Update

Bipam: RKI-Personalrat fürchtet „langfristigen Stillstand“

27.02.2024 2 Min. Lesedauer

Unter den Mitarbeitern des Robert-Koch-Instituts (RKI) rumort es offenbar heftig. Grund sei das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante neue Präventionsinstitut, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ). Demnach wandte sich der RKI-Personalrat nun in einem Schreiben direkt an Lauterbach und warnte vor einem „langfristigen Stillstand“.

Nach Einschätzung des Personalrats könne es Jahre dauern, bis das Bipam arbeitsfähig sei. RKI-Personalrat Uwe Schäfer beklagte zudem „Geheimniskrämerei“. Bisher blieben die Pläne vage, ein Gesetzentwurf lasse auf sich warten.

Lauterbach hatte sein Konzept im Oktober 2023 vorgestellt. Danach soll sich bereits ab 2025 ein neues Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (Bipam) um „nicht übertragbare“ Krankheiten kümmern. Im Fokus stehen Krebs, Demenz und Herz-Kreislauf-Leiden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) soll ganz im Bipam aufgehen. Gleiches gilt für Teile des 1891 gegründeten RKI. Der Rest des RKI soll sich auf Infektionskrankheiten konzentrieren. Mit der Neuordnung wolle er die Vorsorgemedizin stärken, so der SPD-Politiker.

Außerhalb des RKI stoßen die Pläne auf ein geteiltes Echo. Das Zukunftsforum Public Health, ein Zusammenschluss aus 18 Fachgesellschaften und Organisationen der öffentlichen Gesundheit, sieht eine „vertane Chance“. Bereits im November hatte es an Lauterbach appelliert, das Konzept nachzubessern. Dieses offenbare ein „überholtes“ Verständnis von Prävention und verenge den Fokus auf drei Krankheitsgruppen, so die Experten. Es stehe zu befürchten, dass etablierte Strukturen etwa beim Infektionsschutz geschwächt würden. Auch die Trennung in übertragbare und nicht übertragbare Krankheiten sei fachlich nicht sinnvoll.

Lauterbach strebt an, mit mehr Prävention die Lebenserwartung zu verbessern. Kein anderes EU-Land gebe pro Kopf so viel für Gesundheit aus wie Deutschland. Dennoch zählten die Deutschen mit 80,8 Jahren bei der Lebenserwartung unter den Westeuropäern zu den Schlusslichtern. Parallel arbeitet der SPD-Politiker an einem Vorbeugemedizingesetz, um insbesondere die hohe Zahl an Herz-Kreislauf-Toten zu senken. Diskutiert werden verstärkte Screenings auf Risikofaktoren bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Einladungen zu Check-ups durch die Krankenkassen sowie eine Stärkung der Disease-Management-Programme. (cm)