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Bundes-Klinik-Atlas: Mediziner empfehlen „vorübergehendes Abschalten“

31.05.2024 3 Min. Lesedauer

Die Kritik am Bundes-Klinik-Atlas hält an. Das Angebot sei in der aktuellen Version nicht geeignet, Patienten angemessen bei der Auswahl eines Krankenhauses zu unterstützen. Es bestehe sogar die Gefahr, dass Patienten fehlgeleitet werden könnten, heißt es in der heute veröffentlichten Stellungnahme eines Fachgremiums der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Auch könnten Kliniken Schaden nehmen. Der am 17. Mai online gegangene Klinik-Atlas sei „derzeit nicht vertrauenswürdig“ und „sollte wieder abgeschaltet werden, bis er verlässlichere Informationen aufweist“, empfiehlt die Ad-hoc-Kommission Versorgungsstrukturen der AWMF.

Die 60 Vertreter von 30 wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften kritisieren insbesondere die „mangelnde Qualitätsüberprüfung“ von Daten. „Handwerkliche Fehler bestehen unter anderem in der fehlenden Trennung von Haupt- und Nebendiagnosen und der schlechten Verknüpfung von Diagnosen und Prozeduren“, urteilt die Kommission. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) als Betreiber des Onlineangebotes müsse dringend „die Unvollständigkeit und Vorläufigkeit der Daten deutlich machen“, die Webseite klar als Testversion kennzeichnen und Aktualisierungen angeben.
 
Das Angebot sei unter großem Zeitdruck entstanden, stellt die Kommission fest. Daraus ergebe sich auch das Problem uneinheitlicher Datengrundlagen. So sei „die Kodierung von Fachabteilungsschlüsseln regional und zwischen Bundesländern sehr unterschiedlich“. Um das Angebot zu verbessern, boten Kommission und AWMF dem Ministerium „zeitnah einen konstruktiven Austausch“ an. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits am 24. Mai Nachbesserungen angekündigt. Der Test durch die Ad-hoc-Kommission erfolgte nach deren Angaben am 20. Mai.
 
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) griff die AWMF-Kritik auf und bezeichnete den Klinik-Atlas als „eine gefährliche Ansammlung gravierender Fehler und Falschdarstellungen“. „Die dort enthaltenen Fehler führen zu einer massiven Patientengefährdung“, sagte DGK-Vorstandschef Gerald Gaß.
 
Der Klinik-Atlas wurde vom BMG in Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) und dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) erstellt. Gestartet ist er mit Angaben über Bettenzahlen, Fallzahlen insgesamt und je Fachabteilung, Pflegekräfte, Mindestmengen bei bestimmten Behandlungen und Notfallstufen der rund 1.700 somatischen Krankenhäuser in Deutschland. (toro)

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