Iges rechnet mit Sozialabgaben von 50 Prozent
Bis 2035 könnte die Belastung durch Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung auf ein Niveau von knapp 50 Prozent steigen. In einer heute vorgestellten Prognose im Auftrag der Krankenkasse DAK rechnet das Berliner Iges-Institut allein für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) mit einem Anstieg des Beitragssatzes von jetzt durchschnittlich 17,5 auf dann 20 Prozent. Durch den Beitragssprung in der Kranken- und Pflegeversicherung zu Jahresanfang machen die Sozialabgaben bereits jetzt 42,5 Prozent aus. Die Belastung wieder unter 40 Prozent zu drücken, sei „aussichtslos“, sagte DAK-Chef Andreas Storm. Es gehe jetzt darum, den Anstieg zu bremsen. Von der nächsten Bundesregierung forderte er ein „Sofortprogramm“ zur GKV-Stabilisierung.
Für die GKV rechnet das Iges bereits 2026 mit dem nächsten Beitragssatzsprung auf dann 18 Prozent. Ein Grund: 2026 will sich der Bund erstmals mit 2,5 Milliarden Euro zur Finanzierung der Krankenhausreform aus dem Gesundheitsfonds bedienen – 25 Milliarden sollen es insgesamt werden. Der durchschnittliche Beitragssatz in der sozialen Pflegeversicherung (SPV) steigt laut Projektion bis 2029 von derzeit 4,0 auf 4,4 Prozent und bis 2035 auf 4,5 Prozent. Werden mehr Menschen als vorhergesagt pflegebedürftig, könnten es auch 5,2 Prozent werden, erläuterte Iges-Projektleiter Richard Ochman. Den Beitragssatz der Rentenversicherung sieht das Institut 2035 je nach Entwicklung des Rentenniveaus zwischen 21,2 und 22,2 Prozent (derzeit: 18,5 Prozent).
„Wir müssen diese Beitragsspirale endlich durchbrechen“, sagte Storm. Seine drei Kernforderungen decken sich weitgehend mit denen des AOK-Bundesverbandes und der anderen Kassen: Kein GKV-Geld für den Transformationsfonds zum Umbau der Krankenhauslandschaft, ein die tatsächlichen Ausgaben deckender Ausgleich für versicherungsfremde GKV-Leistungen und eine konsequente Koppelung der Ausgaben an die Einnahmen der Krankenkassen. Mit „Rücksicht auf die Finanzlage des Bundes“ forderte Storm das Anheben des Bundeszuschusses um „nur sieben Milliarden“ auf dann 21,5 Milliarden Euro jährlich.
Erhebliche Einsparungen verspricht sich Storm von der Reform der Notfallversorgung, die nach drei vergeblichen Anläufen jetzt endlich umgesetzt werden müsse. Als „richtungsweisend“ bezeichnete er den Vorschlag von Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt zur Patientensteuerung in der ambulanten ärztlichen Versorgung. Damit gebe es erstmals die Chance für ein gemeinsames Vorgehen von Ärzteschaft und Krankenkassen für eine effizientere medizinische Versorgung, die gleichzeitig die Behandlungsqualität verbessern könne. (toro)
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