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Ärztepräsident schlägt „Teilzeit“- Krankschreibung vor

31.10.2024 2:30 Min. Lesedauer

Die Debatte um hohe Krankenstände und Mittel zu deren Reduzierung hält Deutschland auf Trab. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (Bäk), hat jetzt mit Blick auf das Homeoffice Krankschreibungen für nur wenige Stunden am Tag ins Spiel gebracht. So könne etwa bei „Bagatellinfekten“ der direkte Kontakt mit Kollegen im Büro vermieden werden, sagte Reinhardt den Funke-Medien. Dabei müsse jedoch „die ungefährdete Genesung der Erkrankten immer an erster Stelle stehen“. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nannte die Idee Medienberichten zufolge „schlicht absurd“.

Das Arbeiten im Home-Office biete „unter Umständen die Möglichkeit, in begrenztem Umfang berufliche Aufgaben wahrzunehmen und sich dennoch zu erholen, argumentierte Reinhardt. „Wer krank und arbeitsunfähig ist, soll sich vollständig auskurieren. Ansonsten steigt das Risiko, länger und ernsthafter zu erkranken", hielt DGB-Vorständin Anja Piel dagegen. Piel führte auch demografische Gründe für hohe Krankenstände an. Älter werdende Belegschaften hätten im Vergleich zu jüngeren Belegschaften absehbar längere Krankheitszeiten.

Seitens der Wirtschaft und der Politik wurde zuletzt auch eine Abschaffung der telefonischen Krankschreibung (Tel-AU) diskutiert. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte Anfang September einen Zusammenhang zwischen Tel-AU und hohen Krankenständen hergestellt. Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, hatte sich angesichts von Entgeltfortzahlungen in Milliardenhöhe dafür ausgesprochen, „zum bewährten Verfahren“ zurückzukehren.

Wissenschaftlich lässt sich dieser Zusammenhang bisher nicht belegen. Die Datenlage spreche „gegen die telefonische Krankschreibung als treibende Kraft des jüngsten Anstiegs“, verkündete das Mannheimer ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Anfang der Woche in seinem „policy brief“. Ebenso hatte das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) anlässlich des Fehlzeiten-Reports 2024 Anfang Oktober auf Erfahrungen aus der Pandemie verwiesen, „dass die Tel-AU verantwortungsvoll genutzt worden ist“.

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV) verteidigte die Tel-AU. Sie sei „medizinisch sinnvoll“ und „bisher eine der ganz wenigen erfolgreichen politischen Maßnahmen zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens“. (rbr)

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