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Debatte über Patientensteuerung gewinnt an Fahrt

03.01.2025 3 Min. Lesedauer

Angesichts einer wachsenden Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und steigender Kosten im Gesundheitswesen wird der Ruf nach einer effektiven Patientensteuerung lauter. „Wir leisten uns als eines der wenigen Länder weltweit ein Gesundheitssystem, in dem maßgeblich diejenigen die Behandlungen steuern, von denen das am wenigsten verlangt werden kann: die Patientinnen und Patienten“, beklagte Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt im Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Er schlug vor, dass sich Patienten künftig bei einer Hausarztpraxis einschreiben, die dann die Koordinierung der Weiterbehandlung übernimmt und Überweisungen ausstellt.

Bereits der Deutsche Ärztetag hatte sich wie andere Verbände und Wissenschaftler mit Blick auf den Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung für die Einführung von Hausarztprogrammen ausgesprochen. Reinhardt plädierte für finanzielle Anreize wie etwa einen günstigeren Krankenkassenbeitrag, um Versicherte zur Teilnahme an einem Hausarztprogramm zu bewegen. „Wer weiterhin den ungesteuerten Zugang zum Gesundheitswesen haben will, zahlt dann auch etwas mehr. Denn er verursacht ja auch höhere Kosten“, erläuterte der Ärztepräsident. Denkbar sei auch, über die Kassen einen Betrag von zehn oder 20 Euro einzuziehen, wenn Patienten den vereinbarten Behandlungspfad verließen und doch einen zweiten Facharzt oder einen weiteren Hausarzt aufsuchten.
 
Vor wenigen Tagen hatte bereits der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in der „Rheinischen Post“ eine bessere Patientensteuerung angemahnt. Der CDU-Politiker betonte, die Abschaffung der Praxisgebühr in Höhe von zehn Euro im Jahr 2012 sei ein Fehler gewesen. Der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken, brachte unlängst eine Praxisgebühr in veränderter Form ins Spiel. Es sei angemessen, von den Patientinnen und Patienten eine Eigenverantwortung zu verlangen. Anders als bei der einstigen Abgabe dürfe es diesmal keine Befreiungen geben, allerdings müssten die Eigenbeiträge sozial gestaffelt sein. Ähnlich positioniert sich der Virchowbund.
 
Schub bekommt die Debatte über mehr Steuerung im System durch die deutlich längeren Wartezeiten für gesetzlich Versicherte im Vergleich zu Privatversicherten. Der GKV-Spitzenverband forderte kurz nach Weihnachten, die Diskriminierung zu beenden und die Terminvergabe zu 100 Prozent an der medizinischen Notwendigkeit auszurichten. (sev)

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