Neurologen warnen vor Verharmlosen des Alkoholkonsums
Fast acht Millionen Menschen in Deutschland trinken Alkohol in gesundheitlich riskantem Umfang. Das hat laut Deutscher Gesellschaft für Neurologie (DGN) „katastrophale“ Auswirkungen auf das Gehirn. „Diese Gefahr des Alkoholkonsums wird nur selten thematisiert, da Betroffene nicht an den neurologischen Folgen, sondern an Leberversagen oder Krebs sterben“, sagte heute der Präsident der Deutschen Hirnstiftung, Frank Erbguth, im Vorfeld des 97. DGN-Kongresses in der kommenden Woche. Seine Organisation wolle deshalb die Gefahren des Alkohols auf Nerven und Gehirn bekannter machen. „Denn, um es einmal plakativ auf den Punkt zu bringen: Ja, man kann sich tatsächlich sein Gehirn wegsaufen“, betonte Erbguth.
„Alkohol ist – und da unterscheidet sich der Alkohol tatsächlich ein bisschen von den anderen Drogen – ein primäres Neurotoxin“, erläuterte der Neurologe. „Die vielleicht anfangs angenehme Wirkung ist im Kollateraleffekt eigentlich eine Nervenvergiftung und führt langfristig zu einem Untergang der Nervenzellen.“ Laut Bundesgesundheitsministerium konsumieren 7,9 Millionen der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Ein problematischer Alkoholkonsum liege bei etwa neun Millionen Menschen dieser Altersgruppe vor. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) rät inzwischen aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, „am besten keinen Alkohol zu sich zu nehmen“. Zuvor hatte die DHS eine maximale Trinkmenge von 24 Gramm Reinalkohol bei Männern und zwölf Gramm bei Frauen empfohlen.
Alkohol sei gesellschaftlich akzeptiert, so Erbguth, obwohl „die neurologischen Langzeitfolgen des Alkoholkonsums enorm sind“. Besonders unterschätzt werde die Polyneuropathie. Sie äußere sich anfänglich durch ein unangenehmes Kribbeln in den Beinen, bringe später Dauerschmerzen mit sich und beeinträchtige die Lebensqualität enorm. „Viele Menschen mit Alkoholproblemen sind früher oder später betroffen, Schätzungen zufolge zwischen 22 und 66 Prozent“, erklärte Erbguth. Darüber hinaus ähnelten die neurologischen Folgekrankheiten und Syndrome den typischen Symptomen der Betrunkenheit, seien allerdings dann chronisch. Beim Korsakow-Syndrom etwa komme es zu Sprachstörungen, unkontrollierten Bewegungen – und im Endstadium zu einer Demenz.
„Wir haben den Alkohol ein bisschen vernachlässigt in seiner negativen Wirkung“, resümierte Erbguth. „Alle offiziellen Statements gehen inzwischen von möglichst Null aus.“ Daher müssten Menschen, die Alkohol trinken, besser darüber informiert werden, worauf sie sich einlassen. (bhu)
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