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Auch die Politik erteilt Karenztag-Vorschlag eine Absage

09.01.2025 2:30 Min. Lesedauer

In die Debatte um die Wiedereinführung eines Karenztages haben sich jetzt auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eingeschaltet. „Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer“, sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Wer krank gemeldete Beschäftigte „unter den Generalverdacht des Blaumachens“ stelle, habe „ein verzerrtes Bild von den arbeitenden Menschen in diesem Land“. Mit der SPD werde es keine Einschränkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall geben, sagte Heil. Wer sich den Lohnausfall nicht leisten könne, schleppe sich krank zur Arbeit und gefährde so auch andere, warnte Lauterbach (SPD). Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi lehnten die von Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte ins Spiel gebrachte Lohnkürzung für den ersten Krankheitstag ab.

Als „Unverschämtheit“ bezeichnete Lauterbach den ebenfalls von Arbeitgeberseite ins Spiel gebrachten Bonus für den Verzicht auf Krankmeldung. „Blaumachen“ spiele in der Praxis kaum eine Rolle, sagte er dem MDR. Ursache für den vergleichsweise hohen Krankenstand in Deutschland seien nicht Kurzzeit-Krankmeldungen. Die meisten Fehltage würden durch Langzeiterkrankungen verursacht, darunter viele mit psychischen oder chronischen Ursachen. Das belegt regelmäßig auch der Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

DGB-Chefin Fahimi nannte den Bäte-Vorschlag im Deutschlandfunk „unangemessen und unverschämt“. Den an der Debatte beteiligten Arbeitgebern gehe es „um den Abbau tarif- und sozialrechtlicher Errungenschaften“. Es sei ein Fehler, Personal nur als Kostenfaktor zu betrachten. Die Unternehmen seien „angewiesen auf eine gesunde Belegschaft, die motiviert ist, ordentliche Leistung zu bringen“, sagte sie im Deutschlandfunk. „Mit so einer Misstrauenskultur schafft man das sicher nicht.“ Das Problem sei eher „Überlastung durch massenhaften Personalmangel in vielen Bereichen“. „Viele Menschen gehen krank zur Arbeit und das verursacht große Folgekosten. Darum sollte man sich kümmern“, so Fahimi.

AOK-Bundesverband und DAK hatten gestern darauf hingewiesen, dass es sich bei den  zuletzt erhöhten Fehlzeiten-Zahlen vor allem um einen statistischen Effekt nach Einführung der elektronischen Krankmeldung (eAU) handele. Darauf bezog sich auch die DGB-Vorsitzende. Viele Beschäftigte hätten bisher zwar den „gelben Schein“ beim Arbeitgeber abgegeben, aber nicht ihre Krankenkasse informiert. (toro)

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