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Corona-Pandemie: Kliniken fordern Hilfe von Politik

27.01.2025 2:30 Min. Lesedauer

Die Krankenhäuser sehen sich fünf Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie besser für „Extrem-Ereignisse“ gerüstet. Die politischen Rahmenbedingungen seien aber nach wie vor unzureichend, gaben 69 Prozent der Einrichtungen in einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) an. Es fehlten finanzielle Mittel, Fachkräfte sowie ein Krisenmanagement der Politik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach forderte unterdessen eine rasche Aufarbeitung der Pandemie nach der Bundestagswahl. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kündigte an, notfalls selbst eine Aufarbeitung in die Wege zu leiten.

97 Prozent der Krankenhäuser haben laut der DKI-Umfrage zahlreiche interne Prozesse verbessert. Dabei handele es sich um Krisenpläne, spezielle Schulungen der Belegschaft, bessere Vorratshaltung bei Schutzausrüstungen und „vor allem selbstorganisierte Kooperationen zwischen den Krankenhäusern verschiedener Träger und verschiedener Größen“, teilte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) heute mit. 53 Prozent der Kliniken verfügten jedoch nicht über „ausreichende personelle und materielle Ressourcen zur Bewältigung einer Pandemie“. Die Politik habe aus den fünf Jahren „kaum gelernt“, kritisierte der DKG-Vorsitzende Gerald Gaß. Die Krankenhausreform habe „an keiner Stelle die Frage der Krisenvorsorge für den neuerlichen Pandemie- oder auch Verteidigungsfall thematisiert“.

Als „Fehler“ bezeichnete es Gesundheitsminister Lauterbach heute im Deutschlandfunk (DLF), dass die geplatzte Ampel-Koalition eine Aufarbeitung nicht geschafft habe. „Wir hätten uns einigen können und müssen“, so der SPD-Politiker. Eine vertrauensbildende Aufarbeitung sei wichtig für kommende Pandemien. Gescheitert sei es an einer teilweisen Verengung auf einen Untersuchungsausschuss wie die FDP ihn fordere. Ein solches Gremium greife seiner Meinung nach zu kurz. „Wir brauchen eine Aufarbeitung der Kommunen, der Länder, der Bundesregierung und auch der parlamentarischen Verfahren“, sagte er. Grundsätzlich sieht er das Gesundheitssystem „technisch“ besser aufgestellt durch die Digitalisierung, die elektronische Patientenakte, mit der Impfungen zielgerichteter erfolgen könnten, einem Pandemie-Radar sowie einer schnelleren Impfstoffentwicklung.

Eine zügige Aufarbeitung der Coronakrise durch die nächste Bundesregierung hält auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) für dringend geboten. Darin liege die „riesige Chance“, Menschen zurückzugewinnen, „die ihr Vertrauen in die Demokratie verloren haben“, sagte er dem „Stern“. (imo)

Foto: Porträt von Prof. Dr. med. Christian Karagiannidis, Pneumologe und Intensivmediziner an der Lungenklinik Köln-Merheim.
Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis rät dazu, aus der Pandemie zu lernen, ohne „darin verhaftet zu bleiben“. Um das Gesundheitswesen resilienter aufzustellen, müsse das Tempo der Gesetzgebung beibehalten werden. Die elektronische Patientenakte hält der in zwei Regierungskommissionen aktive Experte für einen „echten Quantensprung“.
22.01.2025Thomas Rottschäfer5 Min