Exakte WHO-Diagnose für „Krankheit X“ steht weiter aus
Knapp fünf Jahre nach Beginn der Covid-19-Pandemie wächst die Sensibilität für neue globale Gesundheitsgefahren. Für die in Zentralafrika aufgetretene „Krankheit X“ gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch keine genaue Diagnose. „Angesichts des klinischen Erscheinungsbilds und der gemeldeten Symptome sowie einer Reihe damit verbundener Todesfälle werden akute Lungenentzündung, Grippe, Covid-19, Masern und Malaria als potenzielle ursächliche Faktoren angesehen“, teilte die WHO mit. Unterdessen legt eine US-Studie nahe, dass der in den USA grassierende Vogelgrippe-Erreger bald mehr Menschen infizieren könnte.
In der schwer zugänglichen Provinz Kwango in der Demokratischen Republik Kongo wurden laut WHO vom 24. Oktober bis 5. Dezember „406 Fälle einer nicht diagnostizierten Krankheit mit Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Husten, laufender Nase und Gliederschmerzen registriert“. Alle Patienten seien unterernährt gewesen. Die WHO zählte bislang 31 Todesfälle. Die Mehrzahl der Erkrankungen betreffe jüngere Kinder. Schnellreaktionsteams seien vor Ort, um Laborproben zu sammeln, die Dynamik der Übertragung zu analysieren und bei der Behandlung zu helfen.
Während die WHO die Situation im Kongo bisher nicht als grenzüberschreitend bedrohlich einschätzt, birgt das Vogelgrippevirus H5N1 nach einer vom US-Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie Pandemie-Potential. Inzwischen reiche eine „einzelne Mutation“ aus, damit der Erreger „deutlich leichter Menschen infizieren“ könne. In diesem Jahr wurde H5N1 bereits „in mindestens 282 Betrieben in 14 US-Bundesstaaten nachgewiesen“, sagte die Umweltgesundheitswissenschaftlerin Megan Davis der Deutschen Welle (DW). Inzwischen hätten sich mehr als 50 Menschen infiziert, in den meisten Fällen mit leichten Krankheitsverläufen.
H5N1-Mutationen könnten „aufgrund der hohen genetischen Plastizität jederzeit auftreten“, sagte der Leiter der Arbeitsgruppe Influenzavirusforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Stephan Pleschka, dem Wissenschaftsdienst Science-Media-Center Germany. Allerdings sei ein Zusammenspiel „von vielen weiteren Veränderungen nötig“, um ein leichteres Überspringen zum Menschen hervorzurufen. Pleschka mahnte jedoch eine intensive Überwachung der H5N1-Ausbreitung in den USA an. In Deutschland gibt es nach Daten des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit aktuell sechs Vogelgrippe-Fälle bei Geflügel. Zudem wurden in den vergangenen vier Wochen 32 infizierte Wildvögeln gefunden. (toro)