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Debatte um Abnehmspritzen – AOK warnt vor hohen Kosten

08.04.2024 2 Min. Lesedauer

Angesichts des anhaltenden Hypes um Abnehmspritzen kommen aus der Ampel-Koalition erneut Forderungen nach einer Erstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). „Abnehmspritzen sollten nicht als Lifestyle-Medikament betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenden Ansatzes zur Behandlung schwerer Adipositas und zur Verhinderung ihrer Folgeerkrankungen“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann, dem „Handelsblatt“. Die Kassen warnen vor gewaltigen Kosten.

Zu den Abnehmspritzen gehört etwa Wegovy von Novo Nordisk. Deren Wirkstoff Semaglutid wurde ursprünglich für Diabetes-Patienten entwickelt. Das verschreibungspflichtige Präparat Ozempic, das geringer dosiert ist, ist in den USA und Europa als Mittel zur Behandlung von Diabetes Typ 2 zugelassen. Seit der Zulassung von Semaglutid als Diätmittel gibt es weltweit einen regelrechten Run auf die Substanz. Eine weitere Spritze zur Gewichtsreduktion ist Mounjaro von Eli Lilly (Wirkstoff Tirzepatid).

Die Abnehmspritzen werden nicht von der GKV erstattet, da Arzneimittel zur Regulierung des Körpergewichts nach dem fünften Sozialgesetzbuch als Lifestyle-Medikamente gelten. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hatte den Verordnungsausschluss für Wegovy erst Mitte März per Beschluss bekräftigt. Auch das Bundesgesundheitsministerium hat mehrfach betont, dass keine Änderungen geplant sind.

Ullmann sagte hingegen, die Kostenübernahme eines solchen Mittels durch die Kassen sollte dann möglich sein, „wenn die Effektivität und Sicherheit des Mittels belegt sind“ und es „im Rahmen der ärztlichen Behandlung“ verschrieben werde. Der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge äußerte sich ähnlich. Erweise sich ein Lifestyle-Präparat auch gegen schwere Leiden wie kardiovaskuläre Erkrankungen als wirksam, sollte eine Erstattung möglich sei, zitiert ihn das „Handelsblatt“. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heike Baehrens, verwies gegenüber der Zeitung jedoch darauf, dass Medikamente aus gutem Grund von der GKV-Finanzierung ausgeschlossen seien, die „überwiegend zur Abmagerung oder zur Zügelung des Appetits“ dienten. Änderungen seien bei der schwierigen GKV-Finanzsituation schwer vorstellbar.

Laut Berechnungen des AOK-Bundesverbandes würde die Erstattung von Abnehmmedikamenten wie Wegovy oder Mounjaro die gesetzlichen Kassen bis zu 45,8 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Für die Versorgung durch 187.441 Vertragsärzte und Psychotherapeuten zahlte die GKV 2023 rund 47,1 Milliarden Euro. (sev)