Nach Corona-Einbruch steigen HIV-Neudiagnosen wieder
Nach dem starken Einbruch zu Corona-Beginn steigen die HIV-Neudiagnosen wieder, liegen aber weiter unter dem Niveau von 2019. Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember legten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die europäische Gesundheitsbehörde ECDC heute ihren neuen Report vor. Danach wurden 2022 in den 49 meldenden Ländern der WHO-Europaregion 110.486 HIV-Infektionen neu diagnostiziert, was 12,4 Fällen pro 100.000 Bürger entspreche. Das seien 4,2 Prozent mehr als 2021, aber 20,5 Prozent weniger als 2019.
Der Anstieg sei vor allem wieder mehr Tests sowie neuen und breiteren Teststrategien geschuldet, betonte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. „Wir bewegen uns in die richtige Richtung.“ Auch WHO-Europa-Direktor Hans Kluge wertete das Plus vor allem als Erfolg der Teststrategien. Vor 40 Jahren wurde das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) erstmals als das Virus identifiziert, das das erworbene Immunschwächesyndrom AIDS verursacht. Vor 35 Jahren rief die WHO den 1. Dezember zum Welt-Aids-Tag aus. Ihr Ziel ist es, bis 2030 HIV weitgehend zu eliminieren.
In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden dem Bericht zufolge insgesamt 2,4 Millionen Menschen in der europäischen Region mit HIV diagnostiziert. Die WHO-Europaregion umfasst 53 Länder, darunter etwa Belarus, die Türkei und Israel. Dabei zeigten sich erneut regional große Unterschiede: Fast 72 Prozent der Neudiagnosen – konkret 79.144 – entfielen 2022 auf den Osten der WHO-Europaregion. Die höchsten Infektionsraten berichteten Russland und die Ukraine, gefolgt von Moldawien, Zypern und Kasachstan.
Die 30 Länder der Europäischen Union (EU) und des Europäischen Wirtschaftsraums (EEA) meldeten 22.995 neue HIV-Diagnosen in 2022. Damit sahen sie einen deutlichen Anstieg. Dabei spielt laut Bericht die wachsende Migration eine Rolle. Jeder zweite Neudiagnostizierte stammte demnach aus einem Land außerhalb des EEA. „Bemerkenswerte“ 16,6 Prozent der Neudiagnosen habe es bei Zugewanderten gegeben, die bereits eine HIV-Diagnose hatten und re-diagnostiziert wurden. Hier brauche es angepasste Präventions- und Teststrategien, forderte Ammon.
Zugleich überholte im EEA heterosexueller Sex erstmals Sex zwischen Männern als häufigste Ansteckungsroute. Besorgt zeigte sich Ammon über die Dunkelziffer. Experten schätzten, dass einer von zehn Betroffenen nichts von der Infektion wisse. Viele erhielten als Folge ihre Diagnose zu spät. Kluge verwies auf die medizinischen Fortschritte. Eine HIV-Diagnose sei kein Todesurteil. Heute gebe es hochwirksame Therapien, die auch die Ausbreitung verminderten. (cm)
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