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Studie: Jedes zweite Kind könnte chronisch krank sein

18.09.2024 2:30 Min. Lesedauer

Jedes zweite Kind in Deutschland könnte an chronischen gesundheitlichen Problemen leiden und damit deutlich mehr als offiziell diagnostiziert. Der heute vorgelegte „Kindergesundheitsatlas 2024“ der AOK Rheinland/Hamburg weist auf eine erhebliche Dunkelziffer und einen hohen Informationsbedarf hin. Basis ist eine repräsentative Befragung von 5.000 Eltern aus dem Rheinland und Hamburg zu häufigen Erkrankungen. Danach berichten 50 Prozent der Eltern, dass ihr Kind mit einer der abgefragten Erkrankungen diagnostiziert wurde – oder sie selbst eine solche Erkrankung vermuten. Dabei sind Jungen mit 52 Prozent über alle Altersgruppen hinweg etwas häufiger betroffen als Mädchen mit 48 Prozent.

Die Kluft zwischen Diagnose und Verdachtsfällen zeigt sich beispielhaft bei ADHS, also der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Laut Eltern-Aussagen haben vier Prozent der Drei- bis 17-Jährigen eine ADHS-Diagnose. Zusätzlich hegen die befragten Eltern bei weiteren sechs Prozent den Verdacht, dass ihr Kind an ADHS erkrankt ist oder erkranken könnte. Eine alarmierend hohe Dunkelziffer legt die Umfrage bei Adipositas nahe. Laut den erfragten Daten zum Body-Mass-Index sind sieben Prozent der Kinder adipös. Von diesen haben laut Eltern-Auskunft aber nur ein Prozent eine Diagnose, bei einem weiteren Prozent vermuten die Eltern Adipositas. Bei den restlichen fünf Prozent gibt es weder eine Diagnose noch einen elterlichen Verdacht.

Die Studie macht einen hohen Informationsbedarf deutlich. Sowohl viele betroffene Kinder als auch ihre Eltern fühlen sich durch die bestätigte oder vermutete Erkrankung belastet. „Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass wir die Gesundheitskompetenz in den Familien und besonders bei den Eltern stärken müssen. Sie brauchen einen verständlichen Überblick darüber, welche Vorsorgeuntersuchungen es gibt, wo sie gute, verlässliche Informationen über Krankheitsbilder finden und welche Verhaltensweisen gesundheitsfördernd sind“, sagte Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.

Unterdessen belasten auch die multiplen Krisen – von Krieg über Klimawandel und Migration bis hin zu Fachkräftemangel und „Druck auf die Demokratie“ – die junge Generation. Das geht aus dem heute vom Kabinett gebilligten „Kinder- und Jugendbericht“ hervor. Das Zukunftsvertrauen sei gesunken, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Der Blick der Jugend auf „die Welt und ihr eigenes Leben fällt kritisch aus“. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (Bib) sind auch die Folgen der Pandemie und der Schutzmaßnahmen noch nicht verwunden. Bis heute hätten sich Gesundheit und Wohlbefinden nur teilweise erholt. (cm)

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