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Barmer-Report warnt vor explodierenden Pflegekosten

18.11.2024 2 Min. Lesedauer

Die durchschnittliche Pflegedauer wird sich in den kommenden Jahren nahezu verdoppeln. Gleichzeitig werden die Ausgaben je pflegebedürftiger Person um etwa die Hälfte steigen. Zu diesem Ergebnis kommt der heute vorgestellte Pflegereport 2024 der Barmer Krankenkasse. Deren Vorstandsvorsitzender Christoph Straub bekräftigte die in den vergangenen Wochen laut gewordenen Warnungen vor einer Zahlungsunfähigkeit der Sozialen Pflegeversicherung (SPV). Die Anhebung des Pflegebeitrags um 0,2 Prozentpunkte zu Anfang 2025 reiche nicht einmal für das kommende Jahr aus.

Laut Pflegereport lag die Pflegedauer bei kürzlich Verstorbenen im Schnitt bei 3,9 Jahren und wird sich bei derzeit Pflegebedürftigen auf 7,5 Jahre erhöhen. Dies sei weniger dem medizinischen Fortschritt geschuldet, sondern fuße in erster Linie auf einer politischen Entscheidung, die „gut und richtig“ sei, sagte Straub. „Durch die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 haben viele Menschen erstmals Leistungen der Pflegekassen erhalten, die diesen Anspruch vorher nicht gehabt hatten“, erläuterte Heinz Rothgang, Studienautor und Gesundheitsökonom an der Universität Bremen, die Entwicklung.

Kürzlich verstorbene Pflegebedürftige hätten bei den Pflegekassen Leistungen im Wert von durchschnittlich 50.000 Euro beansprucht; bei den derzeit Pflegebedürftigen seien es rund 76.000 Euro. Dieser Anstieg resultiere vor allem aus dem vermehrten Pflegegeldbezug. Rothgang warnte davor, dass der tatsächliche Gesamtbetrag aller Leistungen durch Inflation und mögliche weitere Preissteigerungen höher liegen könne. Barmer-Chef Straub forderte erneut, die SPV umgehend von versicherungsfremden Leistungen zu befreien. Außerdem müssten die ausstehenden Pandemiekosten von mehr als fünf Milliarden Euro sowie die Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige vollständig aus Steuermitteln erstattet beziehungsweise übernommen werden. Die Ausbildungskostenumlage für Pflegekräfte solle künftig auch aus Steuereinnahmen finanziert werden.

Angesichts der Ergebnisse des Reports mahnte die Diakonie Deutschland, „die Zeit der Notlösungen“ müsse vorbei sein. „Wir erwarten vom Bund, dass die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung ausgebaut wird, in der Pflegebedürftige einen kalkulierbaren Eigenanteil leisten müssen“, sagte die Sozialvorständin der Diakonie, Maria Loheide. Nach dem Ampel-Aus liegt die Umsetzung der Reform der SPV vorerst auf Eis. Verbände und Politiker hatten die Anhebung des Beitragssatzes wiederholt kritisiert. (ts)

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