ePA-Start in Modellregionen – Reimann: „Vertrauensvorschuss darf nicht verloren gehen“
Krankenkassen, Ärzteschaft und Apotheker haben den heutigen Start der elektronischen Patientenakte (ePA) in den Pilotregionen begrüßt. Die Einführung markiere den „Beginn einer neuen Epoche“ der Digitalisierung im Gesundheitswesen, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Bis zum bundesweiten Rollout werde sichergestellt, dass die Technik sicher laufe. „Vier Wochen lang testen wir die ePA auf Herz und Nieren im Praxisalltag“, so der SPD-Politiker. In den kommenden Wochen soll die Praxistauglichkeit der ePA in den drei Testregionen Hamburg, Franken und Nordrhein in rund 300 Praxen, Apotheken und Kliniken geprüft werden.
„Das Digitalisierungsdefizit im deutschen Gesundheitssystem ist gigantisch“, erklärte die Vorständin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. Es sei eine sehr gute Nachricht, dass es jetzt endlich losgehe. Die Bevölkerung sei der ePA gegenüber sehr aufgeschlossen. Nur 2,9 Prozent der AOK-Versicherten hätten dem Anlegen der ePA bislang widersprochen. „Dieser Vertrauensvorschuss darf nicht verloren gehen“, mahnte Reimann. Bestehende Sicherheitslücken müssten schnellstmöglich geschlossen werden. Die Techniker Krankenkasse (TK) sprach von einem „Meilenstein“ für Patienten und Ärzte. Die ePA verbessere Behandlungen und helfe, Fehlbehandlungen und Doppeluntersuchungen zu vermeiden, sagte TK-Chef Jens Baas. Gleichzeitig habe mit der ePA der Patient die Hoheit über seine Daten.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach von einer „großen Chance“. Es sei gut, dass die ePA zunächst in den Modellregionen getestet werde. Nur bei einem positiven Verlauf der Testphase könne der bundesweite Rollout stattfinden. Ähnlich äußerten sich auch der Hausärzteverband, der Apothekerverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung.
Lauterbach geht davon aus, dass der bundesweite Rollout der ePA im „März oder April“ geschehen werde. Beim Rollout in ganz Deutschland würden „alle großen Probleme“ gelöst sein, auch die Bedenken, die der Chaos Computer Club (CCC) geäußert habe. „Die Sicherheit der ePA für alle hat für uns oberste Priorität“, sagte der Minister. Die vom CCC aufgezeigten Sicherheitslücken seien für die Pilotphase gelöst. Dies habe auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestätigt. Der CCC warnte heute gemeinsam mit anderen Organisation vor einem verfrühten Rollout. „Alle berechtigten Bedenken müssen vor einem bundesweiten Start der ePA glaubhaft und nachprüfbar ausgeräumt werden“, heißt es in einem offenen Brief, den auch Verbraucherschützer und Patientenorganisationen unterzeichnet haben. Einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom zufolge wollen 71 Prozent der Deutschen die ePA künftig nutzen. (at)