Hochpreis-Medikamente treiben die GKV-Ausgaben
Ihr Versorgungsanteil sinkt, die Kosten steigen: Für patentgeschützte Arzneimittel hat die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) 2023 rund 28,6 Milliarden Euro ausgegeben. Das entsprach nach heute veröffentlichten Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) mehr als der Hälfte der Nettoausgaben für Medikamente. Zugleich sank der Anteil patentgeschützter Präparate auf 6,7 Prozent der verordneten Tagesdosen – 40 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz habe „den starken Anstieg der Markteintrittspreise nicht wirksam bremsen können“, sagte WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Die Politik müsse die Preisgestaltung bei Markteinführungen stärker regulieren, um eine bezahlbare Arzneimittelversorgung zu sichern.
Laut WIdO sind die Netto-Ausgaben für Medikamente in den vergangenen zehn Jahren um 74 Prozent gestiegen – von rund 31 Milliarden im Jahr 2014 auf etwa 54 Milliarden Euro 2023. Diese Entwicklung könne weder mit knapp sechs Prozent mehr GKV-Versicherten noch mit 13,2 Prozent mehr Rezepten seit 2014 erklärt werden, sagte Schröder. Als wesentliche Ursache nannte er den Preisanstieg bei Arzneimittelpackungen um 54 Prozent: „2023 betrug der durchschnittliche Preis je verordneter Arzneimittelpackung 73,18 Euro. Im Jahr 2014 waren es 47,60 Euro.“
Bei patentgeschützten Präparaten verlief die Kostenentwicklung dem WIdO zufolge noch deutlicher. 2014 kostete eine Packung in diesem Marktsegment im Schnitt 190,06 Euro. Bis 2023 verdreifachte sich der Preis auf 587,72 Euro. Im Generika-Markt schlug der Packungspreis 2023 mit durchschnittlich 34,85 Euro zu Buche (2014: 26,60 Euro). Damit sei der Preis für Patentgeschützte 17-mal so hoch wie 2014. Im Generika-Markt habe er sich „nur“ versiebenfacht.
Sorgen bereiten dem WIdO-Geschäftsführer vor allem „Hochpreiser“ mit einem Apothekenverkaufspreis von mindestens 1.000 Euro. Sie hatten laut Analyse 2014 einen Umsatzanteil von 27,6 Prozent. 2023 waren es schon 47,6 Prozent. Damit gab die GKV im vergangenen Jahr knapp jeden zweiten Arzneimittel-Euro für nur 1,5 Prozent der Gesamtrezepte aus. „Die Bezahlbarkeit neuer Arzneimittel stößt an Grenzen – das Solidarsystem der GKV darf nicht überfordert werden“, warnte Schröder.
Laut WIdO lagen die Arzneimittel-Ausgaben im ersten Halbjahr 2024 bereits zehn Prozent über denen des Vorjahreszeitraumes. Dabei spiele auch „die Rückführung eines verringerten Herstellerabschlags“ eine Rolle. Ohne konsequentere Regulierungen „riskieren wir, dass lebenswichtige Innovationen zwar entwickelt, aber unerschwinglich werden“, warnte Schröder. (toro)
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