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Gewalt in Praxen: Lauterbach kündigt härtere Strafen an

13.08.2024 2 Min. Lesedauer

Die niedergelassenen Ärzte sehen sich zunehmend mit aggressiven, ausfälligen oder gewaltbereiten Patienten konfrontiert. Nicht nur in den Notaufnahmen, auch in den Praxen eskaliere die Lage „immer öfter“, beklagte Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) von heute. Er appellierte an Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), das geplante Gesetz zum Schutz von Einsatzkräften auf das Praxispersonal auszuweiten.

Rückendeckung erhielt der KBV-Chef von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Gewalt und Gewaltandrohungen gegen ÄrztInnen und Pflegekräfte müssen stärker bestraft werden“, schrieb dieser auf X. „Wir arbeiten mit Marco Buschmann an Gesetz zur Strafverschärfung.“

„Aggressives Verhalten, verbale Drohungen bis hin zu Tätlichkeiten sind auch ein wachsendes Problem in den Arztpraxen“, schilderte Gassen die Lage. Bislang habe „so ein asoziales Verhalten null Konsequenzen“. „Auch Praxen müssen sich nicht alles bieten lassen.“ Gassen sieht hier einen gesamtgesellschaftlichen Trend. „Wir erleben ja leider insgesamt eine Verrohung und einen Werteverfall in unserer Gesellschaft. Offene Aggression und ein extrem forderndes Verhalten haben deutlich zugenommen.“ Die Probleme gingen von einer „kleinen, leider aber größer werdenden Klientel“ aus. „Zu den Übeltätern gehören Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge und Deutsche.“ Was sich allerdings häufe: „Da ist einer krank, und sechs Leute kommen als Begleitung mit in die Praxis oder die Notaufnahme und machen Radau. Das ist bemerkenswert und extrem unangenehm.“

Eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB) bestätigt die Nöte. Der Tenor sei: „In den vergangenen Jahren ist es immer schlimmer geworden“, bilanziert die KVHB. „Beleidigungen, fordernde Patienten, Pöbeleien und Konflikte sind leider an der Tagesordnung.“ Das reicht bis zu Beschimpfungen wie „Du Hure“ oder Drohungen wie „Ich habe Freunde bei der Russenmafia. Die fackeln dir deine Praxis ab” und „Ich werde dich totmachen“, wenn Forderungen der Patienten nicht erfüllt würden. Vor allem die medizinischen Fachangestellten (MFA) seien Zielscheibe. „Es gibt Tage, da haben unsere MFAs Angst in die Praxis zu gehen“, berichtet eine seit 17 Jahren praktizierende Hausärztin. „Zunehmend habe ich auch den Eindruck, dass der Respekt vor Frauen – egal ob Ärztin oder MFA – schwindet.“ Ihr auch in der Praxis ärztlich tätige Mann werde so gut wie nie beschimpft. (cm)

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