Update

Gesundes-Herz-Gesetz treibt Blutdruck der Kritiker

08.07.2024 3 Min. Lesedauer

Das geplante Gesetz zur Stärkung der Herzgesundheit (GHG) sorgt weiter für Kritik. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) bemängelt in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme die Absicht, zur Vermeidung von Herzerkrankungen vor allem auf einen breiten Medikamenteneinsatz zu setzen. Auch hinter der Idee neuer Check-Ups stünden „aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht noch viele Fragezeichen“. GBA-Chef Josef Hecken beklagt eine Abkehr von den Prinzipien evidenzbasierter Medizin. Zudem wirft er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, die Selbstverwaltung systematisch zu übergehen.

Die Ziele seien unstrittig, so Hecken. Doch seien neue Leistungen geplant, „ohne dass deren Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit in einem systematischen und transparenten Verfahren überprüft wurden“. Damit greife der Bund laufenden GBA-Prüfungen zur Früherkennung von familiär bedingten Fettstoffwechselstörungen bei Kindern und zum Einsatz von Statinen vor. „Gerade hoch potente Arzneimittel wie Statine können auch mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen einhergehen“, erläuterte Hecken. Darauf hatte auch der AOK-Bundesverband hingewiesen. Der Einsatz von Statinen schon bei Kindern und Jugendlichen gehe „in die völlig falsche Richtung“, sagte Verbandschefin Carola Reimann.

Foto: Auf dem Bild stehen die Worte G+G Leserumfrage
In nur zehn Minuten können Sie die Zukunft von G+G mitgestalten. Wie das möglich ist? Indem Sie an unserer Leserumfrage teilnehmen. Sagen Sie uns jetzt Ihre Meinung.
05.08.20241 Min

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warnte heute vor „mangelnder Evidenz“. Zudem stelle es einen „radikalen Systembruch“ dar, Früherkennungsmaßnahmen ohne Beteiligung des GBA und unter Umgehung des Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsgebotes allein durch Rechtsverordnungen des Ministeriums einzuführen. Der Ministeriumsentwurf enthält die Bestimmung, „dass entgegenstehende evidenzbasierte Richtlinien und Festlegungen des GBA keine Geltung haben“.

Wie die AOK kritisiert die KBV, dass im GHG-Entwurf die Primärprävention zu kurz komme. So ließen sich „durch gesellschaftliche Aufklärung, Werbeverbote für oder eine transparente Kennzeichnung ungesunder Lebensmittel/Genussmittel, hohe Steuern auf diese Lebensmittel oder bewegungsfördernde Lebensbedingungen noch stärkere Effekte zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ erreichen. Den Plan des Ministers, Früherkennungsmaßnahmen auch in Apotheken durchzuführen, lehnt die KBV unter Hinweis auf den Arztvorbehalt ab.

Lauterbach will durch bessere Vorsorge die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Unter anderem sollen Risikopatienten früher und einfacher als bisher Statine zur Cholesterin-Senkung erhalten. Die Fachanhörung zum Referentenentwurf ist für den 15. Juli vorgesehen. (toro)

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.