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Klinik-Atlas reloaded: Lauterbach plant Neustart für Online-Portal

19.06.2024 2,5 Min. Lesedauer

Nach anhaltender Kritik an seinem Bundes-Klinik-Atlas plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einen Neustart des Online-Portals. „Wir unterziehen den Klinik-Atlas einem umfassenden Update, machen ihn für Patientinnen und Patienten sehr viel leichter verständlich“, sagte er in der „Rheinischen Post“ von heute. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sprach von einer „Bankrotterklärung“. Die Unionsfraktion im Bundestag bescheinigte dem Minister einen „Fehlstart nach Maß“. Das Internetportal ist seit gut einem Monat online und stand von Beginn an unter Beschuss: zu fehlerhaft, zu ungenau, zu unübersichtlich, monierten Gegner.

Ziel des Angebotes ist es, Patienten auf Basis von Behandlungsdaten vor allem bei planbaren Eingriffen die Wahl des richtigen Krankenhauses zu erleichtern. In einem ersten Erneuerungsschritt will Lauterbach laut Zeitungsbericht den Klinik-Atlas verschlanken. Ein „Tachosystem“ soll künftig den Portalbesucher darüber informieren, „wer überdurchschnittlich viele oder wenige Behandlungen pro Jahr macht". Statt der bisher offen gelisteten 23.000 Eingriffe „wollen wir zunächst für die 20 wichtigsten Eingriffe zeigen, wie gut welches Haus hier ist". Die detaillierten Informationen würden zwar weiterhin genutzt, blieben für den Besucher aber im Hintergrund.

„Wer auf welcher Grundlage festlegt, welche Operationen ‚wichtig‘ sind und welche nicht, bleibt offen“, kritisierte hingegen DKG-Vorstandschef Gerald Gaß Lauterbachs Pläne. Der Minister habe den Klinik-Atlas mit großem Getöse angekündigt und wider besseres Wissen behauptet, es gäbe bislang keine Transparenz im Krankenhauswesen und keine Suchangebote. „Dabei existieren seit Jahrzehnten entsprechende Online-Angebote wie das Deutsche Krankenhausverzeichnis oder ähnliche Angebote der Krankenkassen.“

„Mit den Krankenhaus-Qualitätsinformationen im AOK-Gesundheitsnavigator gehen wir über das hinaus, was der Bundes-Klinikatlas aktuell bietet“, erläuterte jüngst AOK-Experte Jürgen Malzahn. Der Leiter der Krankenhaus-Abteilung im AOK-Bundesverband zeigte sich über die hohe Fehlerquote überrascht. „Gründlichkeit vor Schnelligkeit – diesen Ansatz wünschen wir uns auch für den Bundes-Klinik-Atlas.“ Der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Tino Sorge, forderte heute vom SPD-Minister eine Entschuldigung für das „kommunikative Desaster“ und fragt: „Warum musste der Atlas auf Biegen und Brechen am 17. Mai ans Netz?“ (rbr)

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