Update

Viele Atemwegsinfekte seit Herbst – Volkswirtschaft leidet

03.01.2024 2 Min. Lesedauer

Seit Beginn der Infektsaison Anfang Oktober hat das Robert-Koch-Institut (RKI) 19,7 Millionen Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen verzeichnet. Damit war fast jeder Vierte in Deutschland in den vergangenen drei Monaten betroffen. Bei einem Großteil der Fälle war laut RKI-Analyse eine Corona-Infektion der Auslöser für den Praxisbesuch, während Grippeviren bislang nur eine untergeordnete Rolle in der Infektwelle spielten.

„Die Vielfalt der Atemwegskrankheits-Erreger, die zurzeit in der Bevölkerung zirkulieren, ist im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten ungewöhnlich groß“, sagte der Gesundheitsökonom Michael Stolpe vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) G+G. Stolpes Prognose zufolge könnte der deutschen Volkswirtschaft allein wegen des Arbeitsausfalls durch die Infektwelle ein Verlust in der Bruttowertschöpfung von etwa 32 bis 36 Milliarden Euro drohen.

Der Volksmund spreche von „Grippewelle“, meine damit aber gewöhnlich alle Arten von Atemwegserkrankungen, auch solche, die nicht auf das Influenza-Viren zurückgingen, erläuterte der Ökonom. Wegen des Streiks der niedergelassenen Ärzte zwischen den Jahren könne die offiziell gemeldete Zahl von Atemwegserkrankungen in den kommenden Wochen stark zurückgehen, gab er zu bedenken. Dies bedeute nicht unbedingt, dass die Zahl der Neuerkrankungen tatsächlich zurückgehe. Eher sei zu befürchten, dass die Schließung der Praxen die ohnehin schon geringe Impfneigung in der Bevölkerung weiter verringere und dies in der Folge zu mehr Infektionen und Erkrankungen führe.

Für die vergangene Infektsaison 2022/23 hatte das IfW einen volkswirtschaftlichen Verlust in Höhe von 30 bis 40 Milliarden Euro prognostiziert. Diese Größenordnung sei inzwischen durch die rückblickende Auswertung der Daten bestätigt worden, erklärte das IfW. Um die volkswirtschaftlichen Kosten und die Belastungen des Gesundheitssystems zu verringern, empfiehlt das Institut, „die Kurve der Ansteckungen zu verflachen“, etwa durch das Tragen von Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten, durch Impfungen gegen Grippe, Corona und andere Atemwegserreger, aber auch durch Arbeit im Homeoffice. Die Corona-Expertin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Maria Van Kerkhove, hatte sich am Wochenende „besorgt“ über den aktuellen Corona-Ausbruch gezeigt. Das Virus zirkuliere in allen Ländern, schrieb die Wissenschaftlerin auf X. Zwar sei man im „fünften Jahr der Pandemie“ in einer anderen Phase, doch Corona bleibe eine globale Gesundheitsbedrohung. (at)