Experten fordern klimaneutrales Gesundheitswesen
Das deutsche Gesundheitssystem ist Experten zufolge unzureichend auf den Klimawandel vorbereitet. Ohne ein Gegensteuern von Politik und Gesellschaft würde das zu Kosten für Deutschland bis Mitte dieses Jahrhunderts auf geschätzt bis zu 900 Milliarden Euro führen, warnten Wissenschaftler der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft (WSG) bei der Vorstellung ihres Sechs-Punkte-Papiers „Hitze und Gesundheit“ heute in Berlin. Sie forderten zugleich eine gemeinsame Agenda für ein klimaneutrales Gesundheitswesen.
„Wir müssen jetzt auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren und die medizinische Versorgung anpassen“, betonte WSG-Präsident Michael Hallek. Bislang sei zu wenig über die Verantwortung des Gesundheitssektors diskutiert worden, beklagte der Wissenschaftsjournalist und Arzt Eckart von Hirschhausen. Gesundheit beginne nicht mit Tabletten, sondern „mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander“.
Um den Gesundheitssektor besser aufzustellen, sprechen sich die Wissenschaftler in ihrem Sechs-Punkte-Plan für eine hitzeresiliente Gestaltung von Einrichtungen des Gesundheitssystems sowie Emissionseinsparungen in diesem Sektor aus. Außerdem müsse das Thema Hitze in der Aus-, Fort- und Weiterbildung gesundheitlicher Fachberufe behandelt werden. Bei Ärzten und im Pflegesektor solle eine „klimasensible Beratung“ zu Hitze stattfinden. Dazu gehöre etwa der richtige Umgang mit Medikamenten bei heißen Temperaturen. Die Autoren plädieren weiter für eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit, um kommunale Hitzeaktionspläne umzusetzen. Ohne schnelles Handeln drohten mehr klimatisch bedingte Erkrankungen und entsprechende Folgekosten, prognostizierten sie.
„Das Gesundheitswesen verursacht mehr Treibhausgasemissionen als der gesamte Luftverkehr in Deutschland“, erläuterte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Voraussetzungen für ein nachhaltiges Gesundheitssystem sei, dass ineffiziente Versorgungsstrukturen abgebaut und Chancen der Digitalisierung genutzt würden. Es müsse zudem wirtschaftlich mit den vorhandenen Ressourcen umgegangen werden.
Das Robert Koch-Institut berichte allein für das Jahr 2023 von 3.000 und für das Jahr 2022 von 4.500 Hitzetoten in Deutschland. Transformative Forschung könne hier einen großen Beitrag leisten und praxisorientierte Lösungen für Klimaschutz und Klimaanpassung entwickeln, sagte Beate Müller, Direktorin Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Köln. (bhu)
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