Ernährung spielt Schlüsselrolle bei Klimakrise
Eine der zentralen Stellschrauben im Kampf gegen den Klimawandel und für die menschliche Gesundheit ist die Ernährung. Die aktuellen Agrar- und Ernährungssysteme zerstörten derzeit mehr Wertschöpfung, als sie hervorbrächten. Um unter anderem das 1,5-Grad-Klimaziel zu erreichen, sei die Transformation zu einer pflanzenbasierten Ernährung erforderlich, erläuterte Hermann Lotze-Campen vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
„Das aktuelle Agrar-und Ernährungssystem hat global einen Anteil von 25 bis 30 Prozent an den Treibhausgasemissionen“, so der Experte. Um den Folgen entgegenzuwirken, brauche es ein Bündel an Maßnahmen. Ein wichtiger Hebel sei eine „starke Reduktion des Konsums von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln“. Hierfür müssten angepasste Ernährungsumgebungen den Menschen eine pflanzliche und gesunde Essenswahl ermöglichen. Das gelte bei Außer-Haus-Verpflegung, in Kitas, Schulen und Kantinen ebenso wie in Krankenhäusern, sagte Lotze-Campen. Daneben seien ökonomische Anreize für die Produzenten wichtig sowie die Einbindung der Agrarindustrie in den Emissionshandel.
Die Herausforderungen für das Gesundheitssystem durch hohe Emissionen zeigte auch Hausärztin Susanne Balzer auf. „Wäre der globale Gesundheitssektor ein Land, wäre er der fünftgrößte Emittent von Treibhausgasen weltweit“, betonte sie. Das fände bei den Krankenhäusern immer noch zu wenig Berücksichtigung. „Noch heute im Jahr 2024 werden Kliniken neu gebaut ohne Wärmepumpe oder Solar“, monierte sie. Immerhin sei ab 2025/26 eine Berichtspflicht über die Nachhaltigkeit von Krankenhäusern auf EU-Ebene vorgeschrieben. Zudem seien viele Kliniken nicht auf Hitzeschutz für die Patienten eingestellt. Um auf die Klimakrise zu reagieren, „braucht es schnelle Entscheidungen“. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass dies möglich sei.
Hitzewellen brächten zudem weitere Probleme für die menschliche Gesundheit mit sich. Denn vor allem Ältere könnten über ihr Durstempfinden bei starken Temperaturen nicht unbedingt abschätzen, wieviel sie trinken müssten, sagte Nephrologe und Klinikleiter Jan Galle. Das führe zu vermehrten Nierenleiden. Umweltbelastungen durch Feinstaub führten darüber hinaus verstärkt zu Lungenkrebsfällen bei Nichtrauchern, so Andreas Neubauer, DGIM-Kongresspräsident und Onkologe. Erste Daten zeigten, dass „Menschen, die in Regionen leben mit mehr Grünfläche, deutlich weniger Krebs haben“. (imo)