Antibiotikaresistenzen bleiben große Herausforderung
Bei der Bekämpfung lebensbedrohlicher Antibiotikaresistenzen in Europa sind laut EU-Gesundheitsbehörde ECDC weitere Anstrengungen nötig. „Antibiotikaresistenzen sind eine große Gesundheitsbedrohung für die Menschen in Europa und der ganzen Welt“, erklärte die Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, Andrea Ammon.
Ammon äußerte sich anlässlich des Europäischen Antibiotikatags am Samstag. Besondere Sorge bereitet dem Stockholmer Institut die starke Zunahme von Blutstrominfektionen durch den multiresistenten Erreger Klebsiella pneumoniae, für die es kaum noch Behandlungsoptionen gibt.
„Obwohl in einigen Bereichen langsame Fortschritte zu verzeichnen sind, deuten die jüngsten Daten darauf hin, dass die Antibiotikaresistenzen in der EU weiterhin eine große Herausforderung darstellen“, betonte Ammon. Laut den heute vom ECDC veröffentlichten Resistenzdaten der EU-Länder für 2022 ist nach einem beispiellosen Rückgang beim Antibiotikaverbrauch in den Jahren 2020 und 2021 die Nutzung im vergangenen Jahr wieder angestiegen. Das ECDC schätzt, dass allein im Jahr 2020 über 35.000 Todesfälle in Europa durch Infektionen mit Antibiotika-resistenten Bakterien verursacht wurden. Im Juni beschloss der Europäische Rat für die Mitgliedstaaten eine Empfehlung zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen. Ziel ist es unter anderem, bis 2030 den menschlichen Verbrauch von Antibiotika um 20 Prozent zu senken. Dem ECDC kommt die Aufgabe zu, den Fortschritt bei der Bekämpfung zu überwachen.
„Heute wird eine von fünf bakteriellen Infektionen in Europa durch einen Keim verursacht, der gegen Antibiotika resistent ist“, erklärte Roser Domenech von der EU-Kommission. In etwa zehn Jahren würden neun von zehn im Krankenhaus erworbenen bakteriellen Infektionen multiresistent sein. „Im Jahr 2035 könnte es gefährlicher sein, ein Krankenhaus aufzusuchen, als sich zu Hause behandeln zu lassen, wenn wir nicht dringend etwas gegen die Antibiotikaresistenzen unternehmen“, warnte Domenech. Der Europäische Antibiotikatag steht zum Auftakt der Weltantibiotikawoche bis zum 24. November an. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass jedes Jahr weltweit über eine Million Menschen an den Folgen einer Infektion durch multiresistente Erreger stirbt. 2050 könnten dies laut WHO zehn Millionen Tote sein, wenn es nicht gelinge, neuartige antimikrobielle Arzneien zu entwickeln. (at)
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