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Experten fordern bessere Vorbereitung auf „Szenario Krieg“

10.10.2024 3 Min. Lesedauer

Das deutsche Gesundheitswesen muss nach Einschätzung von Expertinnen und Experten besser auf mögliche militärische Konflikte vorbereitet werden. Es gebe eine gute Resilienz des Systems mit Blick auf Alltagsgefahren und zivile Lagen, sagte der Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Ralph Tiesler, heute bei einer Tagung der Bundesärztekammer in Berlin. Für das „Szenario Krieg“ sei Deutschland jedoch „nicht gut aufgestellt“. Notwendig seien „Lösungen in Bezug auf Personal, Material, Koordination und Steuerung“. Die schleswig-holsteinische Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, seiner Ankündigung Taten folgen zu lassen und alsbald ein Gesetz zur Vorbereitung des Gesundheitssystems auf den Krisenfall vorzulegen.

Deutschland sei zwar in verschiedenen Bereichen auf Großschadenslagen vorbereitet, sagte von der Decken. Allerdings reiche das für einen militärischen Konflikt nicht aus. Um Deutschland zu verteidigen und einen Aufmarsch alliierter Streitkräfte im Land sicherzustellen, seien Austausch und Koordinierung zwischen militärischen und zivilen Akteuren bedeutsam. Die Ministerin sprach sich dafür aus, den von der Bundeswehr vorgelegten „Operationsplan Deutschland“ mit dem anstehenden Umbau der Krankenhauslandschaft abzustimmen. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt mahnte: „Gute Vorbereitung, ausreichende Vorhaltung, klar geregelte Zuständigkeiten und trainierte Abläufe sind grundlegend, um für den Krisenfall gewappnet zu sein.“

Charité-Mediziner Heyo Kroemer sagte, Deutschland könne sich beim Aufbau einer „Health Security“ viel von anderen Ländern wie Schweden abgucken. Im Verteidigungsfall gehe es um eine andere Dimensionalität und zeitliche Komponente als etwa bei einem Anschlag wie auf dem Berliner Breitscheidplatz. Etwa habe man es bei einem Krieg mit sehr ausgeprägten Krankheitsbildern zu tun. Es müssten zudem Patienten innerhalb von Deutschland strategisch verlegt werden können. Außerdem sei mit Anschlägen auf die Gesundheitsinfrastruktur zu rechnen. Notwendig seien unter anderem ausreichende Lagerungskapazitäten.

Laut Ralf Hoffmann, Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, ist im Rahmen der Bündnisverteidigung damit zu rechnen, dass 300 bis 1.000 verletzte Soldaten pro Tag aus dem Einsatzgebiet nach Deutschland zurückgeführt würden – und das wohl über mehrere Jahre. Darüber hinaus werde es eine enorme Flüchtlingswelle geben. Angesichts der auch für Deutschland bestehenden Kriegsgefahr sei es notwendig, eine enge Verzahnung von zivilen und militärischen Strukturen so konkret wie möglich vorzubereiten. (sev)

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