangel und dem damit verbundenen Ruf nach 5.000 neuen Medizinstudienplätzen entgegen. „Ich halte es (...) für falsch, wenn wir jetzt anfangen, an einer neuen Hausärzteschwemme zu bauen und mit Zahlen um uns zu werfen“, sagte FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).
Minister Lauterbach hatte zuvor im ARD-„Bericht aus Berlin“ beklagt, es seien in den vergangenen zehn Jahren 50.000 Ärztinnen und Ärzte zu wenig ausgebildet worden. „Daher werden uns in den nächsten Jahren flächendeckend die Hausärztinnen und Hausärzte fehlen“, prognostizierte der SPD-Politiker.
Lauterbachs Entwurf für das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) hatte zunächst die Schaffung von zusätzlich 5.000 Medizinstudienplätzen vorgesehen. Im aktuellen Entwurf, der nun ins Kabinett und die parlamentarische Beratung geht, fehlen diese jedoch. Grund dafür ist Lauterbach zufolge die fehlende Finanzierungsbereitschaft der Länder. Der Minister hofft jedoch, in den weiteren Verhandlungen über das GVSG zwischen den Fraktionen noch Veränderungen zu erreichen. Ullmann regte stattdessen an, bestehende Potenziale in der Versorgung besser zu nutzen. „Das heißt auch und vor allem, die Attraktivität der ärztlichen Tätigkeit durch Entbürokratisierung und Entbudgetierung, auch für die ambulante Fachärzteschaft, zu stärken“, schlug der FDP-Politiker vor.
Die Opposition kritisierte, dass Lauterbach die 5.000 Medizinstudienplätze aus dem GVSG-Entwurf gestrichen habe, gleichzeitig aber vor Unterversorgung warne. Die Anzahl der Studienplätze sei jedoch nicht das entscheidende Kriterium bei der Behebung des Hausärztemangels, erklärte CDU-Gesundheitspolitiker Georg Kippels ebenfalls im RND. Der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt, Tobias Krull, forderte Sofortmaßnahmen für die Versorgung im ländlichen Raum. Zudem sollten Bundesländer die Möglichkeit erhalten, mehr Studienplätze an Medizinstudenten zu vergeben, die sich nach ihrem Abschluss für eine Tätigkeit in unterversorgten Regionen verpflichteten.
Forscher der Medizinischen Hochschule Brandenburg schlagen in einer Analyse vor, die Zugangsvoraussetzungen für Studierende vom Land zu vereinfachen. Auch sollten angehende Ärzte zur praktischen Ausbildung in den ländlichen Raum geschickt und die Zahl der Medizinstudienplätze im Land Brandenburg erhöht werden. (at)