Arbeitsdruck erhöht Flucht aus Berufen – auch aus der Pflege
Ein durch zunehmende Personalengpässe verursachter höherer Arbeitsdruck führt nach einer aktuellen Studie dazu, dass immer mehr Beschäftigte, etwa in der Pflege, ihren Beruf verlassen. Nach den heute veröffentlichten Ergebnissen des „DGB-Index Gute Arbeit 2024“ müssen 76 Prozent der dafür Befragten wegen fehlenden Personals zusätzliche Aufgaben übernehmen, 60 Prozent in höherem Tempo arbeiten. Insgesamt beklage fast jeder Zweite (46 Prozent) Belastungen durch Personalmangel. Um Lücken zu schließen, müssten Fachkräftepotenziale aktiviert werden, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) deshalb. Dafür müssten auch Hürden für Frauen in der Arbeitswelt beseitigt werden.
Besonders ausgeprägt ist der Fachkräftemangel laut DGB in den sogenannten Engpassberufen, worunter auch Pflegekräfte fallen. Sowohl in der Altenpflege (68 Prozent) als auch in der Krankenpflege beziehungsweise dem Rettungsdienst (66 Prozent) sind laut Studie zwei von drei Personen betroffen. „Welch fatale Folgen es hat, dass in erheblichem Umfang Pflegefachkräfte fehlen, bekommen tagtäglich pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen zu spüren“, erklärte Sylvia Bühler, Mitglied im Bundesvorstand der vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). Um den Teufelskreis aus Fachkräftemangel und Überlastung in den Gesundheits- und Sozialberufen zu durchbrechen, brauche es „bedarfsgerechte und verbindliche Personalausstattungen“. Politik und Arbeitgeber seien hier in der Pflicht.
In der Krankenpflege und im Rettungsdienst geht der Studie zufolge nur knapp jeder Vierte (23 Prozent) davon aus, bis zur Rente den Beruf fortführen zu können. Zwei Drittel der in der Pflege Beschäftigten – 66 Prozent in der Altenpflege beziehungsweise 67 Prozent in Krankenpflege und Rettungsdienst – nennen eine zu hohe Arbeitsbelastung als Grund für Teilzeitarbeit. Für den DGB-Index „Gute Arbeit“ waren per Zufallsstichprobe knapp 7.000 abhängig Beschäftigte von Januar bis April 2024 befragt worden.
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hatte bereits Anfang Oktober im Fehlzeiten-Report (FZR) 2024 vor einem neuen Rekord des Krankenstandes gewarnt. Laut FZR fehlten Beschäftigte krankheitsbedingt bereits bis August so oft wie im Gesamtjahr 2023. Bereits 2023 waren die Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder dem Report nach auf 225 hochgeschnellt. Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 waren es dagegen nur knapp 160 Fälle je 100 Mitglieder. (ts)