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Experten fordern bessere Gesundheitspersonalplanung

12.11.2024 3 Min. Lesedauer

Daten zur Modellierung der Angebots- und Nachfrageseite liegen im deutschen Gesundheitswesen „oft unvollständig, uneinheitlich oder fragmentiert“ vor. Das kritisieren das Sachverständigenratsmitglied Nils Gutacker und die Sachverständigenrats-Mitarbeiterin Rebekka Müller-Rehm in der neuen G+G Wissenschaft (GGW). Sie fordern, vielversprechende Ansätze weiterzuentwickeln. Schließlich seien für evidenzbasierte Gesundheitspolitik und treffsichere Maßnahmen, die Fachkräfteengpässen im Gesundheitswesen entgegenwirken, Prognosen unverzichtbar.

Nötig ist nach Meinung der Experten „ein Bündel politischer Maßnahmen, das sowohl die Angebots- und die Bedarfsseite adressiert als auch Strukturreformen vorsieht.“ Dazu gehöre der Aufbau einer regelmäßigen Gesundheitspersonalplanung auf Basis eines transparenten, berufsgruppenübergreifenden Prognosemodells. Gutacker und Müller-Rehm sehen im Altern der Gesellschaft ein doppeltes Problem für den Medizinbetrieb. Zum einen gehe auch dort das Erwerbspersonenpotenzial zurück, zum anderen erhöhe sich der Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen der Gesamtbevölkerung. Das werfe auch Fragen nach der benötigten Anzahl an Fachkräften auf. Zentral für die Beantwortung sei die Qualität der verfügbaren Daten.

Als erste von drei wesentlichen Schwachstellen nennen die Autoren „berufsgruppenspezifische Defizite“. Die Zahl der beschäftigten Pflegefachpersonen könne beispielsweise nicht eindeutig bestimmt werden: „Es stehen verschiedene Datensätze zur Verfügung, die unterschiedliche Abgrenzungen der Berufsgruppen vornehmen und kein konsistentes Gesamtbild ergeben.“ Herausforderungen stellten sich zweitens bei der Ermittlung des Umfangs und der Dauer von Beschäftigungsverhältnissen. „Ein Problem, das nicht nur das Gesundheitswesen betrifft, ist, dass es keine einheitliche Definition von Voll- und Teilzeitbeschäftigung gibt.“ Auch Informationen über das Renteneintrittsalter stünden nur begrenzt zur Verfügung. Drittens gebe es „mit Blick auf den medizinischen und pflegerischen Bedarf Informationsdefizite“. Im Rahmen des Projekts „BURDEN 2020“, das die Krankheitslast in Deutschland ermitteln sollte, hätte man deswegen unter anderem auf nicht repräsentative Krankenkassenroutinedaten zurückgreifen müssen.

Die Wissenschaftler raten dazu, im „BMG-Fachkräftemonitoring“ angelegte Ansätze weiterzuentwickeln. Der Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege gehe davon aus, dass ein „Weiter so!“ kaum ausreichen werde, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen. (ink)